geboren am 26.03.1924 in Campill/I
Zeitliche Gelübde: 09.09.1953
Ewige Gelübde: 09.09.1959
verstorben am 21.02.2016
beigesetzt in Brixen/I


Bruder Linus Mischi stammte aus Campill im Gadertal, Diözese Bozen-Brixen, und wurde am 26. März 1924 geboren. Er hatte sieben Schwestern und fünf Brüder. Zwei seiner Schwestern erwählten wie er den Ordensberuf. Das Dorf Campill (heute 600 Einwohner) hat der Kongregation und der DSP sechs Missionare geschenkt (vier Brüder und zwei Priester). Von zwei weiteren Mitbrüdern stammt ein Elternteil ebenfalls aus Campill.

Bruder Linus leistete zuerst seinen normalen Militärdienst beim italienischen Heer. Nach dem Abgang von Mussolini und der Besetzung Südtirols von Deutschland wurde er nun auch zum deutschen Militärdienst eingezogen. Nach dem Krieg arbeitete er von 1945 bis 1950 in der Landwirtschaft des Benediktinerinnenklosters Säben bei Brixen. Wer die Lage des Klosters kennt, kann sich vorstellen, wie hart die Arbeit dort in der damaligen Zeit gewesen sein musste.

Allmählich erwachte in ihm der Wunsch, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten. 1950 bat er bei den Comboni-Missionaren von Milland/Brixen um Aufnahme. Dort begann er sein Noviziat und beendete es in Josefstal am 9.9.1953 mit der ersten Profess. Als Bauernbub liebte Bruder Linus die Landwirtschaft und fand sich dabei bestens zurecht. Solange in der DSP (und in Palencia, Spanien) Landwirtschaftsbetriebe geführt wurden, hat er seine ganzen Kräfte, sein Können und Interesse dieser Arbeit gewidmet. Von den 63 Jahren als Comboni-Missionar hat er 37 in der Landwirtschaft gearbeitet. Mit seiner Versetzung nach Rom begann für ihn ein neues Kapitel, was seine Arbeit und Aufgaben betraf. Er konnte nun selber seine Arbeit planen und einteilen, sich freier bewegen und sich auch einige Hobbies als Gärtner und Blumenfreund leisten.

Nach Abschluss des Noviziates wurde er nach Milland versetzt, um in der Landwirtschaft mitzuarbeiten und beim Erweiterungsbau des Xaverianums mitzuhelfen. Dort weihte er sich auch am 9.9.1959 endgültig Gott und der Mission durch die ewigen Gelübde.

Spanien (1960–1970; 1973–1982).

Im Jahre 1960 gründeten die Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu ihre erste Niederlassung in Spanien, in der Provinz und Stadt Palencia. Auf Drängen des dortigen Diözesanbischofs erwarb die Kongregation am Rande der Stadt ein dreißig Hektar großes Grundstück, um einen Landwirtschaftsbetrieb zum Unterhalt des Knabenseminars von Saldaña aufzubauen. Also mussten zur Bearbeitung des Betriebes Brüder dorthin geschickt werden. Bruder Linus war einer der Auserkorenen. Die Gruppe von vier Brüdern und zwei Patres kam im Februar 1960 in Palencia an. Bruder Linus kam schnell mit der spanischen Sprache zurecht (er sprach bereits italienisch, ladinisch und den deutschen Südtiroler Dialekt – nicht selten verwendete er eine eigene vierte Sprache). Da er sehr leutselig war, menschliche Kontakte liebte und den Leuten gerne seine Aufmerksamkeit schenkte, wurden er und die anderen Brüder in der Nachbarschaft schnell bekannt und geschätzt. Es waren arbeitsreiche, aber zugleich glückliche Jahre, besonders wegen des harmonischen Gemeinschaftslebens.

