geboren am 03.12.1859 in Wieshof-Regen/D
Zeitliche Gelübde: 16.05.1897
Ewige Gelübde: 16.05.1897
Priesterweihe: 23.09.1882
Bischofsweihe: 08.11.1903
verstorben am 02.04.1943
beigesetzt in Banz/D


So unspektakulär das Leben und Wirken von Karl Titz waren, so bewegt war das Leben seines Freundes und Gefährten Geyer. Beide waren zusammen als Aspiranten in Verona, und ihre Wege kreuzten sich öfters in den 80-er und Anfang der 90-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Ägypten und im Sudan. Doch im Gegensatz zu Titz sollte Geyer in mehrfacher Hinsicht „Geschichte schreiben“. Der folgende Abschnitt ist nur ein Anfang.

Der spätere Bischof Geyer wurde am 3. Dezember 1859 als Häuslersohn in Wieshof, Gemeinde Regen, im Bayrischen Wald geboren. Am selben Tag wurde er auf den Namen des Tagesheiligen Franz Xaver getauft. Sein Namenspatron bedeutete ihm viel. Anfang 1880 machte er in Passau das Abitur. Seine Berufung zum Missionar entbehrte nicht einer humorvollen Episode. Als Schüler des bischöflichen Seminars St. Valentin in Passau organisierte er vor dem Abitur mit Mitschülern ein „Lätizel“, ein Fest (vom lateinischen laetitia = Freude). Die Gelegenheit ergab sich, als der Direktor des Seminars außer Haus war. Geyer besorgte dazu ein Fässchen Bier. Doch, gewollt oder ungewollt: Gerade da kam der Direktor zurück. Geyer musste das Seminar verlassen. Er machte in Passau noch das Abitur und begann danach ein Studium der Theologie und Rechtswissenschaft in München.

Dort wurde er auf das Institut Combonis aufmerksam und trat nach wenigen Semestern am 22. November 1880 in Verona ein, eine Woche nachdem Comboni von dort zu seiner letzten Ausreise nach Afrika weggefahren war. Geyer hat Comboni, der ihn so fasziniert hat, also nicht selbst gesehen. Als ein Jahr später die Nachricht vom Tod Combonis kam, schrieb Geyer als Erster eine Biografie von ihm, zunächst in verschiedenen Folgen im „Tiroler Sonntagsblatt“. Bald darauf wurde die Biografie von Mitterrutzner verbessert und 1882 in den Annalen des „Ludwig-Missions-Verein“ in München veröffentlicht und als Buch unter dem Titel „Daniel Comboni, Bischof von Claudiopolis und apostolischer Vicar“ herausgegeben.

Bereits am 23. September 1882, noch nicht ganz 23 Jahre alt und kaum zweieinhalb Jahre nach dem Abitur, wurde Geyer in Verona zum Priester geweiht. Geyer wollte, wie er an seinen Freund Mitterrutzner schrieb, noch weiter studieren, am liebsten an der Universität der Propaganda Fide in Rom, doch ihm wurde gesagt, dass Afrika sehr notwendig Priester brauche. Es scheint, dass die Notwendigkeit einer guten Vorbildung, auf die Geyer später sehr viel Wert legen sollte, nicht von allen so gesehen wurde.

Am 21. Dezember 1882 kam Geyer in Afrika an. Der neu ernannte Bischof Sogaro nahm ihn gleich mit nach Khartum. Bereits am 5. Mai 1883 kehrte er mit Bischof Sogaro nach Kairo zurück, bevor er – typisch für ihn – „eben noch dazu kam, die Bücherei der Mission in Khartum – an die 3000 meist deutsche Bücher – zu reinigen und zu ordnen.“ Ein Zeichen übrigens, dass die Mission eine nicht unbedeutende deutschsprachige Wurzel hatte.

Nach einer kurzen Reise nach Europa im Auftrag von Bischof Sogaro organisierte Geyer zuerst in Schellal, einem Ort, der heute im Assuan-Staudamm verschwunden ist, und dann in Gesira bei Kairo die Aufnahme der Missionare und etwa hundert christlichen Afrikanerinnen und Afrikaner, die aus Khartum vor dem Mahdi geflohen waren.

Von 1886 bis 1888 war Geyer im Auftrag seines Bischofs in Suakim am Roten Meer. Dort war eine Mission aufgemacht worden, unter anderem, um näher bei den Gefangenen des Mahdi zu sein und die Fäden für ihre Freilassung ziehen zu können.

