Aus einer tragischen Erfahrung heraus entstand eine neue Berufung. Die Priesterweihe wurde überschattet vom Corona-Virus. Ein Comboni-Missionar aus Uganda berichtet über seine Berufung.

Der Wunsch, Gott als Priester zu dienen, kam ziemlich früh auf, als ich ein kleiner Junge war. Während meiner Zeit am St. Joseph’s College in Layibi geschah in der Nacht des 30. März 2004 ein tragisches Ereignis. Unser Kaplan Pater Luciano – ein Comboni-Missionar – wurde brutal ermordet, nachdem er uns in der Vorbereitung auf Ostern die Beichte abgenommen hatte. Es war Karwoche.

Zufällig war ich der letzte, der zur Beicht gegangen war. Dieser Zusammenhang traf mich wie Donnerschlag. „Missionare sterben, wer wird sie ersetzen?” In dieser tragischen Situation traf ich die Entscheidung, die Arbeit von Pater Luciano und anderen Missionaren fortzuführen und die frohe Botschaft zu verbreiten.

Nach diesem Vorfall, den ich für einen besonderen Moment auf meinem Berufungsweg halte, informierte ich mich über die Möglichkeiten, meine Berufung zu verwirklichen. Im Dezember 2008 wurde ich zu einem einwöchigen Orientierungskurs eingeladen. Später wurde ich in das Postulat in Jinja aufgenommen.

Ich erinnere mich, dass das eine schwierige Zeit für mich war, musste ich doch eine Entscheidung treffen. Es ging darum, ob ich mein Studium an der Busitema Universität mit einem staatlichen Stipendium und einem Abschluss in Maschinenbau fortsetzen wollte oder ob ich bei den Comboni-Missionaren weitermachen sollte.

Schließlich entschied ich mich für das Postulat. „Mein Sohn, wenn der Herr dich ruft, dann mach weiter!” ermutigte mich mein Vater. Auch meine Mutter akzeptierte meine Entscheidung. Das war die mutigste Entscheidung, die ich jemals getroffen hatte, aber ich habe es nicht bereut. Heute danke ich Gott, dass er mich für würdig gehalten hat, vor ihm zu stehen und ihm zu dienen.

Von 2012 bis 2014 absolvierte ich in das Noviziat der Comboni-Missionare in Namugongo und legte am 1. Mai 2014 meine zeitlichen Gelübde ab. Zum Theologiestudium ging ich von 2014 bis 2018 ans Scolasticat Bienheureux Isidore Bakanja in Kinshasa (DR Kongo). 2018 wurde ich bis 2019 zum missionarischen Einsatz in die Ngeta Catholic Mission gesandt. Am 23 August 2019 legte ich die Ewigen Gelübde ab, am 24. August 2019 folgte die Diakonenweihe in der Gemeinde Alenga (Diözese Lira).

Am 30. Mai 2020 wurde ich in der Gemeinde Lacor (Erzdiözese Gulu) zum Priester geweiht. Die Vorbereitung auf meine Priesterweihe war nicht einfach. Wir waren und sind immer noch vom Corona-Virus betroffen. Nach ersten Plänen sollte die Weihe am 16. Mai stattfinden. Viele Menschen erwarteten diesen Tag, meine Freunde und Verwandten und besonders die Christen der Gemeinde Ngeta, bei denen ich als Scholastiker im missionarischen Einsatz und als Diakon Dienst getan hatte. Ich überlegte, dass die Weihe vielleicht auf Juli oder August verschoben werden könnte, wenn die Lage sich normalisiert hätte.

Doch der Provinzial schlug vor, dass wir die Weihe unter den staatlichen Sicherheitsvorschriften abhalten. Also wurde sie für den 30. Mai geplant, wobei nur zwanzig Personen teilnehmen durften. Obwohl es wenige Leute waren, war es sehr schön. Der Vers aus Psalm 33 tröstete mich: „Der Herr vereitelte den Ratschluss der Nationen, er machte die Pläne der Völker zunichte. Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne seines Herzens durch alle Geschlechter.” (Ps33, 10-11). Was als große Veranstaltung geplant war, stellte sich als sehr einfach und bescheiden heraus. Der Herr entschied, dass es so geschah wie er wollte, nicht wie wir es wollten. Das machte mich demütig. Ich feierte meine erste Messe mit ein paar Comboni-Missionaren und einer kleinen Gruppe von Familienmitgliedern.

Meine Pläne für die Zukunft? Ich werde in die Mission nach Ngeta zurückkehren. Diese Entscheidung macht mich sehr glücklich. Ich möchte gerne mehr in die Jugendseelsorge einbezogen sein, um den Jugendlichen zu helfen, ihre Berufung im Leben zu entdecken. Es gibt viele Herausforderungen, denen die Jugendlichen in Ngeta und der Diözese Lira gegenüberstehen: frühe Ehen, Schulabbruch, der Mangel an einer klaren Idee für das Leben, und vor allem der Bedarf nach geistiger Begleitung. Gemeinsam können wir einen Weg finden, Freunde Gottes und der Menschlichkeit zu sein.

Pater Opiyo Constanz