geboren am 08.03.1916 in Petersbuch/D
Zeitliche Gelübde: 19.03.1937
Ewige Gelübde: 22.05.1946
Priesterweihe: 28.07.1946
verstorben am 20.12.1999
beigesetzt in Ellwangen/D


Pater Matthias Roth gehörte zur ersten Gruppe von Comboni-Missionaren, die nach dem II. Weltkrieg am 30. November 1948 nach Südafrika ausreisen konnten. Als letzter der Gruppe kehrte er 1999 nach Deutschland zurück und als letzter der Gruppe ist er am 17. Dezember 1999 unerwartet in unserem Seniorenheim Ellwangen gestorben.

Seminarist und Soldat

Pater Matthias kam am 8. März 1916 in Petersbuch, Bayern, als fünftes von acht Kindern zur Welt. Eine seiner Schwestern wurde Ordensfrau und starb bereits 1964. Im Alter von vierzehn Jahren bat Matthias um Aufnahme bei den Comboni-Missionaren von Ellwangen, denn er verspürte den Wunsch, Missionar zu werden.

Sein Vater sah es nicht gerne, dass sein Sohn Priester und noch weniger, dass er Missionar werden wollte, aber Matthias blieb bei seinem Entschluss. Nach damaligem Brauch wurde er nach dem Abschluss des Lyzeums ins Noviziat aufgenommen, das er am 13. Juli 1935 in Bamberg begann. Am 19. März 1937 legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab. Bald darauf wurde er zum „freiwilligen“ Arbeitsdienst eingezogen. 1940 erhielt er die Einberufung zum Militär. Er wurde als Sanitäter eingesetzt. Zweimal wurde er verwundet. Während der langen Genesungszeit studierte er in Würzburg Theologie.

Gegen Kriegsende befand sich Matthias in Böhmen (Tschechien) und geriet in Kriegsgefangenschaft. Die Entlassungsformalitäten empfand er als zu lang und zu kompliziert. Ein Mitgefangener überredete ihn, mit ihm die Flucht zu wagen. Nachts verließen sie das Lager, und nur bei Nacht gingen sie zu Fuß in Richtung Deutschland. Ihre Flucht dauerte zwei Wochen. Sie mussten äußerst vorsichtig sein, um nicht in die Hände der Alliierten zu fallen, denn das hätte ihr Ende bedeuten können. Bei Bauern baten sie um Nahrung. Nach zwei Wochen erreichten sie Nürnberg. Dort trennten sich ihre Wege. Matthias begab sich sofort nach Bamberg zu den Comboni-Missionaren. Mit Genugtuung erzählte er später oft, dass er am Pfingstfest (20. Mai) im Dom von Bamberg als Subdiakon fungierte. Er nahm gleich sein Theologiestudium wieder auf und legte am 22. Mai 1946 die ewigen Gelübde ab. Erzbischof Josef Otto Kolb weihte ihn am 28. Juli 1946 zum Priester.

Missionar in Deutschland und in Südafrika

Nach der Priesterweihe arbeitete er zwei Jahre lang in der Missionarischen Bewusstseinsbildung in Bamberg. Im November 1948 erhielt Pater Matthias Sendung in die Mission von Südafrika. So mancher fragte sich damals, ob nach einem so grausamen Krieg die Missionsarbeit überhaupt weitergehen konnte. Es war ja schon schwierig, Deutschland überhaupt verlassen zu können. Welchen Eindruck würde ein Deutscher im Ausland machen! Aber es ging alles gut. 41 Jahre lang hat Pater Matthias in der Diözese Witbank segensreich gearbeitet.

Pater Matthias hat in Südafrika fast alle Ämter bekleidet, die es damals zu verteilen gab. Wenn er gefragt wurde, welche Aufgaben ihm übertragen wurden, antwortete er, dass es einfacher sei, jene Ämter aufzuzählen, die er nicht innegehabt hatte. In Middelburg leitete er längere Zeit das St. Josef-Internat und in Pretoria das St. Antonius-Kolleg. Gleichzeitig unterrichtete und wirkte er als Vikar in einer Pfarrei. Von 1955-1961 war er Regionaloberer. Von 1964 bis 1969 leitete er die Pfarrei Belfast. 1969 wurde er zum Novizenmeister von Luckau ernannt. Pater Denis Bourhill war sein erster südafrikanischer Novize. Von 1970 bis 1976 leitete er wiederum das Internat von Middelburg und wirkte gleichzeitig in der Pfarrei. Dann wurde er nach Bongani versetzt und übernahm die dortige Missionspfarrei. 1983 kam er als Erzieher und Vikar nach Barberton. Wegen seiner Erfahrung, seines gesunden Urteils und guten Rufes wählten ihn die Mitbrüder zum „Probus Vir“. Langsam machte sich jedoch das Alter bemerkbar. Die Arbeit im Internat und in der Seelsorge fiel ihm immer schwerer, auch weil sich seine Sehkraft verschlechterte. Deswegen übernahm er 1984 die kleine Pfarrei Belfast. Im Februar 1991 zog er sich ins Altersheim von Gugulethu zurück, wo er weiterhin mit Eifer die alten Leute seelsorglich betreuen konnte. Auch Bruder Adolf Sailer wohnte und arbeitete ganz in der Nähe des Heimes.

