geboren am 20.11.1916 in Oberndorf/D
Zeitliche Gelübde: 19.03.1938
Ewige Gelübde: 25.05.1947
Priesterweihe: 20.07.1947
verstorben am 21.03.1989
beigesetzt in Ellwangen/D
Um die gleiche Zeit wie immer kam Pater Anton Fichtner am 17. Februar 1989 um 8.45 Uhr ins Provinzialat von Ellwangen, um die Post abzuholen. Er betrat das Haus, traf Pater Josef Pfanner und sagte zu ihm, dass er sich nicht wohl fühle. Pater Pfanner rief gleich den Hausarzt an. Dieser kam nach nur ein paar Minuten und stellte fest, dass Pater Fichtner einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Die Ambulanz holte ihn ab und brachte ihn sofort ins Krankenhaus. Bei vollem Bewusstsein wurde ihm die Krankensalbung gespendet. Wochenlang lag er auf der Intensivstation. Nur für einige kurze Augenblicke schien er das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Die Hoffnung, den Herzinfarkt zu überleben, schwand immer mehr dahin. Am 21. März 1987 ist er im Krankenhaus von Ellwangen verschieden. Einen Tag vor dem Schlaganfall hatte er einem Mitbruder anvertraut, dass er nicht plötzlich sterben möchte. Gott hatte aber anders entschieden.
Pater Anton Fichtner wurde in Oberndorf, Bayern, am 20. November 1916 geboren. Er besuchte die Volksschule von Ornbau und einen Teil der Oberschule in Eichstätt. Im Alter von sechzehn Jahren trat er 1932 in das Missionsseminar der Comboni-Missionare in Bad Mergentheim ein. Vier Jahre später, am 18. Juli 1936, begann das Noviziat in Bamberg. Am Fest des hl. Josef, am 19. März 1938, legte er seine ersten Gelübde ab. Mit der Zeit wurde er ein großer Verehrer dieses Heiligen.
Drei Wochen später wurde er vom NS-Regime für sechs Monate zum Arbeitsdienst einberufen. Dann setzte er seine Studien für ein Jahr fort, bis Februar 1940, als er zu den Waffen gerufen wurde. Im Juni 1945 kehrte er aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurück. Während der Kriegsjahre stand er als Sanitäter vielen verwundeten Soldaten bei. Er selbst wurde zweimal verwundet. Er war einer der wenigen, denen es gelang, aus der Hölle von Stalingrad zu entkommen. Als Präfekt erzählte er uns Studenten manchmal von seinen Kriegsabenteuern.
Nach der Rückkehr aus dem Krieg nahm er sein Theologiestudium wieder auf, legte am 25. Mai 1947 die ewigen Gelübde ab und wurde am 20. Juli 1947 in Bamberg zum Priester geweiht. Bis Ende des Jahres blieb er in Bamberg für Aushilfen. Von 1947 bis 1949 war er Präfekt in Josefstal und Bad Mergentheim; Von 1949 bis 1952 Propagandist in Josefstal; 1952 bis 1956 Verwalter und Propagandist in Josefstal; von 1956 bis 1960 Rektor und Erzieher in Neumarkt.
Der Generalrat entdeckte bald seine Fähigkeiten und sein Talent als Organisator und vertraute ihm 1961 die Hausverwaltung und das Amt eines Propagandisten von Josefstal an. Damals benutze man noch das Wort „Propagandist“. Er übernahm das „Werk des Erlösers“ und suchte Berufungen für das Missionsseminar. Jeden Sonntag, sowohl im Sommer als auch im Winter, reiste er durch die Region, um Missionstage zu organisieren und Mitglieder für das Werk des Erlösers und Studenten für das Seminar zu werben. Er besuchte sehr viele Pfarreien in Süddeutschland. Er kam bis vor die Tore von Passau in Niederbayern, in den Schwarzwald, ins Rheintal und nach Rheinland-Pfalz, in die Gegend der Rhön, den Spessart und den Odenwald. Während der Missionstage saß er auch viel im Beichtstuhl. Er war unermüdlich in der Missionarischen Bewusstseinsbildung. Er vermochte die Menschen für die Mitarbeit mit den Missionaren zu motivieren und bat um Gebete und Spenden. Seine ausgezeichnete Gesundheit, seine eiserne Disziplin und seine vorbildliche Einfachheit beeindruckten die Menschen. Von seinen 42 Priesterjahren verbrachte er 35 in Ellwangen. Mit seinen Predigten und Missionstagen sammelte er viele Spenden: für den Wiederaufbau des Missionsseminars Josefinum in Ellwangen, für die Renovierung des Comboni-Hauses in Schrezheim, für den Neubau der Werkstätten und des neuen Missionshauses Josefstal. Mit seinen Missionstagen konnte er nicht nur zu den Bauten beitragen, sondern auch die Missionen unterstützen.
Pater Fichtner war nicht imstande, sich zu schonen. Das war ein typischer Aspekt seines priesterlichen Lebens. In diesen 42 Jahren hat er nie wirklich Urlaub gemacht. Nur zweimal ging er auf „Safari“: 1981 besuchte er Peru, Ecuador und Brasilien und 1985 Kenia und Südafrika. Als er um Erlaubnis bat, eine Reise nach Afrika zu machen, schrieb er an den Provinzrat: „Ich bin nie in der Mission gewesen. Ich bin der Einzige von jenen, die nach dem Krieg geweiht wurden, und in Deutschland bleiben musste. Es würde mich sehr freuen, unsere Mitbrüder in Afrika besuchen zu dürfen und ihre Arbeit zu sehen“.
Er hat seine Arbeit in der Deutschsprachigen Provinz als wahren missionarischen Einsatz gelebt und sich ihm voll hingegeben. Seine Einfachheit und Bescheidenheit waren bewundernswert. Er arbeitete und schlief auch im Winter ohne Heizung. Während der Kriegsjahre hatte er sich an diese Lebensweise gewöhnt. Er hat viel von sich selbst verlangt und solches Verhalten auch von den Mitbrüdern erwartet. Nach außen hin erschien er eher herb und reserviert, in Wirklichkeit aber hatte er ein gutes Herz. Er war ein geradliniger Mensch, der seine Meinung klar zum Ausdruck brachte. Man konnte mit ihm reden.
Ab Ostern 1987 wurde ihm Bruder Erich Stöferle zur Seite gegeben, um ihm bei der Verwaltung und Verbreitung vom Werk des Erlösers zu helfen. Im Juli 1988 übernahm Bruder Stöferle die gesamte Verwaltung, und Pater Fichtner wurde dessen Hilfskraft im Büro. Wie immer setzte er seine Arbeit mit großem Einsatz fort. Von den üblichen Verantwortungen entlastet, wirkte er ruhiger und gelassener. Der Wechsel hatte ihm gutgetan. Alle hofften, dass er noch Jahre lang seiner Arbeit nachgehen könnte. Aber unsere Pläne sind nicht Gottes Pläne.
R.I.P.
Pater Georg Klose mccj