Im Januar 2021 verstarb Bruder Martin Ploner kurz nach seinem 92. Geburtstag in Mexiko.
Martin stammte aus dem Gadertal/Südtirol. Aufgewachsen und erzogen in einer tiefreligiösen Familie, hatte Martin wohl schon früh daran gedacht, sich ganz Gott im Ordensleben zu weihen. Im Alter von 23 Jahren wurde Martin 1952 im Missionshaus Milland ins Postulat aufgenommen und begann die Ausbildung als Schreiner und Koch. Am 9. September 1955 legte er seine ersten zeitlichen Gelübde ab. Am 9. September 1961 weihte er sich in Saldaña/Spanien endgültig Gott und der Mission.
Sein erster Bestimmungsort war das Seminar/Internat der Provinz in Bad Mergentheim. 1960 hatte die Kongregation am Stadtrand von Palencia eine große Landwirtschaft gekauft und noch im gleichen Jahr in Saldaña ein Knabenseminar gebaut. Die Landwirtschaft sollte zum Unterhalt des Seminars beitragen. Bruder Martin übernahm die Küche und viele Arbeiten auf dem Feld, im Stall, im Haus.
1982 wurde Bruder Martin in die DSP versetzt und der Hausgemeinschaft Mellatz als Gehilfe in der Landwirtschaft zugeteilt. Er hatte jedoch ganz andere Wünsche und Pläne und wollte in die Mission nach Lateinamerika ziehen, da er ja die spanische Sprache sehr gut beherrschte. Mexiko wurde nach dem Gadertal und Spanien seine dritte Heimat, in der er 37 Jahre seines langen Lebens als glücklicher und eifriger Brudermissionar arbeiten und leben durfte. In Mexiko waren sein Dienst und seine Aufgaben als Missionsbruder ganz anderer Art. Er wurde zu den indigenen Gemeinschaften „Chinatecas“ in die bewaldeten Berge von Oaxaca geschickt, arbeitete als Baumeister und Zimmermann, übernahm aber gleichzeitig auch pastorale Dienste. Er gestaltete Wortgottesdienste, besuchte die Kranken und kümmerte sich um die Armen. Er war ein wahrer Apostel der Nächstenliebe für die Schwächsten.
Nach mehr als zehnjähriger Tätigkeit wurde Bruder Martin in das Seminar San Francisco del Rincón, Guanajuato, versetzt. Dort war er für die Instandhaltung des Gebäudes verantwortlich, arbeitete aber auch eifrig in der Pastoral mit. Er besuchte Gefangene, brachte den Kranken die Kommunion und hatte sein „ganz persönliches“ Apostolat aufgebaut, das nur im mexikanischen Kontext und insbesondere in San Francisco del Rincón möglich war: Während der Woche besuchte er jeden Tag eine Fabrik. Nach seiner Ankunft gegen Mittag wurde die Arbeit eingestellt, und sowohl die Arbeiter – ob 20 oder 30 oder mehr – als auch die Besitzer der Fabrik versammelten sich um ihn, um den Angelus zu beten. Bruder Martin betete mit ihnen, sagte ein paar Worte und segnete sie. Es war seine Art, die Arbeitswelt zu evangelisieren.
Als er erkrankte und nicht mehr arbeiten konnte, wurde er eine großartige geistliche Stütze für die mexikanischen Missionare, die außerhalb ihres Heimatlandes arbeiteten. Er unterstützte sie mit seinem Gebet. In den letzten Jahren seines Lebens schrieb er viele Briefe an die Missionare und betete für sie. Alle seine Briefe waren handgeschrieben und in wunderschöner Kalligraphie. Er hat den Computer nie benutzt.
Die Missionsarbeit und der Tod von Bruder Martin lässt sich so zusammenfassen: Wir haben einen großen Missionar auf Erden verloren, aber einen heiligen Missionar im Himmel gewonnen.
P. Fernando Mal GatKuoth