Talitha Kum, das internationale Netzwerk von Ordensschwestern, setzt sich gegen Sklaverei und Menschenhandel ein. Die Comboni-Missionsschwester Gabriella Bottani, zuständig für die weltweite Koordination, schildert in ihrem Bericht die Aufgaben und Einsatzbereiche.
Am 8. Februar 2019 begann das Jubiläumsjahr zum zehnjährigen Bestehen von Talitha Kum, das im September 2019 mit der ersten Generalversammlung enden wird. Dieses Jahr ist eine Zeit der Gnade für das geweihte Leben gegen den Menschenhandel, in der wir aufgerufen sind, Gott für den eingeschlagenen Weg zu danken, unser Engagement und unser gemeinsames Handeln zu überprüfen und mit Mut und Vertrauen auf unsere Gegenwart und Zukunft zu blicken. Damit wollen wir die Komplexität des Menschenhandels in dieser schwierigen Zeit verstehen, wo alles in Bewegung ist und die Menschenrechte immer weniger geschützt sind.
Bis heute wurden im Rahmen von Talitha Kum 1023 Ordensleute ausgebildet. Derzeit besteht das Netzwerk von Talitha Kum International aus 43 nationalen Netzwerken in Afrika, in Asien, Amerika, Europa und Ozeanien. Diese sind in insgesamt 77 Ländern auf allen Kontinenten vertreten. In 34 Ländern, in denen es keine nationalen Netzwerke gibt, haben regionale oder kontinentale Koordinationsstellen Gruppen oder Ansprechpartner. Weltweit gibt es 150 Einsatzgruppen, die meisten davon in Brasilien und Indien.
Die knapp 2.000 Mitglieder des von Ordensfrauen geführten Netzwerks engagieren sich gegen den Menschenhandel auf verschiedenen Ebenen: Wir bieten zur Prävention Informations-und Sensibilisierungsmaßnahmen für Risikogruppen. Darüber hinaus werden Bildungsprogramme entwickelt und Gruppenleiter ausgebildet. Zu ihrem Schutz erhalten die Personen, die den Menschenhandel überlebt haben, eine Unterkunft. Das reicht von der Erstaufnahme in Flüchtlingsheimen bis zur sozialen und funktionierenden Wiedereingliederung oder der begleiteten Rückführung, wenn gewünscht. Alle, die an Ausbeutung und Menschenhandel beteiligt sind, werden zur Verantwortung gezogen. Partnerschaftlich fördern wir ganzheitliche gemeinsame Aktionen der Netzwerke von Talitha Kum mit all jenen, die unsere Mission teilen.
Das Gebet unterstützt unser Engagement. Durch das Gebet stehen wir allen wohlwollend bei, die unter der Gewalt des Menschenhandels leiden, und bitten Gott, unser Engagement zu unterstützen, damit alle Formen der Sklaverei und Ausbeutung ein Ende haben. Talitha Kum koordiniert seit 2015 das Internationale Komitee, das den Weltgebetstag und die Reflexion gegen Menschenhandel fördert, der am 8. Februar, dem Gedenktag der Heiligen Josephine Bakhita, begangen wird.
Anmerkung: Josephine Bakhita wurde 1869 im südlichen Darfur im Sudan geboren. Schon als kleines Kind wurde sie entführt und mehrmals auf den Sklavenmärkten von Afrika verkauft. Dabei war sie vielen Grausamkeiten ausgesetzt. Schließlich wurde sie in Venedig getauft und trat den Canossianerinnen bei. Bis zu ihrem Tod am 8. Februar 1947 lebte sie in Schio (Vicenza) in Italien. Am 1. Oktober 2000 wurde sie heiliggesprochen.