geboren am 16.11.1921 in St. Martin-Gsies/I
Zeitliche Gelübde: 29.06.1945
Ewige Gelübde: 13.10.1954
Priesterweihe: 30.10.1960
verstorben am 04.05.2008
beigesetzt in Lima/PE


Am Sonntag, den 4. Mai 2008, am Fest Christi Himmelfahrt, ist nach langer und schmerzlicher Krankheit Pater Peter Taschler zum Vater heimgekehrt. Pater Peter gehörte zur alten Schule der Comboni-Missionare. Er war gebürtiger Südtiroler, aber auch Peruaner mit Leib und Seele. Fast fünfzig Jahre hat er unermüdlich und erfolgreich als Missionar in diesem Land gewirkt, das er 1954 zum ersten Male betreten hatte.

Pater Peter stammte aus St. Martin im Gsiesertal, Südtirol, und wurde am 16. November 1921 geboren. Seine Eltern waren tief religiöse Leute. Fünf Mal am Tag wurde in der Familie gebetet, wobei das Rosenkranzgebet nicht fehlen durfte. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei im Krieg starben. Gleichsam um diese zu ersetzen, adoptieren sie zusätzlich zwei Kinder.

1933 kam Pater Peter im Alter von zwölf Jahren ins Knabenseminar Vinzentinum der Diözese Brixen. Die Lebensweise war damals auch im Seminar streng und anspruchsvoll: viele Stunden Unterricht und Studium, karges Essen und eiserne Disziplin sollten die jungen Priesteranwärter zu tüchtigen Menschen machen.

Nach acht Jahren Studium entschied sich Peter zum Eintritt ins Priesterseminar, um mit zwanzig weiteren Kandidaten das Studium der Philosophie und Theologie zu beginnen. Seine Studienzeit fiel in die Kriegsjahre 1941bis1946. Um fünf Uhr früh hieß es aufstehen (auch im Winter bei oft zehn Grad Kälte). Es folgten Betrachtung in der Kirche, hl. Messe, einfaches Frühstück, dann Unterricht bis Mittag. Nach dem Mittagessen wurde eine Ruhepause eingelegt, dann ging es weiter mit Unterricht, Studium, Rosenkranz, Abendessen und Nachtruhe.

Manche Vorlesungen fanden unter der Begleitmusik von Kampfflugzeugen statt, die die Luftschutzkeller überflogen. Dann beteten alle gemeinsam den „Bombenpsalm“: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zum Herrn: du meine Zuflucht und Burg, mein Gott, auf den ich vertraue“.

Nach seiner Priesterweihe in Brixen am 29. Juni 1945 bat er seinen Bischof Dr. Johannes Geisler um die Erlaubnis, in die Mission gehen zu dürfen. Er erhielt ein volles „Nein“. Er müsse der Diözese wenigstens fünf Jahre dienen, um auf diese Weise die Ausgaben der Diözese für seine Ausbildung abzuzahlen. Nach sieben Jahren unternahm Peter seinen zweiten Versuch. Der neue Bischof Dr. Josef Gargitter, der ein offenes Herz für die Mission hatte, gab ihm die ersehnte Erlaubnis.

Peter reiste nach Bamberg, um dort am 3. Oktober 1952 das Noviziat zu beginnen. Am 13. Oktober 1954 legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab. Nach einem eher kurzen Urlaub in seiner Heimat reiste er mit dem Schiff von Genua aus nach Peru, wo er nach 23 Tagen ankam. In Tarma legte er am 30.Oktober 1960 die ewigen Gelübde ab.

Seine erste Bestimmung brachte ihn nach Lima in die Pfarrei San Pio X. Im folgenden Jahr kam er nach Huánuco, und er arbeitete dort von 1955 bis 1958. Gleich begann er die vielen Außendörfer der Pfarrei zu besuchen: Rondos, Mitotambo, Jacas, Huanchán, Higueras und viele andere. Alle wurden Zeugen seines außerordentlichen und großherzigen Eifers.

Am 15. Mai 1958 wurde die Prälatur Tarma errichtet und Mons. Anton Kühner zum ersten Bischof ernannt. Die Prälatur wurde den deutschsprachigen Comboni-Missionaren anvertraut.

Pater Peter folgte dem Ruf des neuen Bischofs und zog nach Tarma, wo er dann von 1960 bis 1980 segensreich wirkte. Dem Beispiel von Seelenführern folgend und inspiriert vom Pfarrer von Ars betonte Pater Peter oft, dass die Pfarrei im Beichtstuhl wachse. Deshalb verbrachte er viele Stunden im Beichtstuhl.

Nach Tarma arbeitete er zwei Jahre lang in Chimbote und dann in Pozuzo (1983-1991), einer Urwaldpfarrei, die im 19. Jahrhundert von Einwanderern aus Tirol und dem Rheinland gegründet wurde. Pater Peter tat sich in dieser Pfarrei schwer wegen seines Temperaments und seiner Tendenz sich durchsetzen zu wollen. Nach weiteren zwei Jahren Seelsorge in der Pfarrei Ambo holte ihn der Provinzobere Pater Silvester Engl 1993 ins Provinzhaus nach Lima und ernannte ihn zum Bibliothekar, Provinzchronisten und zum Aushilfspriester in den umliegenden Pfarreien.

Pater Peter war es nicht gewohnt, untätig zu sein. In den nahegelegenen Kliniken bot er sich als Kaplan an. Er besuchte die Kranken, feierte die Eucharistie und hörte Beichten, wann und wo immer er gebraucht wurde. Im Stadtteil Entel-Amauta übernahm er eine Kapelle und wirkte praktisch als Pfarrer. Mit Hilfe vieler Wohltäter baute er ein Pfarrzentrum auf. 2006 wollte er in Heimaturlaub fahren, ließ sich aber vorher vom Arzt untersuchen. Die ihn untersuchende Ärztin riet ihm von der langen Reise ab. Gerne nahm er ihren Rat an. Von da an aber fühlte er sich nicht mehr recht wohl, sein Augenlicht ließ immer mehr zu wünschen übrig und seine Beine versagten ihm zusehends ihren Dienst. Für den aktiven Missionar bedeutete die nachlassende Gesundheit ein großes Opfer.

Zwei Jahre dauerte der langsame Niedergang seiner Kräfte. Pater Peter reifte innerlich, und seine Gottesbeziehung wurde persönlicher. Durch das Leiden bereitete ihn der Herr für die endgültige Begegnung mit ihm vor. Der Herr wird ihn mit den Worten empfangen haben: „Komm, treuer und guter Knecht, nimm das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für Dich bereitet ist“.

R.I.P.

Pater Rogelio Bustos Juárez