Ein Ministrant begleitet die Priester seiner Kirchengemeinde auf ihrer Reise zu den Missionsstationen und genießt jeden Moment dieses Dienstes. Er beginnt zu glauben, dass dies sein Lebensweg sein kann und beschließt: „Ich will Comboni-Missionar werden.“ Heute, als Priester, würde er sein Leben für alles Gold der Welt nicht ändern.

Ich wurde im April 1984 in Kapiri Mposhi geboren, einer Stadt mitten in Sambia an der Grenze zur Provinz Copperbelt. Von 1992 bis 1999 durchlief ich die sieben Grundschuljahre an der Kapiri Mposhi-Schule. Nach den Abschlussprüfungen sollte ich an die Kabwe Secondary School wechseln, aber meine Mutter hatte mich für die Klassen 8 und 9 an der Kapiri-Schule angemeldet, weil mein Vater 1997 gestorben war und ich das einzige Kind war, das noch bei ihr lebte. Zwei Jahre später, im Jahr 2001, starb auch meine Mutter, und ich musste nach Lusaka umziehen, wo ich bei meiner älteren Schwester lebte. Für die Klassen 10 bis 12 wurde ich auf die Mkushi Highschool geschickt, obwohl es mein geheimer Traum war, das St. Francis Malole Minor Seminary in Kasama, der Hauptstadt der nördlichen Provinz von Sambia, zu besuchen.

Warum ein Seminar? Ich hatte den Wunsch, Priester zu werden. Ich konnte nicht erklären, warum, aber wenn ich mir mich als Ordenschrist oder Missionar vorstellte, erschien es mir richtig und passend, obwohl es mir Angst machte und ich dachte, dass es unmöglich wäre. Heute kann ich sagen, dass es so war, als würde ich mich allmählich verlieben.

Die Geschichte hatte lange zuvor begonnen, als ich noch ein kleiner Junge war und zur Ministrantengruppe der Gemeinde Immaculate Heart of Mary in Kapiri Mposhi gehörte. Die Pfarrei wurde von Franziskanern geleitet. Ich nutzte jede Gelegenheit, sie bei ihren Besuchen der Außenstationen zu begleiten, von denen einige sehr weit vom Zentrum entfernt waren. Mit ihnen unterwegs zu sein und bei den Messen in den verschiedenen Gemeinden zu dienen gab mir das Gefühl, dass ich ihr missionarisches Apostolat teilte. Ich konnte sehen, welche Freude und welchen Trost sie den Menschen brachten. Ich bewunderte ihre Fähigkeit, ihnen das Wort Gottes auf eine Weise zu verkünden und zu erklären, die mein Herz verzauberte. Ich liebte das alles sehr, und es erfüllte mich mit Freude und Aufregung, wenn ich daran dachte. Könnte das der richtige Weg für mich sein?

Der Gedanke kehrte in meinen Gebeten, in meinen Träumen und in meiner Vorstellung wieder. Einige Passagen des Evangeliums und ihre Auslegung – über die Berufung der Jünger und ihre Sendung, um zu predigen und zu dienen – schienen für mich herauszuragen und eine gewisse Deutlichkeit zu haben. Es war, als ob ein Licht mein Herz erwärmen und als ob jemand auf mich zeigen würde.

Und so kam es, als ich an der Mkushi High School war – ein Internat weit entfernt von jeder Pfarreikirche – dass ich mich sofort bereiterklärte, Vorbeter bei den Sonntagsgottesdiensten für die katholischen Schüler zu sein. So nährte ich drei lange Jahre– vielleicht ohne dass es mir wirklich bewusst war – die Leidenschaft meiner Kindheit, den anderen zu dienen.

