geboren am 09.06.1932 in Oberkessach (Weigental)/D
Zeitliche Gelübde: 19.05.1955
Ewige Gelübde: 26.10.1958
Priesterweihe: 08.03.1959
verstorben am 28.07.1997 in Burgersfort/RSA
beigesetzt in Lydenburg/RSA
Pater Vitus Grohe kam in dem kleinen Dorf Weigental nahe Ellwangen zur Welt. Er war das fünfte von zehn Kindern. Nach dem II. Weltkrieg wurde er im Missionsseminar Josefstal in Ellwangen als Student aufgenommen und besuchte das Gymnasium in der Stadt. 1953 begann er in Bamberg das Noviziat. Am 19. Mai 1955 legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab. In der gleichen Stadt studierte er Philosophie und Theologie an der theologischen Fakultät. Am 26. Oktober 1958 weihte er sich Gott und der Mission mit den ewigen Gelübden. Am 8. März 1959 wurde er im Dom von Bamberg zum Priester geweiht.
Nach Abschluss seiner Ausbildung 1960 erhielt er Sendung nach Südafrika. Er begann gleich mit dem Studium der Sepedi-Sprache, um anschließend im Sekhukhuneland seine Missionsarbeit anzufangen. Gleichzeitig lernte er auch Englisch. Einige Monate später predigte er schon mit viel Erfolg in der afrikanischen Sprache. Im März 1961 wurde er für die Missionsstation Glen Cowie bestimmt. Seine Hauptaufgabe bestand im regelmäßigen Besuch der vielen kleinen christlichen Gemeinden und deren Unterweisung im Glauben.
1967 wurde ihm die Leitung des Knabenseminars der Diözese in Luckau anvertraut. Im Mai 1969 wurde er nach Mashabela versetzt. Elf Jahre wirkte er dort und ließ eine Reihe von Kirchen bauen. 1980 wurde er zum Pfarrer von Luckau ernannt. Von 1983 bis 1995 war er Pfarrer von Burgersfort. Während dieser langen Periode baute er eine Reihe von Kirchen, so dass die Gläubigen jeden Sonntag das Gotteshaus besuchen konnten. Pater Vitus war inzwischen ein erfahrener Baumeister geworden. Seine Missionstätigkeit fiel in die Zeit der Apartheid. Um sich unter der einheimischen Bevölkerung bewegen und arbeiten zu können, wurden unzählige „permits“ (Genehmigungen) verlangt. Auch muss erwähnt werden, dass die Hauptarbeit des Missionars darin bestand, die vielen, weit auseinander liegenden kleinen Gruppen zu besuchen und ihnen das Wort Gottes zu verkünden. Mit Ausnahme der zwei Jahre als Leiter des Seminars von Luckau hat Pater Vitus immer in der Seelsorge gearbeitet und seine Aufgabe mit großer Ausdauer und viel Geduld erfüllt.
Gerne kehrte er immer wieder nach seinem Heimaturlaub nach Südafrika zurück: „Ich halte es in Deutschland nicht mehr aus, ich fühle mich dort nicht mehr zuhause. Ich könnte mich nicht mehr daran gewöhnen, in Deutschland zu arbeiten“. Südafrika war seine Heimat und sein Weinberg geworden, wo er 37 Jahre lang seine Energie für Gott eingesetzt hat. Die Ankunft von neuem Missionspersonal brachte Versetzungen mit sich. Pater Vitus übernahm Ende 1995 die Pfarrei Acornhoek. Da er bereits sehr gut Sepedi sprach, begann er gleich Tsonga, die Sprache der Pfarrei, zu studieren. Außerhalb seines ‚Pedi‘-Gebietes fühlte er sich jedoch nicht recht wohl. Auch das Klima sagte ihm nicht zu. Zudem stellten sich langsam Altersbeschwerden ein. So bat er, wieder nach Burgersfort zurückkehren zu dürfen, denn diese Pfarrei kannte er sehr gut. Im Mai 1997 erfüllte sich sein Wunsch. Im Juni feierte er im Kreis der Mitbrüder seinen 65. Geburtstag. Er war glücklich. An Arbeit fehlte es ihm nicht, und im Pfarrhaus wurde für ihn ein kleines Appartement eingerichtet. Zum Missionsteam gehörten die Mitbrüder Pater Bruno Serale und Pater Rafael Pérez Moreno. Er begann die christlichen Gemeinden zu besuchen und mit Hilfe der Leute in einer Gemeinde eine Kirche zu bauen. In Deutschland suchte er Hilfe für den Kauf eines neuen Autos und freute sich auf seine Missionsarbeit.
