geboren am 16.09.1915 in Hagenbach/D
Zeitliche Gelübde: 08.12.1934
Ewige Gelübde: 25.12.1951
verstorben am 17.01.1985
beigesetzt in Ellwangen/D


Am 17. Januar 1985 verschied in Ellwangen nach längerer Krankheit Bruder Leonhard Erlewein. Bruder Leonhard hat nie das Missionsfeld betreten dürfen, hat sich aber sicher oft danach gesehnt. Von seinen 70 Lebensjahren verbrachte er in froher Hingabe an Gott und die Mitbrüder 56 als Comboni-Missionar in der Deutschsprachigen Provinz. Er hatte bereits die Feier seines Goldenen Professjubiläums geplant, verschied aber einen Monat vorher. Er erlitt einen Schlaganfall mit bösen Folgen, so dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und das Bett nicht mehr verlassen konnte. Die Mitbrüder hofften, dass er die letzten Lebenstage in ihrer Mitte verbringen könnte, aber der Herr hat ihn vorher zu sich geholt.

Bruder Erlewein kam am 16. September 1915 in Hagenbach, Diözese Rottenburg/Stuttgart, zur Welt. Im April 1929 trat er als vierzehnjähriger Aspirant in Josefstal ein. 1932 begann er im gleichen Haus das Noviziat und legte am 8. Dezember 1934 die ersten Gelübde ab. Erst am Weihnachtsfest 1951 konnte er die ewigen Gelübde ablegen.

Ein knappes Jahr nach seiner ersten Profess musste er zum Arbeitsdienst antreten. Nachdem er diesen beendet hatte, wurde er zum Militärdienst einberufen und musste in den Krieg ziehen. Er wurde bald an die Ostfront geschickt. Er machte den ganzen zweiten Weltkrieg mit. Er erlitt eine schwere Kopfverletzung, an deren Folgen er sein ganzes Leben zu leiden hatte. Er hatte oft Kopfschmerzen, was das Zusammenleben mit ihm gelegentlich etwas schwierig machte. Ende 1944 fiel er in russische Gefangenschaft. Da er wegen seines Gesundheitszustands für die Arbeit in Sibirien nicht mehr tauglich war, wurde er entlassen. Ein barmherziger Offizier war ihm behilflich, dass er sich auf den langen Heimweg machen konnte. Im August 1945 kam er in seiner Heimat an und kehrte bald ins Missionshaus Mellatz zurück, von wo aus er eingezogen worden war. Die Verehrung der Muttergottes, seine Kontaktfreudigkeit und Hilfsbereitschaft waren seine Kraftquelle während der langen, mühevollen Kriegsjahre.

Gleich nahm er seine frühere Arbeit wieder auf und arbeitete in der Landwirtschaft, aber vorzugsweise als Gärtner, obwohl er dafür nie ausgebildet worden war. Gleichzeitig machte er sich nützlich auf vielen anderen Gebieten. Er hat praktisch in allen Hausgemeinschaften der Provinz gearbeitet: 23 Jahre in Josefstal, l3 in Mellatz, sechs in Milland, drei in Bad Mergentheim und zwei in Neumarkt. Seine besondere Liebe galt den Blumen. Beim Wiedervereinigungskapitel 1975 half er mit, die berühmte Wiedervereinigungseiche zu setzen, das Symbol der wiedervereinigten Kongregationen. Bruder Erlewein musste dafür sorgen, dass der Baum gedeihen und wachsen konnte.

Bruder Leonhard hat sich durch seinen Dienst ausgezeichnet. Nachdem er außer Haus im Garten arbeitete, war er oft der erste, Besucher zu empfangen, sie zu begrüßen und ihnen zu Diensten zu sein. Er half in der Sakristei aus und war jederzeit auch untertags bereit, den Priestern bei der Messe als Ministrant zu dienen. Er war ein eifriger Verehrer der Muttergottes. Von seinem Garten aus konnte er ihr Heiligtum, den Schönenberg, sehen, und oft pilgerte er zu Fuß dorthin. Seine bevorzugte Lektüre war das Goldene Buch von Grignon de Montfort. Obwohl er nie in die Mission ausreisen konnte wegen seines langen Kriegsdienstes und dann wegen seiner angeschlagenen Gesundheit, so schätzte er die Missionare und ihre Arbeit doch sehr und erwartete, dass sie ihn im Garten und in seinem Zimmer besuchten, um mit ihnen seine Freundschaft und Brüderlichkeit teilen zu können. Der Herr hat Bruder Leonhard sicher einen sehr schönen und freundlichen Empfang bereitet.

R.I.P.

Pater Josef Uhl