Seine Prinzipien

Pater Matthias war ein tiefgläubiger Priester mit großem Gottvertrauen und deshalb stets voll Optimismus. Nicht, dass er keine Probleme gehabt hätte. Diese betrachtete er als Gelegenheit, seinen Glauben zu leben. Mons. Paul Nkhumishe, Bischof von Witbank, sagte beim Begräbnisgottesdienst: „Wir und die Diözese von Witbank danken dem Guten Hirten für das Geschenk von Pater Matthias, der hier 41 Jahre mit viel Eifer gearbeitet hat. Sein Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der tätigen Nächstenliebe hat uns den Weg zu Gott erleuchtet“.

Da Pater Matthias vielfach als Erzieher und meist als Missionar unter Leuten englischer Muttersprache gearbeitet hatte, konnte er mit der einheimischen Bevölkerung nie richtig in Kontakt kommen und deswegen auch ihre Sprache nicht entsprechend beherrschen. Als er später unter der einheimischen Bevölkerung arbeiten konnte, fühlte er diesen Mangel. Er hat sich aber nie darüber beklagt, so wie er auch stillschweigend seine Gehprobleme ertragen hat, die Folgen seiner Verwundungen während des Weltkrieges.

Pater Matthias versuchte die Menschen dort zu besuchen, wo sie lebten, litten und Feste feierten. Trotz seiner Gehbehinderung besuchte er die Leute in ihren Häusern, betete mit ihnen und sprach ihnen Mut zu. Auf diese Weise wollte er der Gefahr des Bürokratismus aus dem Weg gehen. Die Leute lebten in einfachen Verhältnissen. Das wollte auch er, auch um ihnen ein Beispiel zu geben.

Als sein Augenlicht immer schwächer wurde, versuchte er sich entsprechend auf diese Schwierigkeit vorzubereiten. Er lernte die Messtexte auswendig und kaufte sich Bücher mit größeren Buchstaben. Er widmete sich weiterhin den Bewohnern des Altersheimes. Die Schwestern von Gugulethu berichten: „Jeden Tag feierte er die heilige Messe mit den Schwestern und den Bewohnern des Heims, besuchte die Kranken und spendete den Sterbenden die Sakramente. Jede Woche hielt er einen religiösen Vortrag und eine Bibelstunde und segnete jeden Monat die einzelnen Kranken. Alle nahmen mit Freude an diesen Angeboten teil.” Er bemühte sich, die Ortskirche langsam auf ihre eigenen Füße zu stellen, indem er die Laienmitarbeit förderte, um den Missionar allmählich zu ersetzen. Viel Zeit widmete er dem Religionsunterricht in den Schulen. Eine Reihe von Priestern und hochgestellten Persönlichkeiten in Kirche und Gesellschaft zählten zu seinen Schülern und verdanken Pater Matthias ihre heutige Stellung. Mit besonderem Eifer unterrichtete er Katechisten und Mitarbeiter der Pfarrei.

Seine letzten Tage

Nach dem plötzlichen Tod von Bruder Adolf Sailer entschloss er sich, nach Deutschland zurückzukehren. Mons. Mogale: „Vor drei Monaten tranken wir gemeinsam eine Tasse Tee… am Tag seiner Abreise von Südafrika. Er strahlte Freude, Frieden und Genugtuung aus beim Gedanken an seine neue Bestimmung.“ Im September 1999 kam er nach Ellwangen in unser Seniorenheim. Die Mitbrüder schätzten ihn wegen seines Optimismus und seiner Heiterkeit.

Abgesehen von seiner Kriegsverwundung und trotz seines Alters war Pater Matthias noch recht gesund. Deswegen war auch niemand beunruhigt, als am 17. Dezember 1999 morgens sein Blutdruck recht hoch war. Er verbrachte den Tag wie gewöhnlich, nahm am Mittagessen und am Nachmittagskaffee teil. Als der Bruder um 5.00 Uhr nachmittags sein Zimmer betrat, fand er ihn tot auf dem Bett liegend. Auf seinem Schreibtisch lag die offene Heilige Schrift. Trotz seines schwachen Augenlichtes beschäftigte er sich bis zum letzten Tag mit dem Wort Gottes. Die offene Stelle im 13. Kapitel des Römerbriefes lautete: „Näher ist jetzt unser Heil… der Tag hat sich geneigt… denn leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn… Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an.“

R.I.P.

Pater Anton Ellinger