Sein letzter Tag. Am 28. Juli besichtigte er noch die im Bau befindliche Kirche. Dann verließ er mit Pater Serale die Mission und begab sich auf den Weg zum Bischof nach Witbank, um ein altes Auto abzuholen, das er bis zum Kauf des neuen benützen würde. Pater Bruno wollte einen Arzt in Pretoria aufsuchen. Mrs. K.S. Mbatha (Selina), eine gute Freundin von Pater Vitus, begleitete die beiden. Sie hatte viele Jahre im Pastoralzentrum von Maria Trost und dann mit Pater Vitus in Burgersfort in der Ausbildung von Gemeindeleitern/innen gearbeitet. Sie beschäftigte sich mit der Jugendarbeit und begleitete die St. Anna-Frauengruppe. Sie war bereits in Pension gegangen und wohnte in Piet Retief. Sie war nach Burgersfort gekommen, um bei einigen Entwicklungsprogrammen nachzusehen und den St. Anna-Frauen einen Vortrag zu halten. Sie war froh, mit den beiden Patres heimfahren zu dürfen.
Pater Brosig schreibt: „Warum Gott alle drei – Pater Vitus, Pater Bruno und Mrs. Mbatha – am gleichen Tag zu sich gerufen hat, können wir nicht verstehen. Aber wir kennen die Worte des Propheten Jesaja (55:8).“ Um 9:30 Uhr verließen sie Burgersfort, um nach Witbank zu fahren. Pater Bruno saß am Steuer. Auf der Stoffberg-Straße, etwa dreizehn Kilometer von Middelburg entfernt, stießen sie um 11:15 Uhr frontal mit dem Auto einer jungen Frau aus Johannesburg zusammen. Alle Insassen der zwei Autos starben beim Zusammenprall. Der Verlauf des Unglücks bleibt unklar, da es keine Augenzeugen und keine Bremsspuren gegeben hat.
Die Polizei informierte den Bischof vonWitbank und sein Sekretär den Provinzoberen. Der Vize-Provinzial Pater Bernhard Riegel und Bruder Pater Niederbrunner fuhren gleich zur Unfallstelle. Sie sahen nur die stark beschädigten Autos, aber keinerlei Anzeichen zum Hergang des Unfalls. Da die Leichenschau noch nicht abgeschlossen war, durften sie auch die verstorbenen Mitbrüder nicht sehen.
Am nächsten Tag kehrte Pater Riegel nach Middelburg zurück, um die Toten zu identifizieren und die Beerdigung am 2. August vorzubereiten. Bruder Hermann Engelhardt kam mit einem Lastwagen von Glen Cowie, um den Leichnam von Mrs. Mbatha nach Piet Retief zu bringen, wo sie begraben wurde.
Die Leichen der beiden Mitbrüder wurden am Freitag nach Maria Trost gebracht. Die Totenvigil dauerte die ganze Nacht hindurch. Am Begräbnistag stand Bischof M. Paul Nkhumishe von Witbank der Eucharistie vor, und die Bischöfe H. Slattery von Tzaneen und F. Le Roy von Pietersburg standen als Konzelebranten neben ihm am Altar. Fast alle Mitbrüder, viele Diözesanpriester, Ordensleute und Gläubige nahmen an der Beerdigung teil. Ein Bruder und ein Neffe von Pater Vitus waren von Deutschland zum Begräbnis angereist.