1888 und dann nochmals 1889 bis 1891 war Geyer in Europa, um Mittel und Berufungen für die Mission zu werben, das zweite Mal zusammen mit dem afrikanischen, von Comboni geweihten Priester Daniel Sorur. Er tat es mit großem Erfolg. Der von seiner Sache begeisterte Mann konnte auch andere begeistern. Hier einige Kostproben aus seinen Briefen an Mitterrutzner: „Es ist meine Mission, Geld und Kandidaten für die Mission zu werben. Ich gedenke nach Prag, Eger, Karlsbad, Olmütz, Königgrätz zu gehen, vielleicht auch nach Steiermark und Tyrol und dann geht’s nach Bayern und die Rheinländer“ (30. 8. 1888 aus Wien). „Am Sonntag hielt ich einen Vortrag; heute musste ich diesen wiederholen, da nicht die Hälfte der Leute Platz fanden, obwohl der Saal 1300 Personen fasst. Unsere nächste Station ist Wolfegg, das uns Graf Zeil sehr empfiehlt“ (1. 10. 1889 aus Sankt Gallen). „Die besten Gegenden Deutschlands für unsere Zwecke waren Rheinland und Westfalen. Schlesien scheint mir hinter Westfalen nicht viel zurückzustehen“ (22. 3. 1890 aus Breslau). Und dann: „Es melden sich fortwährend solche zum Eintritt in die Mission aus den verschiedensten Provinzen Deutschlands. Es wäre notwendig, dass in Deutschland selbst Anstalten zur Ausbildung von Missionaren und Schwestern bestehen“ (8. 9. 1890 aus Allenstein in Ostpreußen).

Inzwischen war 1885 in Verona die neue Kongregation der „Söhne des Heiligsten Herzens“ gegründet worden. Es baute sich ein immer größerer Gegensatz auf zwischen der jungen Kongregation und ihren Oberen aus dem Jesuitenorden auf der einen Seite und Bischof Sogaro und den „alten“ Missionaren Combonis auf der anderen. Zu letzteren gehörte Geyer zusammen mit Ohrwalder, Titz, Daniel Sorur und Andere.

Ab 1893 verfolgte Geyer den Plan, aus dem Grundstock der „Alten“ ein eigenes Institut zu gründen und eine eigene Niederlassung zur Werbung und Ausbildung von Nachwuchs im deutschsprachigen Österreich zu eröffnen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn die inzwischen geplante Neugründung in Brixen ihm und den „alten“ Missionaren Combonis anvertraut worden wäre. Am 17. Januar 1895 schreibt er an Mitterrutzner: „Mein und meiner Mitbrüder Wunsch wäre es, dass man uns das österreichische Missionshaus überlasse. Wir würden eine geregelte Genossenschaft bilden und die Leitung dieses österreichischen Missionshauses übernehmen. So hätten wir Nachwuchs, ebenso wie die Kongregation durch ihr Haus in Verona.“ Propaganda Fide bestand aber darauf, dass das neu zu gründende Haus für die Kongregation sei.

Noch einen letzten Versuch machte Geyer, mit den Seinen einen eigenen Weg zu gehen. Er wurde sich mit Bischof Roveggio einig. Beide unterzeichneten eine „Pro Memoria“, die sie Rom vorlegen wollten. Danach würden sich Geyer und seine Gefährten dem Apostolischen Vikar in Ägypten unterstellen, die beiden in diesem Vikariat liegenden Niederlassungen in Gesira und Heluan erhalten und in Österreich neben der in Brixen eine eigene Niederlassung eröffnen. Bischof Roveggio ging mit dieser „Pro Memoria“ nach Rom. Er nahm Geyer, obwohl dieser und die übrigen „alten“ Missionare Combonis es wünschten, nicht mit. Und Rom lehnte ab.

Die Reaktion darauf zeigt den authentischen Geyer: „Roma locuta, causa finita“: Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden. Der autoritätsbewusste Geyer unterwarf sich widerspruchslos und ohne Ressentiment der Entscheidung und trat in die Kongregation ein. Am 12. Januar 1896 schrieb er aus Kairo an Mitterrutzner: „Sie fragen mich, ob ich der Kongregation beitrete. Nun, ich bin entschlossen, mich bis zum Tod den Afrikanern zu widmen und dies da, wo sich mir Gelegenheit bietet, das Meiste zu wirken.“ Geyer trat erst der Kongregation bei, als er sah, dass er nur in ihr „das Meiste“ für die Afrikaner tun konnte.

Am 14. Mai 1896 begann er das Noviziat in Verona. Am 16. Mai 1897 legte er die Ordensgelübde ab. Schon beim Eintritt war vorgesehen, dass er anschließend die Leitung des kaum ein Jahr vorher gegründeten Hauses in Brixen übernehmen sollte.

(Zum weiteren Lebenslauf von Bischof Franz Xaver Geyer siehe „Die Geschichte der Deutschsprachigen Provinz der Comboni-Missionare“ von Pater Reinhold Baumann)

R.I.P.

Pater Alois Eder