Nach zehn Jahren wurde Bruder Linus in die DSP zurückgerufen, um den Landwirtschaftsbetrieb von Mellatz zu übernehmen (1970–1973). War es sein Heimweh nach Spanien oder das nicht gut funktionierende Brüderteam, jedenfalls kehrte er hocherfreut nach drei Jahren wieder nach Spanien zurück. Aber auch dort war die Zeit nicht stehengeblieben, und die Veränderungen in der Brüdergemeinschaft von Palencia hatten ein neues Milieu geschaffen. Es wurden noch einmal neun Jahre, die Bruder Linus den spanischen Gründungen widmete.

DSP (1982–1990)

Inzwischen hatte die Wiedervereinigung der beiden Kongregationen stattgefunden, die Bruder Linus voll und ganz bejahte. Er hatte nie Schwierigkeiten in internationalen Gemeinschaften zu leben. Für ihn war jeder vor allem ein Mitbruder. Die nun stattfindende Neustrukturierung der spanischen Provinz brachte bedeutende Personalveränderungen mit sich. Bruder Linus wurde wiederum in die DSP zurückgerufen und nach Brixen versetzt, um die dortige Landwirtschaft weiterzuführen. Als ein Brand die Wirtschaftsgebäude zerstörte und die damalige Provinzleitung beschloss, die Gebäude nicht mehr aufzubauen und die Landwirtschaft aufzugeben, kam für Bruder Linus der Augenblick, durch die Versetzung nach Rom noch einmal einen großen Sprung zu wagen, und er tat ihn mit Freude.

Rom – Via Luigi Lilio 80

Für Bruder Linus begann eine neue Etappe seines Lebens. Die Jahre in Rom betrachtete er immer als die schönsten seines Lebens. Die schweren, nie aufhörenden Arbeiten im Stall und Feld gehörten nun der Vergangenheit an. Sein neuer Aufgabenbereich war die große Parkanlage um das Haus herum, die wegen ihrer Ausdehnung und Lage großen Zeit- und Kräfteaufwand erforderte. Er führte einen bereits bestehenden Gemüsegarten weiter und legte eine kleine „Blumenzucht“ an. Die römischen Spaziergängerinnen im Park machten vor seiner Blumenpracht gerne Halt und bewunderten sie, plauderten mit ihm, so dass er in der Nachbarschaft bald ein bekannter Mann wurde. Bruder Linus war inzwischen achtzig Jahre alt geworden, und ein auftretendes Hüftleiden machte ihm immer mehr zu schaffen und erschwerte seine Arbeit, so dass er schließlich bat, in die DSP zurückkehren zu dürfen.

Seine letzten Lebensjahre in Milland

Ab 2004 finden wir Bruder Linus wieder in Milland, in seiner engeren Heimat. Dort wurden ihm keine konkreten Aufgaben oder größere Verantwortungen übertragen. Er durfte ein „freischaffender Künstler“ sein, und er wusste sich zu beschäftigen und nützlich zu machen. Er konnte sich als Gärtner betätigen und so zum Unterhalt der Gemeinschaft beitragen. Im Glashaus produzierte er jedes Jahr schöne, saftige Tomaten, und es war auch noch Platz übrig für seine Blumen. Auch hier hielten Spaziergänger gerne inne, um mit ihm zu plaudern, seine Blumen und Tomaten zu bewundern und seine Handfertigkeit zu bestaunen, mit der er alle möglichen praktischen Gegenstände und Werkzeuge herstellen konnte.

