geboren am 17.05.1939 in Ulm/D
Zeitliche Gelübde: 02.02.1959
Ewige Gelübde: 02.02.1965
verstorben am 06.08.1999
beigesetzt in Lydenburg/RSA
Bruder Adolf Sailer ist am 1. Mai 1939 in Hausen bei Ulm geboren. Sein Vater war Schreiner. Auf Anraten des Dorfpfarrers trat Adolf 1950 in das Missionsseminar von Ellwangen ein, um Priester zu werden. Aber bald merkte er, dass er nicht für eine akademische Laufbahn geeignet war. Er hatte andere Fähigkeiten, was auch seine Erzieher wahrgenommen hatten. Er wollte seine Talente für die Menschen einsetzen auf den Spuren von Daniel Comboni.
Da er aber Missionar werden wollte, schloss er sich der Gruppe der Kandidaten an, die sich auf den Beruf des Missionsbruders vorbereiteten. So bildete er sich drei Jahre lang in der Werkstatt von Josefstal als Schreiner aus. Im Mai 1957 begann er das Noviziat und legte am 2. Februar 1959 die ersten zeitlichen Gelübde ab. Bald wurde ihm die Buchführung der Hausverwaltung und der Zeitschriften anvertraut. Auch arbeitete er eifrig mit, um neue Abonnenten für die Missionszeitschriften und das ,,Werk des Erlösers“ zu werben. Als man ihn zum Koch der Hausgemeinschaft ernannte, war er auch dort mit Leib und Seele dabei. Gleichzeitig fuhr er fort, Wohltäter zu besuchen, ihnen zu danken und sie im Missionsgeist zu bestärken. Mit seiner Arbeit wollte er nicht nur die Oberen zufriedenstellen, sie war für ihn vielmehr die Erfüllung seiner Berufung und eine Gelegenheit, mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen und sie für den Missionsberuf zu begeistern. Er hatte eine angenehme Art, mit Menschen umzugehen. Am 2. Februar 1965 weihte er sich und seine Arbeit Gott und der Mission mit den ewigen Gelübden.
1968 ging sein Wunsch in Erfüllung, in die Mission nach Südafrika auszureisen. Damals waren die Farmen sehr wichtig für die Missionsarbeit und den Unterhalt des Missionspersonals. Bruder Adolf begann also seinen Einsatz, indem er die Leitung der Farm von Belfast übernahm und später jener von Maria Trost. Er musste bei null anfangen, sich mit der Führung einer Farm vertraut machen und Afrikaans, die Sprache der Farmer, lernen. Bruder Adolf litt darunter, als man in den achtziger Jahren einzusehen begann, dass kleine Farmen nicht mehr rentabel waren und sie deshalb aufgegeben werden mussten. 1984 wurde er gebeten, nach Deutschland zurückzukehren, um die Pflegestation der Provinz in Ellwangen zu übernehmen. Jedoch fiel der Plan ins Wasser, da er selber immer größere Gesundheitsprobleme mit der Wirbelsäule hatte. So durfte er weiterhin in Südafrika bleiben.
Bruder Adolf musste aber wieder von vorne anfangen. Er wurde nach Glen Cowie versetzt und dann nach Gugulethu. Hier arbeitete er mit „Operation Hunger“ zusammen, einer ONG, die in Katastrophengebieten Lebensmittel verteilte. Seine Aufgabe war es, die Listen jener zu erstellen, denen geholfen wurde, und die Verteilung der Lebensmittelpakete an die Bedürftigen zu beaufsichtigen. Er sah aber bald ein, dass es nicht genügte, Lebensmittelpakete zu verteilen. Die Leute mussten angeleitet werden, selbst auch etwas zu tun, und geschult werden, im Gebiet von Elukwatini Gemeinschaftsgärten anzulegen. In Gugulethu wurde vor Jahren von einem Mitbruder ein Alten- und Pflegeheim gebaut, das von deutschen Benediktinerinnen geleitet wird. Dort übernahm er Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden. Er war ein geschickter Handwerker: er besserte Dächer aus, Wasserrohre, Türen und Türschlösser, Waschbecken, elektrische Wasserpumpen usw. Die Schwestern schätzten Bruder Adolf, denn er war stets bereit zu helfen. Was anfangs eher Nebenarbeiten waren, wurde allmählich die Hauptbeschäftigung. Als „Operation Hunger“ immer weniger Lebensmittel verteilte, begann er mit kleinen Gemeinschaftsinitiativen: er machte Kerzen, Drahtzäune und ermutigte die Leute, Gemeinschaftsgärten anzulegen. Innerhalb von wenigen Jahren entstanden mit seiner Hilfe und durch seine Anregung elf Gartenprojekte im Gebiet von Elukwatini. Die Beschaffung von Wasser für die Gärten wurde seine Hauptsorge. Er entwarf und errichtete Wasserpumpen und Wasserkanäle, um vom Fluss Wasser zu den Gärten zu pumpen. Die Pumpen konnten leicht instandgehalten werden, da sie weder Strom noch Diesel brauchten.
Bruder Adolf hat kein leichtes Leben gehabt. Zwei Eigenschaften zeichneten ihn besonders aus: Seine Fähigkeit, mit den Arbeitern und Nachbarn gute Beziehungen aufzubauen, und die Genauigkeit bei der Ausführung seiner Arbeiten und Aufgaben. In seinem Alltag ist er immer wieder den Härten des Apartheidregimes begegnet. Da er als Farmer seinen Missionsberuf lebte und ausübte, sah er schnell ein, dass es nicht einfach war, die niedrigen Löhne der Farmarbeiter aufzubessern und ihnen einen gerechten Lohn auszuzahlen. Die Mitbrüder hatten normalerweise kein großes Verständnis für die Arbeit von Bruder Adolf und anderen Brüdern, die Farmen betreuen mussten.
