geboren am 29.11.1903 in Sankt Jodok-Schmirn/A
Zeitliche Gelübde: 09.09.1926
Ewige Gelübde: 09.09.1929
Priesterweihe: 29.06.1930
verstorben am 09.01.1974
beigesetzt in Brixen/I


Pater Andreas Riedl wurde in St. Jodok am Brenner/Tirol/Österreich am 29. November 1903 geboren. Mit vierzehn Jahren, am 15. September 1917, fuhr er nach Brixen, um als Student bei den Comboni-Missionaren in Milland einzutreten. Er besuchte das von den Chorherren von Neustift geleitete Augustinergymnasium in der Stadt. Nach Abschluss des Gymnasiums begann er in Milland am 9. September 1924 das Noviziat und beendete es mit den zeitlichen Gelübden am 9. September 1926. Gegen Ende seines Theologiestudiums legte er am 9. September 1929 die ewigen Gelübde ab. Am 29. Juni 1930 weihte ihn der Diözesanbischof Dr. Johannes Geisler im Dom von Brixen zum Priester.

Als Student und Scholastiker erlebte er noch die letzte Phase des ersten Weltkrieges, die Zerschlagung der Habsburg-Monarchie, die Enttäuschung über die Teilung Tirols und vor allem die Teilung der Kongregation 1923. Letztere empfand er als sehr schmerzlich, und es fiel ihm sehr schwer, sie anzunehmen. Das erklärt dann auch seinen entschiedenen und aktiven Einsatz für die Wiedervereinigung.

Nach der Priesterweihe konnte er seine Missionstätigkeit beginnen, und zwar zunächst einmal in Südtirol und Deutschland. Er leistete viele Sonntagsaushilfen und widmete sich der Missionarischen Bewusstseinsbildung von 1930 bis 1938:  In Brixen, Ellwangen und Bad Mergentheim. Schon damals schätzen ihn die Leute wegen seiner Leutseligkeit und Echtheit, seines sprühenden Missionseifers und seines Humors. Er war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und brachte seine Haltung auch bei seiner Predigttätigkeit zum Ausdruck, so dass die GESTAPO, geheime Staatspolizei, ihn zu beobachten begann und man fürchten musste, dass sie ihn früher oder später festnehmen könnte. Deswegen wurde er 1937 nach Milland versetzt und nach dem Beschluss, in Peru eine Mission zu übernehmen, mit zwei anderen Mitbrüdern dorthin gesandt. In der zweiten Hälfte von 1938 bestieg er in Genua das Schiff, das ihn und seine zwei Begleiter nach Peru brachte.

Im September des gleichen Jahres erreichte die Dreiergruppe ihr Arbeitsfeld, die Pfarrei Pozuzo in der Diözese Huanuco. Er lernte gleich die spanische Sprache und machte sich dann an die Pfarrarbeit, auf die er aber schon bald verzichten musste. Der Bischof von Huánuco übertrug ihm nämlich die Leitung des Priesterseminars in der Bischofsstadt. Gleichzeitig unterrichtete er theologische Fächer. Dieses Amt musste er 1952 abgeben, da er zum Kreisoberen von Peru ernannt wurde. Er residierte aber weiterhin in Huánuco.

Als Kreisoberer nahm er 1955 am 5. MFSC Generalkapitel in Josefstal teil. Er benutzte diese Gelegenheit, um den Kapitularen seinen Plan zu unterbreiten, in Spanien eine Niederlassung zu gründen, um Missionare für Lateinamerika heranzubilden. Er hatte sein Projekt bereits gut durchdacht und konkrete Schritte ausgearbeitet. Die Kapitulare hießen den Plan gut und überließen es dem neuen Generalrat weiterzusehen. Pater Riedl kehrte nach dem Kapitel wieder nach Peru zurück. Bald erhielt er grünes Licht vom Generaloberen Pater Richard Lechner, mit seinem Projekt zu beginnen. Er begab sich nach Spanien, besuchte mehrere Bischöfe und erhielt schließlich vom Bischof von Palencia die Erlaubnis, in seiner Diözese anzufangen.

Dann begann Pater Riedl unermüdlich zu arbeiten, um die Gründung in Spanien zu finanzieren. Zuerst von Bad Mergentheim (1957-1961) und dann von Mellatz (1961–1967) aus besuchte er zusammen mit Pater Johann Deisenbeck die Pfarrer und ersuchte sie, in ihren Pfarreien Missionssonntage abhalten zu können. Sonntag für Sonntag predigte er nun in Pfarreien und zeigte Lichtbilder von seiner missionarischen Tätigkeit in Peru. Überall blieb er wegen seiner humorvollen Art in guter Erinnerung. Die sogenannte „Spanienaktion“ und die „Bildnachrichten“ unterstützen die Arbeit von Pater Riedl. Von 1961 bis 1967 war er Generalassistent und Motor der Spanienaktion in Mellatz.

Nach dieser zehnjährigen aufreibenden Tätigkeit übernahm ein jüngerer Mitbruder die Spanienaktion und Pater Andreas Riedl wurde nach Spanien versetzt, um im Seminar von Saldana die Seminaristen als Spiritual zu begleiten. Nach der „vorausgenommen“ Wiedervereinigung der beiden Comboni-Gruppen in Spanien 1970 kam es zu großen Änderungen und Umstrukturierungen innerhalb der „neuen“ spanischen Provinz. Pater Andreas Riedl, dessen Gesundheit inzwischen zu wünschen übrig ließ, konnte sich nun zurückziehen und wurde nach Milland versetzt. Soweit es ihm möglich war, machte er noch Aushilfen, aber seine schwere Krankheit konnte nicht mehr aufgehalten werden. Er starb am 9. Januar 1974 im Altersheim der Grauen Schwestern in Brixen und wurde im Friedhof von Milland beigesetzt.

Pater Romeo Ballan, der Pater Riedl gut kannte und sehr schätzte, veröffentlichte 2013 in spanischer Sprache eine Biographie mit dem Titel „Taita Andrés“. Eine Reihe von Mitbrüdern wurde gebeten, ihre Erinnerungen an Pater Andreas Riedl niederzuschreiben. Hier folgen einige Stichworte: Pater Riedl war ein Mann von glühender Menschenliebe und Missionsbegeisterung wie Comboni; er gab sich ganz der Mission für die Ärmsten und Verlassensten in Peru hin; als Mann der Kirche und in Gehorsam zu ihr erkannte er die Zeichen der Zeit, die die Stunde für Lateinamerika anzeigten; in Mellatz verriet Pater Riedl  neben der Herz-Jesu-Verehrung auch eine Spiritualität des Kreuzes; Comboni war ihm wegweisend für den Gang der Kongregation auf die Wiedervereinigung zu; er war ein feuriger Befürworter. – Pater Riedl war durch und durch Seelsorger und konnte zu den Irrtümern seiner Zeit, insbesondere zum Nationalsozialismus, nicht schweigen. – Kam man mit Pater Riedl ins Gespräch, landete man bald beim Thema Wiedervereinigung. Damals zeigte sich immer mehr, dass die beiden Gruppen in Spanien einen wesentlichen Beitrag zur Wiedervereinigung leisten würden; für Pater Riedl hätte sich dadurch seine Gründung voll und ganz gelohnt, wie er immer wieder betonte.

R.I.P.