Daniel Comboni: Seine Vision
„Plan für die Wiedergeburt Afrikas“
Anfang der 1860er waren die Missionsvorhaben im Sudan gescheitert: viele Missionare waren aufgrund von Krankheiten nach kurzer Zeit verstorben oder mussten schwer krank in die Heimat zurückkehren. Mitte des 19. Jahrhunderts waren Infektions- und Tropenkrankheiten noch nicht erforscht, sodass es keine Impfungen oder wirksamen Medikamente gab. Die Missionsvorhaben im Sudan wurden von der Missionsbehörde in Rom eingestellt. Für Daniel Comboni war es sehr schwer, sich damit abzufinden. Er arbeitete nach seiner Sudanreise im Institut Mazza und leitete dort eine Gruppe afrikanischer Mädchen und Jungen, die im Institut zu Missionarinnen und Missionaren ausgebildet werden sollten, um ihre eigenen Völker zu missionieren. Diese Hoffnung wurde jedoch immer wieder enttäuscht, da viele von ihnen nach wenigen Monaten oder Jahren in Europa verstarben. Die Situation schien hoffnungslos und unlösbar zu sein.
Doch dann hatte Comboni 1864 eine göttliche Inspiration: während er im Petersdom in Rom betete, war es ihm, als fiele ein helles Licht auf das ganze Problem und zeige einen Weg zu dessen Lösung auf. Schnell eilte er zurück in sein Quartier und schloss sich zweieinhalb Tage ein, um diese Lösung zu Papier zu bringen: sein „Plan für die Wiedergeburt Afrikas“ und damit der Evangelisierung der Völker war geboren!
Combonis Darlegungen sind eine Mischung aus nüchternen Analysen und missionarischer Begeisterung: Zunächst weist er darauf hin, dass Afrika immer mehr durch Expeditionen aller Art von europäischen Ländern erschlossen und in Besitz genommen werde. Die Kirche dürfe jetzt mit dem Evangelium, das sie allen Völkern zu verkünden habe, nicht zurückstehen. Dann nennt er die Gründe für das Scheitern der bisherigen Bemühungen und entwickelt eine neue Strategie:
1. Ausbildung in Afrika: Missionierung durch die Afrikaner selbst
Es sei praktisch unmöglich, dass weiße Missionare längere Zeit im Innern Afrikas leben und arbeiten. Wohl aber gelinge es ihnen entlang der afrikanischen Küste. Hier, so schreibt er, könnten auch junge afrikanische Männer und Frauen sich einfinden, um Ausbildung und Unterricht im christlichen Glauben zu erhalten, ohne gleich europäisiert zu werden. Sie würden dann als Handwerker, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch als Katecheten, Priester und Ordensleute zu ihren Völkern ins Innere des Kontinents zurückkehren und ihre Kenntnisse und ihren Glauben an andere weitergeben. Eines Tages würde Afrika dann seine eigenen Führungskräfte, seine eigenen Priester, Bischöfe und Ordensleute haben.
Mit diesem Gedanken wird deutlich, dass Comboni den Afrikanern zutraut, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Heute scheint dieser Gedanke selbstverständlich zu sein, doch Mitte des 19. Jahrhunderts war er das nicht.
2. Zentralkomitee in Europa: Alle ziehen an einem Strang
In Europa sollte ein Zentralkomitee zur Koordinierung der Initiativen ins Leben gerufen werden. Dieses sollte sich aus Vertretern aller Ordensgemeinschaften zusammensetzen, die in Afrika arbeiten wollten. Auch Bischöfe, Priester und Laien, die sich für die Evangelisierung Afrikas einsetzen wollen, könnten in das Komitee berufen werden. Das Komitee würde die Arbeit der Missionare unterstützen, günstige Standorte für die Ausbildungszentren auswählen und den Missionaren in medizinischer Hinsicht helfen.
Hier wird deutlich, dass Comboni ganz unterschiedliche Menschen für das Missionsvorhaben gewinnen und begeistern wollte, über Ländergrenzen hinweg, Laien sowie Kleriker einbeziehen wollte. Heute scheint diese Zusammenarbeit selbstverständlich, doch damals war dies keineswegs der Fall, besonders wenn man bedenkt, dass sich in Europa ein Nationalismus etablierte, der die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg erschwerte.
Video zum Leben von Daniel Comboni
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