Ein anderes Problem, das ihn seit langem begleitete, war seine nachlassende Gesundheit. Anfangs maß er den Diabetesanfällen wenig Bedeutung bei. Sie wurden aber so bedrohlich, dass er schließlich den Arzt aufsuchte und dieser ihm sagte: „Nach dem Urteil der Medizin solltest Du bereits im Grabe liegen und nicht für eine ärztliche Visite hier stehen“. Während seiner letzten Lebensjahre hatte er häufig Anfälle, und manchmal fiel er sogar in ein Koma. Wir sind den Schwestern zu großem Dank verpflichtet. Auch nachts liefen sie manchmal herbei, um dem Bruder aus dem Koma zu helfen. Auch sein Mitarbeiter Mahlangu, der ihn bei der Arbeit begleitete, stand ihm zur Seite und sagte ihm, wann er essen oder die Medizin zu sich nehmen musste.
Gegen Ende seines Lebens verschlechterte sich auch das Problem mit seiner Wirbelsäule, und heftige Schmerzen stellten sich ein, wenn er bei Versammlungen längere Zeit sitzen musste. Wenn ihn jedoch jemand besuchte, konnte er kaum mit dem Erzählen aufhören. Sobald der Gast Anstalten machte, sich zu verabschieden, legte er seine Hand auf dessen Arm und lud ihn ein, noch etwas zu bleiben.
Am 6. August 1999 ging Bruder Adolf mit Herrn Mahlangu wie gewöhnlich zur Arbeit, um einen der Gärten zu bewässern. Gegen Mittag hatte der Bruder einen Diabetesanfall. Mr. Mahlangu wusste, was er in einem solchen Fall zu tun hatte. Er ging mit dem Bruder zum Auto und reichte ihm die notwendige Dosis Medizin. Der Bruder entschuldigte sich bei ihm, dass er seinen Rat nicht befolgt hatte, rechtzeitig die Medizin zu nehmen und fügte hinzu: „Jetzt ist alles gut. Du kannst wieder zur Arbeit zurückkehren“. Bald danach stieg Bruder Adolf aus dem Auto, legte sich rücklings auf das Gras und klagte über starke Schmerzen in der Brust. Es gelang ihm noch, um Hilfe zu rufen. Mr. Mahlangu nahm ihn auf seine Arme, und der Bruder starb wahrscheinlich in jenem Augenblick an einem Herzinfarkt. Er legte ihn ins Auto und fuhr mit ihm so schnell er konnte ins Krankenhaus von Gugulethu. Alle Wiederbelebungsversuche der Ärzte blieben erfolglos.
Bruder Adolf lebte in inniger Beziehung mit dem Herrn, der ihn zum Missionsleben und in seinen Dienst berufen hatte. Er lebte seine Gelübde nicht als Verpflichtung, sondern als eine Möglichkeit, die Menschen zu lieben und mit ihnen sein Leben zu teilen. Er folgte dem Beispiel Combonis. Die Ganzhingabe von Bruder Adolf für die Völker Afrikas war nicht einfach die Frucht seines Ordensgehorsams. Es war die Liebe Christi für die Völker Afrikas, die ihn anspornte, ihnen seine Hilfe anzubieten, auch wenn es ihn Opfer kostete. In seinem Herzen blieb die Christusliebe lebendig. Sie motivierte ihn, das Volk, zu dem er ausgesandt worden war, zu lieben, und sein Leben und alles, was er hatte, mit ihnen zu teilen.
Am 13. August wurde in Gugulethu ein Gottesdienst gefeiert. Von jedem Gartenprojekt kam eine Abordnung, um zu erzählen, wie ihnen Bruder Adolf geholfen und er sie behandelt hatte. Die Leute waren zutiefst bewegt von seiner Liebe, seiner Sorge und seiner Ehrlichkeit ihnen gegenüber. Eines wurde immer wieder betont: Bruder Adolf half nicht nur der katholischen Gemeinde, sondern allen, die am Gartenprojekt Interesse zeigten. Er machte keinen Unterschied zwischen einem Katholiken oder einem Nicht-Katholiken, er war der Freund aller. Pater Benno Singer sprach in seiner Predigt über den Missionsberuf von Bruder Adolf und die Art und Weise, wie er ihn lebte.
Bruder Adolf wurde am 14. August in Maria Trost beerdigt. Mons. M. Pater Nkhumishe, Bischof von Witbank, stand dem Abschiedsgottesdienst vor. Der Provinzobere Pater Riegel hielt die Predigt. Die meisten Priester der Diözese, viele Schwestern und Freunde von Elukwatini waren zum Sterbegottesdienst gekommen. Wir alle sind tief betroffen durch den plötzlichen Tod von Bruder Adolf. Wir sehen die Früchte seiner Liebe und seines Interesses für die Gärten, die weiterhin Gemüse produzieren und viele Leute unterstützen. Eine weitere Frucht ist im Wachsen: seine Liebe zu den Armen, zu den Ausgegrenzten. Wir vertrauen auf den Herrn, dass das Leben, der Glauben und die Liebe von Bruder Adolf weiterhin in den Gärten und in den Menschen Früchte hervorbringen, die andauern.
R.I.P.