Das vierzehnte Weltsozialforum fand vom 13. bis 17. März 2018 in Brasilien in der Stadt Salvador da Bahia (Bundesstaat Bahia) statt. Es stand unter dem Motto „Widerstand leisten heißt Aufbauen, Widerstand leisten heißt Transformieren“. Das Programm umfasste mehr als 1600 Veranstaltungen. Zum Weltsozialforum waren auch viele Mitglieder der Comboni-Familie aus allen Teilen der Welt gekommen. Von der deutschsprachigen Provinz (DSP) nahm Provinzial Pater Karl Peinhopf an der Veranstaltung teil, der uns folgende Schlussbotschaft der Teilnehmer der Comboni-Familie mitbringt:
Schlussbotschaft der Teilnehmer der Comboni-Familie am Weltsozialforum und am Comboni-Forum
Wir, die Comboni Laien, Schwestern und Comboni-Missionare, die wir am Weltsozialforum (WSF) und am Comboni-Forum (FC) im brasilianischen Salvador da Bahia teilgenommen haben, grüßen alle mit einem Herzen voll Dankbarkeit und Hoffnung. Salvador ist der Ort des Widerstands und der Kultur der schwarzen Nachkommen aus Afrika. Vom 10. bis zum 19. März erlebten wir eine starke und zugleich einzigartige Erfahrung bei der Teilnahme am WSF, das zum Thema hatte: „Widerstand bedeutet (Neues) erschaffen – Widerstand bedeutet verändern“, und am achten Comboni-Forum zum Thema: „Dienst und Vernetzung, Zusammenarbeit innerhalb der Comboni-Familie und mit anderen Organisationen“. Wir sind unseren beiden Generalleitungen dankbar, die uns eine ermutigende Botschaft schrieben und uns zum Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (GPIC) und zur Teilnahme am WSF ermutigten, als Ausdruck unseres gelebten Charismas in den Herausforderungen der Welt von heute.
Unsere Teilnahme war zahlreich und wirkungsvoll: wir waren insgesamt 53 Teilnehmer aus Afrika, Europa und Amerika. Wir erlebten den großen Reichtum unseres Charismas, das sich in einer Vielzahl von Einsätzen zeigt. Zum ersten Mal nahmen auch junge Menschen aus unseren Ausbildungshäusern (Scholastikat und Brüderzentrum) mit ihrem Leiter daran teil. Wir danken auch für die Antworten von vier Scholastikaten auf die Umfrage, die das Zentralkomitee ausgesandt hatte, um zu verstehen, inwieweit die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auch in der Ausbildung vorkommen. Wir wollen auch in Zukunft unsere jungen Menschen, die in der Ausbildung sind, und ihre Leiter mit diesen Themen, sowie mit der Dynamik des WSF und des FC, vertraut machen.
Auf dem Weltsozialforum wurden vom Comboni-Network vier Workshops zu folgenden Themen präsentiert: Landraub (landgrabbing), Abbau von Mineralien, die sozio-politische Situation im Kongo und im Südsudan und die Überwindung von Gewalt und Diskrimination gegenüber Geschlechtern. So konnten wir innerhalb des WSF durch unseren Einsatz als Missionare und Missionarinnen zeigen, dass eine andere Welt möglich ist. Wir hatten auch einen Stand, auf dem wir missionarische Bewusstseinsbildung betrieben und mit vielen Menschen ins Gespräch kommen konnten. Viele von uns besuchten auch zahlreiche Workshops, die auf dem WSF angeboten wurden, wie z. B. über neue Paradigmen, Theologie und Befreiung, Jugend, Widerstand der indigenen und afrikanisch stämmigen Völker und Migration. Während dem Forum nahmen wir auch an der Generalversammlung der Frauen teil. Das ganze Forum lief wie ein Fest ab, es wurde aber durch die Ermordung zweier Menschenrechtsaktivisten unterbrochen: Marielle Franco in Rio de Janeiro und Sérgio Paulo Almeida em Barcarena, Bundesstaat von Pará.
Das Comboni-Forum verlief in der Tradition der vorhergegangenen Treffen: der Tagesablauf wurde immer wieder durch inkulturierte Momente der Spiritualität aufgehellt, bei denen wir das Leben feierten, aber auch das Leid und die Hoffnung, in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit der Herkunftsländer und mit denen auf dem Forum Anwesenden. In unseren Überlegungen haben wir uns mit den neuen Paradigmen der Mission auseinandergesetzt. Wir wollen dies in Zukunft verstärkt als Comboni-Familie leben und den Laien mehr Raum geben für ihre Mitarbeit. Bei diesen Überlegungen wurden wir vom Benediktiner Marcelo Barros begleitet, der uns über den aktuellen Stand der Theologie und Befreiung unterrichtete, und von Moema Miranda, die nach einer Analyse der Situation in der Welt einige Lichter aufzeigte für unseren Weg, nach den Vorgaben von „Laudato Si“. Vor der Tatsache eines ungezügelten Neoliberalismus sind wir eingeladen, die Armen ins Gespräch unter sich zu bringen und den Glauben an die Gegenwart des Geistes zu festigen, der mit uns in der Geschichte unterwegs ist.
Hinterfragt von dem, was wir leben, wollen wir folgendes:
- Ein Buch veröffentlichen, das die Geschichte und die Hoffnung dieser elf Jahre Comboni-Forum zusammenbringt und einige Wege in die Zukunft aufzeigt
- Die Koordination vom Comboni Network erweitern, damit eine bessere Sensibilisierung und Bildung über die Themen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (JPIC) erfolgen kann
- Ein Comboni-Sozialforum auf kontinentaler Ebene veranstalten, auf dem die verschiedenen Wirklichkeiten, in denen wir stecken, ausgetauscht werden können
- Einen finanziellen Fonds bilden, der die Aktivitäten von JPIC unterstützt
- Eine Internetplattform aufbauen, auf der Erfahrungen und Material zu JPIC ausgetauscht werden können.
Nach dieser Erfahrung ist es uns noch wichtiger geworden, uns zu treffen, damit eine größere Zusammenarbeit und Austausch als Comboni-Familie geschehen kann, auch mit Personen, die zwar in verschiedenen Umfeldern tätig sind, aber im Einsatz für JPIC ein gemeinsames Ziel haben. Es geht darum, neue Wege des Dienstes und neue Paradigmen für die Mission zu finden.
Salvador da Bahia, 19. März 2019, Fest des heiligen Josef
weitere Informationen zum Weltsozialforum: weltsozialforum.org.
Text zusammengestellt von Pater Karl Peinhopf