Afrika und die Afrikaner haben es Bruder Manfred Bellinger angetan. Bereits 24 Jahre hat der rührige Comboni-Missionar und Elektromeister auf diesem Kontinent verbracht. Jetzt zieht es ihn zurück. [..]

Der gebürtige Wasseralfinger wirkte von 1984 bis 1995 an einer Handwerkerschule in Gilgil in Kenia, 2001 in einem Sabbatjahr in Südafrika und von 2003 bis 2014 mit großem Engagement in Mosambik. Und in dieses südostafrikanische Land am Indischen Ozean zieht es den mittlerweile 62-Jährigen zurück. [..] Wenn es seine Gesundheit mitmacht, möchte er neun Jahre in Mosambik bleiben.

Sein Flug geht am 24. September. „Es ist nicht einfach, ein Visum für Mosambik und ein Flugticket zu bekommen“, sagt Bellinger. Deshalb ist er auch sehr dankbar für die Hilfe, die ihm der Honorarkonsul der Republik Mosambik, Siegfried Lingel aus Aalen, gewährte.

Ein knappes Drittel der 30 Millionen Einwohner von Mosambik sind Katholiken. Auch Muslime und charismatische christliche Gemeinden sind stark vertreten. Das seit 1975 unabhängige Mosambik zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und wird regelmäßig von Malaria und Tuberkulose heimgesucht. Zwischen 1976 und 1992 tobte dort zudem ein Bürgerkrieg.

„Ich habe nie selbst entschieden, ich glaube einfach an die Vorsehung, dass Gott alles schon geplant hat“, sagt Manfred Bellinger. „Gott geht voraus und ich folge.“ Nun geht es nach Carapira im Norden von Mosambik., wo der 62-Jährige die Verwaltung und technische Leitung der dortigen technischen Schule übernimmt. Die Schule mit Internat und rund 150 Schülerinnen und Schülern in sechs Klassen wurde schon während der portugiesischen Kolonialherrschaft gegründet. Die Comboni-Missionare sind seit 1948 in Carapira tätig.

An der technischen Schule in Carapira wird die Klassenstufe 11 bis 13 in den Berufen Auto- und Industriemechanik unterrichtet. Es gibt dort eine Schreinerei, eine Schlosserei und ein Sägewerk. „Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die Leute selbständig arbeiten können“, so Bellinger, der sich auf seine „starke Herausforderung“ freut. An der Schule möchte er ein Elektro-Abteilung aufbauen und mit Schulmannschaften auch wieder in Sachen Fußball aktiv sein. „Ich bin sehr dankbar, dass mein Weg nochmals zurückführt nach Afrika. Dort, wo Gott mir den Platz gibt, bin ich zu Hause“, sagt Bellinger. Er fürchtet sich auch nicht vor der Corona-Pandemie, die auf dem Land weniger verbreitet sei als in großen Städten.

Sein letztes Zuhause war für sechs Jahre Ellwangen. Im Missionshaus in der Rotenbacher Straße war er als Hausmeister und Leiter der Altenpflege tätig. Ehrenamtlich engagierte er sich als Mitglied des Freundeskreises Asyl in der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Dort wirkte er als Fußballtrainer und Betreuer für den Kinder- und Erwachsenensport. Mit jungen Multi-Kulti-Fußballern, darunter viele Afrikaner, kickte er als Coach regelmäßig in der Comboni-Sporthalle, um die Integration zu fördern. Und mit Asylbewerbern beteiligte er sich am Frühlingslauf.

Manfred Bellinger, der mit acht Jahren seinen Vater verlor, erlernte nach seinem Hauptschulabschluss an der Braunenbergschule den Beruf des Industrieelektrikers. Sein Zivildienst am Aalener Krankenhaus war für den praktizierenden Katholiken aus einen christlichen Elternhaus „der entscheidende Punkt, um vor allem mit der Kirche auf Soziales umzusteigen“.

Über den damaligen Wasseralfinger Pfarrer Alfons Wengert, der ihm oft beim Fußballspielen zugeschaut hat, kam er zu den Comboni-Missionaren nach Josefstal. Der heute 92-jährige Pater Josef Pfanner war zu dieser Zeit dort Rektor und empfing ihn freundlich. Als Handwerker könne man ihn gut brauchen, meinte er. Pfanner hatte ihn auch schon für die Mission in Kenia im Sinn. Doch zuvor machte Bellinger an der Meisterschule Tettnang 1983 seinen Meister.

Bibel, Elektrowerkszeug und Fußball sind Manfred Bellinger wichtig. „Ich habe eine starke Liebe zu den Menschen, zu den Bedürftigen“, bekennt er. In der afrikanischen Kultur sei er mittlerweile verwurzelt. In der Comboni-Niederlassung Graz-Messendorf, wo er sechs Jahre lang wirkte, entstand auf Bellingers Initiative 1997 das „Afrika-Haus“ für Asylbewerber und Studenten aus Afrika. Die Fröhlichkeit, Lebensfreude und Offenheit der Afrikaner haben es dem Missionar angetan.

Josef Schneider

veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Ipf-und Jagstzeitung