geboren am 01.11.1936
Zeitliche Gelübde: 01.05.1959
Ewige Gelübde: 29.06.1962
Priesterweihe: 28.07.1963
verstorben am 24.03.2025


Pater Andreas Thorwarth kam am 1. November 1936 in Unterschneidheim bei Ellwangen in einer Bauernfamilie zur Welt und ist mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Dazu kamen weitere drei Kinder aus der näheren Verwandtschaft, deren Eltern gestorben waren. Aus diesem Ort kamen insgesamt acht Comboni-Missionare. Mit ihm ist jetzt der letzte gestorben. Da der kleine Andreas auch Missionar werden wollte, schickten ihn die Eltern in das damalige kleine Seminar der Kongregation nach Bad Mergentheim. Das Josefinum in Ellwangen war noch im Wiederaufbau nach dem Krieg. Dorthin wechselte er dann 1954 und machte 1957 Abitur. Es folgten Noviziat, erste Gelübde (1959), Studium und ewige Gelübde (29.06.1962) und Priesterweihe (28.07.1963), alle in Bamberg.

Im selben Jahr noch wurde er nach Peru ausgesandt. 1958 war der Kongregation dort ein neues Arbeitsfeld zugewiesen worden, die Prälatur Tarma, in einem Gebirgsgebiet mit Höhen zwischen 2.500 und 4.700 Meter über dem Meeresspiegel. In diesen luftigen Höhen verbrachte er die ersten zehn Jahre seines Wirkens. Dem rauen Klima und dem kalten Wetter zu widerstehen, hat ihm seine gute Gesundheit geholfen und die tägliche Erfahrung, dass die Menschen einen Seelsorger notwendig brauchten und auch suchten.

Er begann seinen ersten pastoralen Einsatz in der ausgedehnten Pfarrei und Zone Ulcumayo (1964 – 1969) auf 3.600 m. Meereshöhe. Dank seiner regelmäßigen pastoralen Besuche in den etwa vierzig Dörfern und der Offenheit und Mitarbeit der Bevölkerung erlebte die Gegend ein neues religiöses Aufblühen. Dazu hatte auch die Renovierung der alten, kostbaren Pfarrkirche und die Fertigstellung des Pfarrhauses von Ulcumayo beigetragen. Die vielen Kirchen sind Zeugen des tiefen christlichen Glaubens und einer glorreichen, religiösen Vergangenheit. 1969 übernahm P. Andreas die Pfarrei San Miguel in Cerro de Pasco, nachdem der bisherige Pfarrer P. Lorenz Unfried zum Weihbischof von Arequipa ernannt worden war. 1972 gelang es Pater Andreas, die Kinderausspeisung wieder zu eröffnen und die Mitarbeit der Gläubigen beim Taufunterricht und bei der Ehevorbereitung zu gewinnen.

1974 musste Pater Andreas die Pfarrei verlassen, da ihn die Mitbrüder zum Superior des Kreises Peru gewählt hatten. Neun Jahre übte er diesen wichtigen Dienst aus. Es war sicher das wichtigste und interessanteste Jahrzehnt seines Missionslebens, denn es war die Zeit der Vorbereitung auf die Wiedervereinigung der beiden nach dem Ersten Weltkrieg geteilten Kongregationen, der Wiedervereinigung selbst (1979) und der Einführung der neuen Lebensform. Die Wiedervereinigung wurde von langer Hand vorbereitet.

Während des II. Vatikanischen Konzils trafen sich die beiden MFSC Bischöfe Anton Kühner und Anton Reiterer mit dem damaligen FSCJ Generalobern Pater Gaetano Briani in Rom und baten ihn um Mitbrüder für ihre Diözesen Tarma und Witbank. Dieser sagte zu. Im Oktober 1966 kamen die ersten drei FSCJ Mitbrüder in Peru an. Das waren erste wichtige Kontakte auf dem Weg der Wiedervereinigung, denen immer konkretere folgten. Bereits im Mai 1963 hatten bei einer Umfrage unter den MFSC Mitgliedern über eine eventuelle „Wiedervereinigung“ 65% für eine Aufnahme von Gesprächen gestimmt. Es folgten weitere Schritte der Annäherung und der Zusammenarbeit, des Sich-Kennenlernens. Ein wichtiger Schritt war die Errichtung der „Reunion Study Commission.“ Beim gemeinsamen außerordentlichen Generalkapitel 1975 in Ellwangen wurde die Wiedervereinigung offiziell beschlossen, die dann im Wiedervereinigungskapitel 1979 in Rom endgültig besiegelt wurde. Pater Thorwarth hatte als Provinzial von Peru die wichtige Aufgabe, seine Mitbrüder auf ihrem Weg zur Wiedervereinigung zu begleiten. Es war keine leichte Aufgabe, da eine Gruppe von ihnen recht eigenständige und von anderen abweichende Vorstellungen von der Wiedervereinigung hatte.

