geboren am 30.12.1913 in Salzstetten/D
Zeitliche Gelübde: 17.07.1938
Ewige Gelübde: 25.05.1947
Priesterweihe: 20.07.1947
verstorben am 19.02.2009
beigesetzt in Ellwangen/D


Pater Anton Dettling wurde am 30. Dezember 1913 in Salzstetten, Schwarzwald, geboren. Nach der Geburt des neunten Kindes starb seine Mutter. Sein Vater ging eine zweite Ehe ein. Anton hatte fünfzehn Geschwister. Oft erwähnte er, dass er in seiner Kindheit auf Vieles verzichten musste. Er wollte ein Handwerk erlernen. Seine Mutter hoffte, dass er Schneider werden würde, sein Vater hingegen dachte an den Beruf eines Uhrmachers. Der Pfarrer meinte, dass Anton am Lesen Freude habe, und er sollte deswegen die Oberschule besuchen.

Seine Schulzeit

Pater Anton erzählte gerne von seiner Schulzeit. Er besuchte sieben Jahre lang die Volksschule in seinem Heimatort. Nach deren Abschluss ging er auf Anraten des Pfarrers ins Knabenseminar der Steyler in Blönried. Nach drei Jahren zog er mit seinen Kursgenossen ins Missionshaus St. Peter in Tirschenreuth. Nach dem fünften Studienjahr machte er als Kandidat des Diözesanseminars die Aufnahmeprüfung, fiel aber durch. Er ließ sich jedoch nicht entmutigen. Die drei letzten Klassen studierte er in Rottweil.

Eintritt bei den Comboni-Missionaren

Sein Vater wollte mit den Nationalsozialisten nichts zu tun haben. Deswegen trat Anton auch nicht der Hitlerjugend bei. Als Folge davon verloren einige seiner Geschwister die finanzielle Unterstützung, und Anton selbst wurde benachteiligt. Nach dem achten Studienjahr verspürte er den Wunsch, Missionar zu werden. Da ihn die Steyler Missionare wegen zu schwacher Begabung nicht aufnahmen, wandte er sich an die Comboni-Missionare von Ellwangen. Sie nahmen Anton gleich auf. Er begab sich nach Bamberg, um dort am 18. Juli 1936 das Noviziat zu beginnen. Am 17. Juli 1938 legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab und studierte anschließend Theologie an der Theologischen Fakultät der Stadt.

Kriegsdienst

Auch er musste in den Krieg ziehen, wie die meisten seiner Mittheologen. Von 1940 bis 1945 war er als Sanitäter eingesetzt. Anfangs schien es, als würde er der SS zugeteilt, aber zum Glück wurde er davon verschont. Er blieb seinem Glauben, seiner Berufung und den Geboten Gottes treu, was in jener Kriegssituation nicht einfach war. Pater Anton wurde in Frankreich, in der Ukraine und in Russland eingesetzt. Die deutschen Truppen rückten 1942 bis sechzig Kilometer vor Moskau vor. Gegen Kriegsende befand er sich in Litauen, wo er schwer verwundet wurde. Das Haus, in dem sie sich befanden, wurde beschossen, und dabei fiel ihm ein schwerer Balken auf den Kopf. Im Verlauf der fünf Jahre brachte er es nur bis zum Obergefreiten. Er hatte auch kein Interesse, höher zu steigen.

Er fiel in britische Gefangenschaft. Am 19. August 1945 wurde er jedoch bereits entlassen. Vier Tage später war er schon wieder im Scholastikat von Bamberg. Er nahm gleich das Studium der Theologie wieder auf. Am 25. Mai 1947 legte er die ewigen Gelübde ab und wurde am 20. Juli 1947 durch Bischof Otto Kolb zum Priester geweiht. Bis zu seiner Ausreise nach Peru 1948 half er in den Pfarreien des Bistums aus.