Bischof Nkhumishe sprach kurz vor der Eucharistiefeier zu den Gläubigen und betonte, dass die ganze Diözese erschüttert sei angesichts des Todes von gleich zwei Priestern an einem Tag. Der Vize-Provinzial Pater Bernhard Riegel unterstrich in seiner Predigt, dass uns das „Wie“ und das „Warum“ beschäftigen und noch unbeantwortet geblieben sind. Der Provinzobere Pater Giuseppe Sandri befand sich gerade in Italien. Er hatte eine Botschaft zugefaxt und alle eingeladen, ihren Glauben angesichts dieser Tragödie, die uns alle tief getroffen hat, zu erneuern. Auch der Generalobere lud alle ein, mit Glauben auf die Auferstehung zu schauen.
Generalassistent Pater Manuel Casillas schilderte während einer Eucharistiefeier in Rom im Gedenken an Pater Vitus seine Eindrücke, die Pater Vitus in ihm hinterlassen hatte: „Er war ein sehr einfühlsamer Mitbruder und behandelte Mitbrüder und Gläubige mit viel Feingefühl. Das erleichterte ihm den Zugang zu den Leuten, brachte ihm aber auch Enttäuschungen ein, eine Begleiterscheinung in menschlichen Beziehungen. Er erfüllte immer und überall treu seinen Dienst. Das ist umso bemerkenswerter, da er in der Erstevangelisierung eingesetzt war, wo die Erfolge oft recht mager ausfallen können. Er fiel nicht auf, war aber vorbildhaft in seiner Hingabe und Ausdauer im Alltag.“
Pater Giuseppe Sandri fand ähnliche Worte: „Pater Vitus war sehr einfühlsam, taktvoll, engagiert und in allem sehr genau. Er erwartete von anderen die gleiche Handlungsweise und litt darunter, wenn das nicht der Fall war. In solchen Situationen zog er es vor zu schweigen, besonders wenn er merkte, dass nur er allein sich darüber ärgerte. Er fühlte sich wohl in seiner Gemeinschaft, tauschte sich gerne mit den Mitbrüdern über sein Tagewerk aus, um sich dann in aller Ruhe in sein Zimmer zurückzuziehen. Er war ein humorvoller Mitbruder, was ihm über die meisten seiner Schwierigkeiten hinweghalf.
Pater Vitus hatte sich eine solide und praktische Arbeitsmethode zurechtgelegt. Er besuchte regelmäßig die christlichen Gemeinden, für die er verantwortlich war, ermutigte sie und feierte mit ihnen die Sakramente. Er war offen für neue Ideen und Methoden in der Seelsorge. Er war einer der ersten Priester in der Diözese, der die tridentinische Methode, Religionsunterricht zu erteilen, beiseitelegte. Er liebte es, seinen Glauben zu teilen, indem er von der Wirklichkeit ausging und diese dann im Licht des Wortes Gottes betrachtete. Er bemühte sich, in das MCCJ-Charisma tiefer einzudringen. Er las mit Vorliebe Bücher spirituellen Inhalts. Er nahm aktiv teil an Dekanats- und Diözesantreffen und versäumte keine Versammlung der Comboni-Missionare.
Er diente als Priester und Missionar dem Volk, besonders den Armen und Kranken. Er half ihnen auf vielerlei Weise, besonders aber mit seiner Weisheit, seinem Gebet und Glauben und seiner Hoffnung. Er förderte katholische Vereine, kleine Basisgemeinden, Laienmitarbeit und Jugendgruppen. Er lebte, arbeitete und litt mit den Menschen während der vielen Jahre der Apartheid. Als die Wende kam, feierte er mit ganzem Herzen den Neuanfang von Südafrika.
Er pflegte die Kontakte mit seiner Familie, seinen Freunden und Wohltätern. Mit deren Hilfe und mit der Mitarbeit seiner Gläubigen konnte er viele Kirche errichten und Studenten mit Stipendien helfen. Wir vermissen den Mitbruder Vitus. Er wird uns aber weiterhin inspirieren“.
R.I.P.