Pater Gregor Schmidt ist seit vierzehn Jahren im Südsudan im missionarischen Einsatz. Als Priester lebte er in einer abgelegenen Pfarrei in Old Fangak. Seit Anfang 2023 ist er Provinzial der südsudanesischen Ordensprovinz mit Sitz in der Hauptstadt Juba. Zu Beginn seiner Amtszeit nahm er an einer Tagung mit den anderen Provinziälen der Comboni-Missionare in Rom teil. Den Aufenthalt in Europa nutzte er im Anschluss daran zu Besuchen in der Deutschsprachigen Provinz und in der Schweiz, wo er auch mit Silvan Beer von swiss-cath.de sprach.
Pater Gregor Schmidt und die Comboni-Missionare im Südsudan
Der Weg der Nachfolge Christi führte den aus Berlin stammenden Pater Gregor Schmidt schon durch viele verschiedene Gebiete dieser Erde. Zum Zeitpunkt seines Noviziats bei den Comboni-Missionaren in Italien hatte er bereits in Nord-, Südamerika und Asien gelebt.
Im Noviziat befasste sich Pater Gregor eingehend mit Leben und Wirken des Ordensgründers, des 2003 heiliggesprochenen Daniele Comboni, und dessen Missionstätigkeit in Afrika. „Ich habe am Ende meines Noviziats vorgeschlagen, die nächste Stufe der Ausbildung in Afrika zu machen, um zu verstehen, wo das Herz meiner Ordensgemeinschaft schlägt“, erzählt Pater Gregor vom Beginn seiner Beziehung zum afrikanischen Kontinent, den er bis zu diesem Zeitpunkt nur durch einen kurzen Aufenthalt in Ägypten gekannt hatte.
2005 reiste er nach Kenia und lernte auch die Nachbarländer Uganda und den Südsudan kennen. „Ich habe festgestellt, dass Kenia und Uganda schon weit entwickelt sind und auch eine relativ selbstständige katholische Kirchenkultur haben. Der Südsudan ist durch den langen Bürgerkrieg jedoch weit abgeschlagen und braucht dringend Missionare in der Pastoral, aber auch im Bildungsbereich, weil die Analphabetenquote mit etwa 75 Prozent sehr hoch ist. So habe ich meinen Ordensoberen vorgeschlagen, in den Südsudan zu gehen.“ Vor 14 Jahren, noch mit zeitlicher Profess, wurde er dann in das gebeutelte Land entsandt.
Pater Gregor erfährt für seine Arbeit seither große Anerkennung unter den Gläubigen. Rund Dreiviertel der elf Millionen Südsudanesen sind Christinnen und Christen, und die kirchlichen Strukturen sind im politischen Chaos umso wichtiger. Die Arbeit der Comboni-Missionare leistet einen wichtigen Beitrag zum Wirken der Lokalkirche. Doch die Arbeit ist herausfordernd und nicht selten gefährlich. „ch habe elf Jahre in der Holy Trinity Pfarrei in der Diözese Malakal gearbeitet“, erzählt Pater Gregor von seiner vielfältigen Tätigkeit im Land, „und bin am 1. Januar Provinzial der Comboni-Missionare im Südsudan geworden. Dort bin ich für neun Hausgemeinschaften verantwortlich, von denen eine seit 2016 in Uganda liegt, weil die Missionare mit den Gläubigen von der südsudanesischen Regierung über die Grenze vertrieben worden sind. Meine Aufgabe ist es, die Arbeit in allen Comboni-Gemeinschaften zu stärken. Es gibt viele Herausforderungen und ich versuche, meinen Mitbrüdern, so gut es geht, den Rücken freizuhalten.“ Die Missionare betreuen sieben Pfarreien, mehrere Schulen und handwerkliche Ausbildungszentren sowie ein Krankenhaus. „Wir engagieren uns auch im Bereich Frieden und Versöhnung, um durch das Zeugnis von Jesus Christus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft zu weisen.“
Hoffnung in Zeiten der Gewalt
Ein Ereignis ist Pater Gregor ganz besonders in Erinnerung geblieben. „Es gab nach der Nominierung meines Mitbruders Christian Carlassare zum Bischof einen Mordanschlag auf ihn“, erklärt er. „Der Administrator der Diözese hatte diesen organisiert, weil er selbst Bischof werden wollte. Danach war es nicht sicher, wie es weitergehen würde. Pater Christian machte während seiner Genesung immer wieder deutlich, dass er die Gläubigen nicht im Stich lassen wird und keine Angst hat. Vor gut einem Jahr, im März 2022, haben wir schließlich seine Weihe als Bischof mit über 10 000 Gläubigen gefeiert. Es ist ein Zeichen für die Treue und Aufopferungsbereitschaft der Missionare im Südsudan.“
Erzählungen aus der Mission
Auf Einladung der Hilfsorganisation „Kirche in Not“ (ACN) verbrachte Pater Gregor nun einige Tage in der Schweiz. Er besuchte verschiedene Pfarreien, um gemeinsam die Messe zu feiern und von seinen Erfahrungen zu erzählen. Er erlebte dies als eine gesegnete Zeit und freute sich sehr über das große Interesse der Besucherinnen und Besucher. Auf die Frage, wie wir in der Schweiz den Menschen im Südsudan beistehen können, antwortete er: „Mir fallen vier Wege ein: Beten Sie für Bekehrung und Versöhnung; Spenden Sie an Hilfswerke wie „Kirche in Not“; nehmen Sie sich Zeit, sich tiefer mit der Situation im Südsudan zu beschäftigen; engagieren Sie sich in Ihrer Heimat in der Flüchtlingsarbeit und lernen Sie Menschen aus Afrika persönlich kennen.“
Quelle: swiss-cath.ch