Seine Missionstätigkeit

Pater Anton kam am 13. Januar 1949 im Hafen von Callao, Peru, an. Nach einer längeren Vorbereitungszeit wurde er nach Llata versetzt. Andere Einsatzorte waren die Pfarreien Huancaibamba und Panao. Um die vielen Außendörfer zu besuchen, musste er weite Wege zu Fuß oder auf dem Maultier zurücklegen. Er feierte Gottesdienste, taufte viele Kinder, spendete den Kranken die Krankensalbung und begleitete die Verstorbenen zum Friedhof. Nach fünf Jahren harter Arbeit unter den Indios wurde er nach Huánuco versetzt. Die Stadt liegt auf 2000 Meter Meereshöhe und hatte damals 25.000 Einwohner. Die Comboni-Missionare betreuten die Stadtpfarrei San Pedro. Er gab Religionsunterricht in den Volksschulen, beteiligte sich an der Pfarrseelsorge und übernahm das Pfarrbüro. Er registrierte die Messintentionen, taufte Kinder und trug die Taufen, die andere Mitbrüder gespendet hatten, ins Taufbuch ein. Jedes Jahr erstellte er für den Bischof eine handgeschriebene Kopie des Pfarrregisters. Nach seiner persönlichen Schätzung hat er im Verlauf von 23 Jahren 30.000 Kinder getauft. Der Unterfertigte hat selber sieben Jahre in der San Pedro Pfarrei gearbeitet. Damals eröffneten wir eine Suppenküche. Das Projekt wurde von den Nachfolgern weitergeführt, ausgeweitet und modernisiert. Seit 1971 unterstützte die Kolpingsfamilie von Salzstetten, Pater Dettlings Heimatort, das Projekt. Pater Anton hatte seine Heimatpfarrei darum ersucht.

Sein Lebensabend

Die viele Arbeit in Peru hatte an seinen Kräften gezehrt, so dass er 1972 aus Gesundheitsgründen nach Deutschland zurückkehrte. Jahrelang wirkte er in der Heimat als Kaplan in verschiedenen Altersheimen: in Weiler (Allgäu), in Plattenhardt in der Nähe von Stuttgart, in Gaustadt und Burgkunstadt bei Bamberg.

Auch wenn seine Gesundheit in den letzten Lebensjahren sehr zu wünschen übrig ließ, so blieb doch sein Verstand hell und wach. Er pflegte seine Gesundheit, ging früh zu Bett, war vorsichtig im Essen, nahm fleißig seine Medizin und versäumte nie, zur Massage zu gehen, die ihm die DAK alle drei Monate verschrieb. Sein Gedächtnis was phänomenal. Er konnte viele Einzelheiten mit genauem Datum aus seinem Leben erzählen. Er konnte auch mit Hartnäckigkeit seine Meinung vertreten, was das Zusammenleben mit ihm manchmal etwas erschwerte.

Er lebte 37 Jahre lang in der Hausgemeinschaft von Bamberg, ruhig und anspruchslos. Er kannte den Fahrplan der Stadtbusse auswendig und benutzte sie oft. Da er sehr kontaktfreudig war, unterhielt er sich stets mit den anderen Fahrgästen mit ziemlich lauter Stimme, da er schwerhörig war. So konnten ihn alle hören. Auch deshalb war er in der Stadt sehr bekannt.

Langsam ließ auch sein Augenlicht nach, was ihn besonders bedrückte, denn er las sehr viel und gern. Wir bereiteten ihm die Eucharistischen Hochgebete mit vergrößerter Schrift vor. Zwei Frauen nahmen regelmäßig an seiner Messe im Haus teil und halfen ihm dabei. Er nannte sie „mein Volk Gottes“. Auch sein Gehör wurde immer schlechter, und es wurde immer schwieriger, sich mit ihm zu unterhalten. Pater Anton reifte seelisch in seinen letzten Jahren und ertrug seine Gebrechen mit missionarischem Geist.

Sein Hinscheiden

Pater Anton verschied am 19. Februar 2009 in Ellwangen. „Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod“, pflegte der hl. Franz von Sales zu sagen. Pater Anton hatte endlich Gott gefunden. Wir alle wissen, dass wir auf unserer Gottsuche vielen Hindernissen und Schwierigkeiten begegnen. Wer ausharrt bis ans Ende, der begegnet Gott im Tod. Das hat Pater Anton getan. „Gott ist die Ewigkeit“. Diese Wahrheit ist für uns Christen sternklar. Pater Anton ist ein langes Leben geschenkt worden. Eineinhalb Jahre vorher hatte er das sechzigjährige Priesterjubiläum gefeiert. Möge er jetzt in Gottes Frieden ruhen.

R.I.P.

Pater Georg Klose