Ich lernte die Comboni-Missionare durch einen Freund kennen – der jetzt Priester ist – nachdem ich ihm meinen Wunsch, Priester zu werden, mitgeteilt hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich las Bücher und Broschüren über ihre Kongregation, und bald fühlte ich mich vertraut mit dem Charisma und dem Leben von St. Daniel Comboni, ihrem Gründer. Eines Tages stieß ich auf das Büchlein mit ihrer Lebensform (Anm.: Ordensregel). Eine Stelle fiel mir auf: „Die Berufung zum missionarischen Dienst hat sich für Comboni in der Wahl der Völker Afrikas konkretisiert; sie erschienen ihm in jener Stunde der Geschichte , besonders was den Glauben anging, als die ‚Ärmsten und am meisten Vernachlässigten der ganzen Welt‘.“ Wie einen Lichtblitz sah ich einen roten Faden, der sich durch mein kurzes Leben zog und die bedeutendsten Augenblicke miteinander verband. Dazu gehörten meine Reisen mit den Brüdern zu den weit entfernten Außenstationen, wo die ärmsten und am meisten vernachlässigten Katholiken lebten. Das waren die Momente gewesen, die ich am meisten genossen hatte. An diesem Tag beschloss ich, Comboni-Missionar zu werden.

Im Jahr 2006 trat ich in das Comboni-Postulat in Balaka, Malawi, ein, wo ich drei Jahre Philosophie und Religionswissenschaften studierte. Die Heimat und alles, was mir vertraut war, zu verlassen war nicht einfach. In einem neuen Kulturkreis zu leben war anspruchsvoll, sogar verwirrend, aber auch anregend und bereichernd.

Im Jahr 2009 ging ich für das Noviziat zurück nach Lusaka, wo ich meine persönliche Gemeinschaft mit Christus beim Studium der Theologie der Gelübde und den Auswirkungen auf das menschliche-christliche Wachstum für eine höhere Verfügbarkeit für den Missionsdienst vertiefte. An den Wochenenden machte ich Pastoralarbeit: während des ersten Jahres besuchte ich die Kranken im Lusaka University Teaching Hospital (UTH) und brachte ihnen die Heilige Kommunion; während des zweiten Jahres, besuchte ich die Familien in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften der Gemeinde St. Kizito und arbeitete vor allem mit Jugendgruppen.

Im Mai 2011 legte ich meine zeitlichen Gelübde ab. Kurz danach wurde ich an das Comboni-Scholastikat in São Paulo (Brasilien)geschickt, wo ich fünf Jahre lang Theologie an der katholischen Universität der Stadt studierte. Ich genoss jeden einzelnen Kurs. Dabei beschränkte ich mich jedoch nicht auf Bücher und Papiere. Ich wollte meine missionarischen Fähigkeiten vertiefen, indem ich meine Ferien bei indigenen Bevölkerungsgruppen Brasiliens, insbesondere bei den Pankararú-Indianern, verbrachte. Ich liebte es, sie zu besuchen und ihre Kultur zu studieren. Sie waren – und sind – die am stärksten ausgegrenzten Menschen in diesem riesigen Land.

Im Dezember 2015 kam ich zurück nach Sambia. Im Februar 2016 wurde ich der Lirangwe Parish, Malawi, für meinen missionarischen Dienst zugewiesen. Im Januar 2017 legte ich meine ewige Profess ab, eine Woche vor der Weihe zum Diakon. Im August wurde ich in der Kathedrale von Lusaka durch die Handauflegung des ehemaligen Erzbischofs, Telesphore George Mpundu, zum Priester.

Ich hoffte, in einen fernen Winkel der Erde gesandt zu werden. Die Ordensoberen beauftragten mich jedoch mit meiner eigenen Comboni-Provinz (Malawi-Sambia). „Versuch, möglichst vielen jungen Menschen deine Leidenschaft für die Ärmsten zu vermitteln“, war der Schlusssatz in dem Ernennungsschreiben.

Ich war in meinem Leben mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Es gelang mir, sie zu überwinden. Heute bin ich glücklich zu sein, was ich bin. Gott war gut zu mir. Ich habe immer seine stärkende und ermutigende Anwesenheit in meiner Nähe gespürt und traf viele einfache und bescheidene Menschen, die mich inspiriert haben. Ich habe gelernt, mein Leben in den Dienst anderer zu stellen und habe im Gegenzug empfangen. Heute bin ich überzeugt, dass mein Leben für Christus hinzugeben zur Weiterentwicklung des Reiches Gottes beiträgt.

Maximilian Malata Nsofwa
Quelle: comboni.uk