Nach der Wiedervereinigung musste die Struktur der Provinz den Richtlinien der neuen Lebensform angepasst werden: Errichtung von Provinzsekretariaten, Beginn der missionarischen Bewusstseinsbildung und Berufungspastoral, Eröffnung eines Postulats, klare missionarische Ausrichtung der Missionszeitschrift Misión sin Fronteras, usw. Die Gruppe der Missionare wurde immer internationaler usw. Die Provinz wechselte innerhalb von nur wenigen Jahren vollständig ihr Erscheinungsbild, so dass Pater Thorwarth als Provinzoberer sicher mit Genugtuung und Dankbarkeit und mit gewissem Stolz auf das durch die Mithilfe der Mitbrüder Erreichte zurückblicken konnte.

Eine besondere Herausforderung in seiner Zeit als Provinzial war der „Sendero luminoso“, der in den 1970er- und 80er Jahren das Land und die Menschen terrorisierte. Tausende von Menschen wurden umgebracht. Ihr erklärtes Ziel war, eine gerechtere Gesellschaft und eine Herrschaft des Volkes, nicht die einer korrupten und reichen Herrscherklasse. Um das zu erreichen, sah die Gruppe keine andere Möglichkeit als die Gewalt, erwidert oft durch noch mehr Gewalt von Seiten des Militärs. Manche Mitbrüder waren in akuter Lebensgefahr. Pater Andreas litt darunter, wusste aber auch keinen anderen Weg, als in Geduld und Gottvertrauen das Mögliche für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden beizutragen.

Pater Andreas bereitete noch eine Neugründung in Chile vor, und am Ende seiner Amtszeit als Provinzial gingen er und ein spanischer Mitbruder am 4. September 1984 als erste nach Chile und gründeten eine Gemeinschaft in der Hauptstadt Santiago. Ziel der Gründung waren die missionarische Bewusstseinsbildung und Berufungspastoral. Der Nationaldirektor der Päpstlichen Werke der Glaubensverbreitung Mons. Raul Silva und späterer Erzbischof und Kardinal von Santiago, sowie der päpstliche Nuntius und spätere Kardinalstaatssekretär im Vatikan förderten unsere Gründung. Letzterer weihte sogar unser Haus ein. Die beiden Mitbrüder arbeiteten eng mit den Päpstlichen Werken der Glaubensverbreitung und dem Kindermissionswerk zusammen, besuchten Schulen und Internate, organisierten Missionstage in Pfarreien und Treffen für Jugendliche und verbreiteten unsere Missionszeitschrift Misión sin fronteras. Es fing also gut an, aber die erwarteten Erfolge, besonders in der Berufungspastoral, stellten sich nicht ein. So wurde P. Thorwarth gebeten, eine Aufgabe in seiner Heimatprovinz zu übernehmen. Er war damit einverstanden. Es war im Jahr 1988.

1988, nach fünf Jahren Tätigkeit in Chile, kehrte Pater Andreas also nach Bamberg zurück. Mit der reichen Erfahrung aus seiner Tätigkeit in Südamerika suchte er unermüdlich Helfer und Wohltäter für die Mission zu gewinnen. Wie anderswo gibt es auch in der weiteren Umgebung dieser Stadt viele „Werk des Erlösers“-Gruppen mit ihren Förderinnen und Förderern. Sie bilden nach wie vor eine wichtige spirituelle und finanzielle Grundlage der Arbeit der Mitbrüder in Übersee. Geholfen hat ihm sein außerordentliches Organisationstalent, sein gutes Personengedächtnis. Wo immer er war, kannte er viele Leute und hielt den Kontakt zu ihnen aufrecht. Vermutlich hat er nie in seinem Leben einmal eine oder zwei Wochen Urlaub im Sinn von totalem Ausspannen gemacht.

