„Wir schaffen es!“

Miriam Zenorini und ihr Mann Mirco Postinghel haben unseren „geschlossenen Hof“ in Brixen-Milland, den „Vintlerhof“, gepachtet. Dass es ein steiniger Weg zum funktionierenden „BioSozialHof“ würde, sollte im Lauf der Zeit offensichtlich werden.

Auch mit Vertretern der Behörden muss gesprochen werden

Eine wichtige Station auf dem Weg zum Gelingen war der August 2018: Am 23. konnte der Hofladen seinen Betrieb aufnehmen. Kundschaft wartete bereits. Zwar durfte vorläufig nur Gemüse verkauft werden, kein Obst, keine Konserven, keine Säfte, doch die Erlaubnis zum vollen Betrieb des Ladens würde in nicht allzu ferner Zukunft erfolgen. Sichtlich stolz – oder mit stiller Freude – richtete Miriam Zenorini das gewünschte Gemüse her, wog es und reichte das Ganze der betreffenden Kundin über den Ladentisch. Im Gespräch verriet mir Miriam ihre Vorgehensweise: Sie und ihr Mann Mirco Postinghel nehmen bewusst keine ablehnende Stellung beispielsweise gegenüber dem Sanitätsamt ein, das in etwa die Funktion des deutschen Wirtschaftskontrolldienstes (WKD) hat. Das gilt auch für andere relevante Behörden. Den Beamten begegnen sie mit Wertschätzung, indem sie von vornherein Zusammenarbeit signalisieren und ihren Teil dazu wie abgemacht leisten. Für sie ist es klar, dass man nur so gut weiterkommt.

Die Bewohner*innen

Momentan gehören zum Vintlerhof zwei Esel als Streichel-Tiere sowie zwei Lauf-Enten, falls der Fuchs sie noch nicht geholt hat. Kurz nach meinem Besuch sollten Hühner dazukommen und im nächsten Jahr Schafe und Ziegen.

Miriam und Mirco bieten auch Ferien auf dem Bauernhof an sowie die Möglichkeit zum Mitarbeiten auf dem Hof. Es gibt ja nicht nur die vorhandenen Tiere, sondern besonders die Menschen, die auf dem Hof leben, arbeiten und gestalten: Da ist ein Mann mit einem belastenden psychischem Hintergrund, dem der Hofbetrieb gut tut. Drei junge Männer aus verschiedenen afrikanischen Ländern sind durch ein Programm der Landesregierung betroffen. Es handelt sich dabei um ein „500-Stunden-Praktikum“: Praktikantinnen und Praktikanten erhalten ein Entgelt von 4,00 € für jede effektive Anwesenheitsstunde.

Ein junges Mädchen mit einer geistigen Beeinträchtigung befindet sich ebenfalls auf dem Hof und arbeitet gemäß ihren Möglichkeiten mit. Sie möchte gerne mit Tieren arbeiten. Dazu lebt ein großes Kind aus Weißrussland eine Zeit lang bei der Familie. Tschernobyl lässt grüßen: Von Kindern, welche eine gewisse Zeit weit weg vom 1986 explodierten ukrainischen Atommeiler leben, haben etwa siebzig Prozent eine gute Chance, nicht mehr durch die Verstrahlung krank zu werden.

Tragend

Schließlich gehört eine Freundin von Miriam, Zenzi Fischnaller, dazu. Sie ist eine tragende Person und zu fünfzig Prozent auf dem Vintlerhof angestellt.

Mirco Postinghel, der Mann von Miriam, lernt noch deutsch, kommt aber immer besser damit zurecht. Er erweist sich als wahrer Tüftler auf dem Hof. Er ist ein lebendes Beispiel dafür, dass der gute Umgang mit der Natur durchaus heilsam sein kann: Mirco hatte eine stark ausgeprägte Neurodermitis, die inzwischen völlig abgeklungen ist!

Dann ist da noch Miriam, eine zierliche, besonnene Frau, welche Autorität ausstrahlt und weiß, was sie will. Sie hat eine Junglandwirtausbildung hinter sich, weil sie schon immer Bäuerin sein wollte. Dazu kommen drei Studienabschlüsse in Richtung Soziale Arbeit und Sozialpädagogik, Betriebswirtschaftslehre (BWL) sowie in Natur im nachhaltigen Management – darunter ein Doktorat. Derzeit nimmt sie am Fernstudium „Soziale Landwirtschaft“ teil, welches in Italien angeboten wird.

Miriam arbeitete ab 2010 im „Haus der Solidarität (HdS)“. Mirco kam 2014 dazu. Als dann vor etwa drei Jahren ein entsprechendes Angebot vonseiten der Comboni-Missionare kam, ging das Ehepaar gerne auf das Angebot ein. So lief und läuft im HdS eine Arbeit auf wichtiger sozialer Ebene: Mit dem BioSozialHof kommt nun „Mutter Erde“ dazu. Daraus ergibt sich soziale Arbeit auf dem Boden von biologischem Landbau und Tierhaltung.

„Wir packen es“

Die Eröffnung des Hofladens und viel wohlwollendes Interesse sind schon jetzt ermutigend für Miriam und Mirco. Und sie sind sich dessen gewiss: „Wir schaffen es!“

Pater Anton Schneider