geboren am 10.02.1913 in Manholz (Bayern)/D
Zeitliche Gelübde: 28.05.1933
Ewige Gelübde: 28.05.1939
verstorben am 14.03.1995
beigesetzt in Ellwangen/D
Bruder Georg Eigner ist in Mannholz, einem katholischen Dorf in Mittelfranken, geboren. Wie sein etwas älterer Bruder Karl schloss auch er sich als Bruderkandidat den Missionaren Söhnen des heiligsten Herzens Jesu von Ellwangen-Josefstal an. Am 25. Mai 1931 begann er in Josefstal das Noviziat und legte dort am 28. Mai 1933 die ersten zeitlichen Gelübde ab. Danach wurde er gleich nach Mellatz versetzt, um dort in der Landwirtschaft mitzuhelfen.
Im Jahre 1935 erhielt Bruder Georg Sendung nach Südafrika. Auf diese Weise entging er dem Militärdienst und den Schikanen des Naziregimes. Wegen des zweiten Weltkrieges und der schwierigen Nachkriegszeit konnte Bruder Georg erst nach fünfzehn Jahren, im Jahre 1950, seinen ersten Heimaturlaub antreten. In Südafrika hatte er am 28. Mai 1939 in Glen Cowie die ewigen Gelübde abgelegt. Er leistete kostbare Dienste auf den Missionsfarmen: Glen Cowie von 1935-1938, Maria Trost von 1938-195l, Barberton von 1952-1973 und Luckau von 1973-1974. Seine Arbeit wurde sehr geschätzt, zumal bis in die sechziger Jahre keine oder kaum Hilfe aus Europa eintraf. Die Werkstätten und Landwirtschaften dienten nicht nur dem Unterhalt der Missionare, der Missionsschulen und der Krankenstationen, sondern auch der Ausbildung junger Afrikaner. Das Leben in der Mission war damals sehr einfach, und es herrschte oft wirkliche Armut, besonders bis in die fünfziger Jahre.
Die Zulus, die den Missionaren für gewöhnlich einen Spitznamen geben, nannten Bruder Eigner den Bruder, „der die Hacke selber in die Hand nimmt“. Das heißt, das, was er von ihnen erwartete, tat er auch selber, um ihnen ein gutes Beispiel zu geben. Der sozioökonomische Wandel in Südafrika, die Verstaatlichung der Schulen und Missionskrankenhäuser und der Bedeutungsverlust der Werkstätten, Farmen und anderer Werke machten ihm sehr zu schaffen. So kehrte er im Rahmen der Rotation 1974 in die Deutschsprachige Provinz zurück.
Er gehörte gut fünfzehn Jahre der Hausgemeinschaft Neumarkt an. Er hat sich sehr für die Verbreitung vom „Werk des Erlösers“ und der Zeitschrift „Kontinente“ eingesetzt. Durch verschiedene Krankheiten physisch geschwächt, hat Bruder Georg in den letzten Jahren einen inneren Wandel mitgemacht. Sein Gebetsleben, sein Opfergeist und das Verständnis für die Mitmenschen hat ein hohes Niveau erreicht.
Zwei Jahre vor seinem Tod wurde Bruder Georg auf die Intensivstation des Krankenhauses von Ellwangen gebracht. Die ständigen Untersuchungen nervten ihn so sehr, dass er aufstand, das Krankenhaus verließ und sich zu einem Freund aufmachte, der etwa hundert Kilometer entfernt wohnte. Kaum angekommen, bat er um Wurst, Senf und ein Bier. Er fühlte sich gleich wohler. Solche Reaktionen waren typisch für ihn. Es ist nicht leicht, ihn als Ordensmann oder Missionar in eine der klassischen Kategorien einzuordnen. Er war ein Typ für sich. Eines Tages kam ein Ingenieur auf Besuch ins Missionshaus und kam zufällig mit Bruder Georg ins Gespräch. Als er das Haus verließ, sagte er, er hätte nicht erwartet, einen so authentischen und unverdorbenen Mann in einem Ordenshaus anzutreffen.