Ein weiterer Schwerpunkt während seiner Tätigkeit in Deutschland waren Wallfahrten, Exerzitien. Cursillos und Einkehrtage. Mehr als dreißig Mal war er über das Bayrische Pilgerbüro in Israel. Hier wie auch bei anderen Wallfahrten lernte er viele Leute kennen und machte sie mit den Anliegen und Zielen der Mission vertraut. Nie verlor er auch den direkten Kontakt nach Peru. Wer ihn besuchte, kann es bestätigen: In seinem Zimmer stapelten sich Wandteppiche und viele geschnitzte, gewebte und tönerne Figuren und Krippen, Briefe und Fotos aus Peru. Mit dem Erlös half er vielen Menschen und Gruppen in Peru und brachte auf diese Weise auch Menschen und Kulturen einander näher.

Pater Andreas war ein großer Verehrer der peruanischen Heiligen: Rosa von Lima und Martin de Porres. An deren Gedenktag durfte deren kleine Statue nie auf dem Altartisch fehlen. Er vertraute sich deren Schutz und Fürsprache an, besonders die vielen Stunden, die er hinter dem Lenkrad verbrachte, denn das Autofahren war nicht seine Stärke, aber er kam immer heil und wohlbehalten nach Hause. Das Gleiche kann man von seinen Autos nicht sagen.

Als 2013 die Niederlassung in Bamberg geschlossen wurde, mietete man für ihn im Kellergeschoss einer Schwesterngemeinschaft eine kleine Wohnung. Von dort aus betreute und besuchte er zusammen mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Ingeborg Fichtner die Förderinnen und Förderer vom „Werk des Erlösers“, bis er 2024 erkrankte und mit inzwischen 87 Jahren nach Ellwangen übersiedeln musste. P. Andreas war ein tiefgläubiger und eifriger Priester und Missionar und hat im Weinberg des Herrn ausgeharrt und gearbeitet, bis er körperlich nicht mehr konnte. Seine Krankheit hat er geduldig angenommen und getragen. In seinen letzten Tagen zeigten sich nochmals sein fester Glaube und seine tiefe Spiritualität. Bei vollem Bewusstsein empfing er im St. Anna Hospiz in Ellwangen die Sakramente der Versöhnung, der Eucharistie und des Abschieds von dieser Welt und starb ruhig und gefasst am Nachmittag des 24. März 2025. Mit seinem Tod endete ein bis zum Überlaufen erfülltes Leben.

P. Reinhold Baumann, mccj, und Mitbrüder

R.I.P.


Beim Requiem für Pater Andreas Thorwarth zitierte Pater Hubert Grabmann aus einem Gedicht, das „Der Kleine Poet“ Pater Georg Klose anlässlich eines Jubiläums verfasst hatte. Hier der gesamte Text:

Der rasende Gute Hirte

Der Eifer treibt uns Priester alle,
den einen stark, den andern schwach.
Was ich bericht‘ in diesem Falle,
in Versen ich ganz einfach mach.

Von einem Hirten wird berichtet,
den sicherlich Ihr alle kennt,
was ich erzähl‘, ist nicht erdichtet,
und er sich schlicht Andréas nennt.

Andréas meint in mancher Stunde
bricht ohne ihn die Welt zusammen,
und auch die Kirche ging zu Grunde,
wenn er gesprochen nicht sein Amen.

So rast gehetzt er durch die Lande,
erteilt den Segen früh und spät,
zum Schlafen ist er nur im Stande,
wenn’s über seine Kräfte geht.

Und dann Ihr Lieben, ich hier wette,
bleibt sitzen still er im Büro
und legt sich gar nicht erst ins Bette,
schläft auf dem Stuhl ganz einfach so.

Ganz eigen ist auch in der Speise
Andreas, die er zu sich nimmt,
er geht zur Arbeit, auf die Reise,
nur wenn sein Kefir-Spiegel stimmt.

