3. April 2024

Die Guji, die ethnische Gruppe in Äthiopien, bei der ich mehrere Jahre als Missionar verbracht habe, ist in drei Untergruppen unterteilt: Uraga, Mati und Hokkuu. Diese sehr große und gut organisierte ethnische Gruppe hat viele Traditionen, Regeln und Gesetze, die mündlich von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Innerhalb der Gruppe findet alle acht Jahre eine Generalversammlung statt, auf der die drei wichtigsten Häuptlinge und acht „Räte“, die ganz bestimmte Aufgaben in den Bereichen Verwaltung, Rechtsprechung und Moral/Geistlichkeit haben, ausgetauscht werden.

Der Prozess der Machtübergabe von einer Gruppe zur anderen ist komplex und dauert eine ganze Woche. Es geht darum, die ausgewählten und auf die neue Aufgabe vorbereiteten Kandidaten zu bestätigen, die wichtigsten Gesetze laut zu verkünden, damit alle sie kennen und sich daran erinnern… und sich dann zu verpflichten, sie umzusetzen. Themen werden besprochen, die wichtig sind, um als homogene Gruppe voranzukommen. Dabei muss auch die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Regierung jetzt viele gesetzgeberische Fragen für sich reserviert hat, die früher in ihre Zuständigkeit fielen, und dass die jüngeren Generationen nicht mehr über ausreichende Kenntnisse der alten Traditionen, der Bräuche der Vorfahren und der von ihnen überlieferten Regeln verfügen.

Schon bei meiner ersten Begegnung mit dieser Volksgruppe fühlte ich mich von ihrer Kultur angezogen, und auch heute noch hat der Wunsch, mehr über ihre Traditionen, ihre Religiosität und Spiritualität zu erfahren, in mir nicht nachgelassen. Die Diplomarbeit, die ich am Ende meines Postgraduiertenstudiums schrieb, befasste sich genau mit ihrer Spiritualität. Für einen Missionar wie mich ist es wichtig, ja sogar notwendig, ein tiefes Verständnis ihres Gottesbildes zu haben. Mit meiner Anwesenheit in dieser Region möchte ich die Vertiefung ihres Verständnisses des Göttlichen fortsetzen. Ich möchte mich an ihrer Spiritualität bereichern, die ich als sehr tief empfinde und die in ihren vielen Sprüchen und Bräuchen nicht schwer zu erfassen ist. Mit Waaqo Duube, der vor acht Jahren die Macht an Jiilo Ma’dhoo übergeben hat, verbindet mich eine enge Freundschaft. Er Waaqo schätzt mich so sehr, dass er mich manchmal ilmaa kiyyaa (mein Sohn) nennt.

Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, Gott zu bitten, alle traditionellen Führer dieser Volksgruppe zu segnen, denn sie sind seit Hunderten von Jahren in der Lage, ihre Dörfer mit großer Weisheit zu regieren und ihrem Volk zu einem Leben zu verhelfen, das diesen Namen verdient.

Pater Pedro Pablo Hernández, mccj