Auch während seiner Ausbildungszeit ist es ihm nicht gelungen, die rauen und scharfen Kanten seines Charakters etwas zu entschärfen. Er hatte eine ausgesprochen schlechte Meinung von einer Reihe von früheren Vorgesetzten und Mitbrüdern – zum Teil ohne Grund. Er äußerte seine Meinung stets ohne Umschweife. Bruder Georg hat sicher darunter gelitten, dass das Gemeinschaftsleben auf Befehl und Gehorsam aufgebaut war und die Brüder den Patres untergeordnet waren. Er verlor nie ein gutes Wort über die Vergangenheit. Es gab damals für die Brüder keine angemessene Vorbereitung auf den Missionseinsatz, weder wurden sie in die Kultur eingeführt noch gab man ihnen die Möglichkeit, Sprachen zu lernen. Sie konnten sich nicht ihren Fähigkeiten gemäß ausbilden. Bruder Georg war ein fähiger und intelligenter Mann. Gerade deswegen waren Enttäuschungen oft unvermeidlich. Viele Brüder suchten deshalb in ihrer Arbeit Erfüllung, oft bis zur Erschöpfung.
Bruder Georg wich nie von seinem eigenen Urteil ab und ließ sich auch nie von anderen vereinnahmen. Er war hart mit anderen und auch mit sich selbst. Unser Haus in Ellwangen, in dem die meisten älteren Mitbrüder der Provinz wohnen, besteht aus vier Stockwerken und hat natürlich auch einen Aufzug. Bruder Georg benutzte ihn nur selten. Bis wenige Wochen vor seinem Tod ging er, groß und aufrecht wie er war, langsamen Schrittes und ganz bewusst die Treppe hinauf. Er widerstand der Krankheit und dem Alter, so lange es nur möglich war. Disziplin und Ordnung, Freiheit und Unabhängigkeit waren seine Merkmale.
Sein Sinn für Humor und die Verbundenheit mit seinem geliebten Bayernland waren ebenfalls bemerkenswert. Sein Lieblingsheiligtum war das Kloster Andechs am Ufer des Ammersees. Es waren nicht so sehr die Benediktinermönche oder das Marienheiligtum, die ihn anzogen, sondern vielmehr das gute Bier und die knusperigen „Schweinshaxen“.
Im Februar 1993 feierte er seinen 80. Geburtstag in Neumarkt. Viele bezweifelten, ob er wegen seines fortgeschrittenen Hautkrebses diesen Tag noch erleben würde. Er lebte nach der Feier noch mehr als zwei Jahre. Er lud persönlich über hundert Gäste ein. Er wollte nur diese bei der Feier haben, nicht einmal Mitbrüder. Die Teilnehmer erlebten dann einen authentischen Missionar, der allen Respekt einzuflößen vermochte. Er erzählte von seiner Missionsarbeit in Südafrika, zeigte Dias, und vergaß nicht, die Jugend von heute aufzurufen, den Ordens- und Missionsberuf zu wählen. Bruder Georg liebte das Ordensleben und die Kongregation. Er war tief religiös. Er verbrachte Stunden vor dem Tabernakel. Ein Freund von Neumarkt pflegte zu sagen: „Wenn ich Bruder Georg suche, dann finde ich ihn fast immer in der Kapelle“.
Bruder Georg wiederholte immer wieder mit Tränen in den Augen, was der Provinzial ihm gesagt hatte: nach Südafrika und Neumarkt sind diese letzten Jahre „dein dritter Missionseinsatz“. Er meinte damit die Annahme seiner sehr schmerzhaften Krankheit. Er opferte im wahrsten Sinn des Wortes seine Leiden für die Missionen auf. Er litt an einer Hautkrankheit, die ihn nachts nicht schlafen ließ. Er verbrachte ganze Nächte sitzend auf einem Stuhl in seinem Zimmer. Er wurde auch am Rücken und an den Hüften operiert, so dass er sich kaum beugen konnte. Im Garten arbeitete er kniend. Er hätte fünfzig Chirurgen eine Chance gegeben, ihre Fähigkeiten zu zeigen, sagte er. Obwohl sein Rücken eine große Wunde war, lehnte er Schmerzmittel ab. Eines Tages fragte ihn ein Arzt im Krankenhaus, wie er das aushalten könne. Bruder Georg drehte den Kopf und schaute auf das Kreuz an der Wand. Trotz der Schmerzen verlor er nie seinen Humor. Er meinte: „Der Herr züchtigt den, den er liebt. Aber warum liebt er mich so sehr? Kann er nicht einen anderen lieben?“ Er starb am 14. März 1995 in Ellwangen und wurde im städtischen Friedhof neben seinen Mitbrüdern beigesetzt.
R.I.P.
Pater Reinhold Baumann