Bruder Linus war nie ernstlich krank gewesen, wenigstens hat er nie einen Arzt gebraucht und keine Arzneien eingenommen. Er kurierte sich selbst mit seinen eigenen Salben, wenn etwas mit seinem Körper nicht stimmte. Bereitwillig teilte er seine Medizinen mit anderen. Sein langjähriges Hüftleiden ertrug er geduldig und lehnte eine Operation entschieden ab. Jedoch während der letzten Monate seines Lebens stellten sich größere Beschwerden ein, so dass auch er schließlich den Arzt aufsuchen und Arzneien zu sich nehmen musste. Die Erfahrung mit körperlichen Schmerzen und der bevorstehende Abriss des ehemaligen Seminars Xaverianum, bei dessen Bau er und andere Brüder unter Einsatz aller ihrer Kräfte mitgearbeitet hatten, setzten ihm sehr zu, so dass er oft den Wunsch äußerte, noch vor dem Abbruch sterben zu dürfen. Ganz hat Gott seinen Willen zwar nicht erfüllt, denn mit dem Abriss wurde einen Monat vor seinem Tod begonnen. Er verschied am 21. Februar 2016 und wurde im Friedhof von Milland begraben.

Bruder Linus hat sich überall voll eingesetzt, hat seine Aufgaben mit großer Treue, Genauigkeit und Kompetenz erfüllt. Er war nicht nur ein pflichtbewusster Arbeiter, der viel mit seiner Hände Arbeit zum Unterhalt der jeweiligen Gemeinschaft beigetragen hat, sondern mit seinen vielen Kontakten zu den Menschen, mit seiner Freundlichkeit, Zufriedenheit und Nächstenliebe hat er Vielen Gutes getan, aber nicht nur materiell, sondern auch spirituell. Es war seine Art, das Wort Gottes zu verkünden und für seinen Glauben Zeugnis abzulegen. Er hat auf diese Weise vielen Menschen Freude und Frieden geschenkt. Echte missionarische Arbeit! Bruder Linus wird nie beim Gebet der Gemeinschaft gefehlt habe. Er betete gerne vor und unterließ es nie, auch eine Fürbitte zu sprechen.

Abschied von Bruder Linus

Pater Rektor Hans Maneschg sagte in seiner Predigt beim Begräbnisgottesdienst: „Die Spiritualität von Bruder Linus könnte man als eine Spiritualität der Begegnung bezeichnen. Er fühlte sich wohl im Kreis der Menschen, strahlte Freude und Wohlwollen aus. Er gehörte zu denen, die vor Gott arm sind, denen Jesus das Reich Gottes zusagt. Er hatte ein offenes Herz für Gott und für die anderen. Sein bescheidener Lebensstil war ein Kennzeichen dieser Offenheit auf den anderen hin. Der Friede in der Gemeinschaft lag Linus am Herzen. Einmal, rückblickend auf sein Leben, vertraute er mir an, dass er besonders dafür dankbar war, dass er, wo immer er war, mit anderen gut ausgekommen ist und es ihm auch des Öfteren gelang, Aussöhnung zu stiften. Bruder Linus hat Frieden ausgestrahlt, weil er mit Gott und den Mitmenschen versöhnt lebte und auch im Einklang mit Gottes Schöpfung“.

Die Generalleitung von Rom hat ein Beileidsschreiben mit folgendem Inhalt geschickt: „Dieses Haus und die Generalleitung schulden der Anwesenheit von Bruder Linus sehr viel: Seine Hingabe an die Arbeit, sein Glaubenszeugnis und seine Freundschaft mit so vielen Menschen, die er besuchte und die in unser Haus kamen. Bruder Linus hinterließ überall, wo er war, eine Spur von Frieden und Freude“.

Bruder Linus hat jahrelang die Grabstätte unserer Mitbrüder im Friedhof von Milland gepflegt. Mit Vorliebe und wann immer die Jahreszeit es erlaubte, pflanze er Stiefmütterchen, seine Lieblingsblume, auf ihren Gräbern. Nun hat auch er dort seine letzte Ruhestätte gefunden. Der Herr schenke ihm seinen himmlischen Lohn für seinen treuen Dienst. Wir danken ihm für sein vorbildliches Leben, sein überzeugendes Beispiel und seine unermüdliche Arbeit.

R.I.P.

Pater Alois Eder