Den Kefir, diese weiße Brühe,
vertilgt er eine Schüssel voll,
und das zum Frühstück ohne Mühe,
so dass erfüllt sein Tagesoll.

Als Zusatz hat er sich erkoren
Bananen, Äpfel und auch Birn,
doch allerdings schon angegoren,
weil das sehr gut sei für das Hirn.

Der Eifer für das Haus – ich sehe
verzehrt ihn – wie die Bibel sagt
so dass als Hirt‘ in Fern‘ und Nähe
Andréas durch die Gegend jagt.

Ruft SOS ein Pfarrer heute,
nimmt Messen er und Taufen an,
nichts kann ihn bremsen, liebe Leute,
wenn er nur zelebrieren kann.

Der Messen drei, – wie ich Euch sage
spielt für Andreas keine Roll,
er liest auch vier an manchem Tage,
liturgisch ist das wirklich toll.

Wenn er dazu dann auch kann taufen,
ist glücklich er und voller Freud,
auch wenn ihm schwer fällt schon das Schnaufen,
ich das als Kraft des Geistes deut‘.

Im vollen Stress im Erdentale
besucht er Kranke, segnet Ehen,
hält wo’s nur geht auch Funerale,
als rasend‘ Hirt wir nur ihn sehen.

Trotz Müdigkeit hält Einkehrtage
Andréas auch an manchem Ort,
vom Geist getrieben, ich Euch sage,
verkündet er das Gottes Wort.

Die Schäfchen sein, vor allem Christen,
die missioniert er konsequent,
das spüren stark die Cursillisten,
die er seit langem Freunde nennt.

Andréas wirkt stets unermüdlich,
als pastorale Feuerwehr,
betreibt sogar – und das ganz friedlich
den ‚Fairen Handel‘ nebenher.

Er sieht, weil’s Auto voll beladen,
ein’m Teppichhändler wirklich gleich;
der Konkurrenz will er nicht schaden,
er tut’s ja nur fürs Himmelreich.

Sein Sortiment ist vielgestaltig,
schließt Ponchos, Kerzen, Steine ein,
in seiner Vielfalt ganz gewaltig,
wie kann’s bei ihm auch anders sein.

Die heil’gen Männer und auch Frauen,
verehrt er fromm von Jahr zu Jahr,
und stützt auf sie sich voll Vertrauen,
seit er im Land der Inkas war.

Die eine wird, – weil er ist helle
von ihm ganz intensiv verehrt,
sie steht bei ihm an erster Stelle,
weil sie in ihm den Glauben mehrt.

Die heilige Rosa hoch in Ehren
hilft dem Andrés in jeder Not,
er tut sie intensivst verehren,
selbst wenn Gefahr ihm keine droht.

Selbst Bruder Martin, Mulatte, Santo,
steht bei Andrés sehr hoch im Rang;
auch ihn verehrt er mucho, tanto
vermutlich schon viel‘ Jahre lang.

Die Heil i gen, seine Wegbegleiter,
die helfen ihm mit Himmelskraft,
so dass der tapfre Gottesstreiter
noch weiter unermüdlich schafft.

Wenn er nicht hätt‘ so viele Engel,
die ihn begleiten Tag und Nacht,
hätt‘ ihn sein Auto, unsern Bengel,
schon oft stark in Gefahr gebracht.

Sehr häufig im Gebet verweilet
der Missionar mit Gott nun spricht,
bevor er dann zur Arbeit eilet,
zündt‘ an er erst ein Kerzenlicht.

Im Haus, im Gang, in der Kapelle
an jedem Ort ein Kerzlein brennt.
An heiligem Ort strahlt heil’ge Helle,
die man ‚devotio santa‘ nennt.

Der Missionar, den ich beschrieben,
ist in der Tat ein Phänomen,
ein echter Schwab ist er geblieben,
wie jeder selber hier kann sehn.

Fürs Haus des Herrn er sich verzehret,
das sieht ein jeder in der Tat,
drum ihn der Bischof neulich ehret,
mit Ehrentitel „Geistlich‘ Rat“.

Zum Schluss möcht‘ einen Rat ich geben
dem Eifrigen, der kaum kann ruh‘n:
Lass Gottes Geist in Deinem Leben,
doch bitte auch noch etwas tun.

Der kleine Poet

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