Eine Woche nach seiner Priesterweihe am 28. Juni 2020 im Dom zu Brixen von Bischof Ivo Muser (wir berichteten) feierte der Comboni-Missionar P. Stefano Trevisan seine „prima missa“, also seine Primiz, mit seiner Heimatgemeinde, seinen Freunden und Gästen.

Der Neupriester P. Stefano stand der Eucharistiefeier zum ersten Mal am 5. Juli 2020 in seiner Heimatpfarrei St. Vigil, Teilgemeinde von Enneberg, vor. Die Menschen dort gehören der Volksgruppe der Ladiner an. Sie sprechen eine uralte Sprache, welche stark mit dem Lateinischen verwandt ist, aber auch Deutsch und Italienisch. Dementsprechend wurden beim Gottesdienst diese drei Sprachen verwendet.

Abendgebet

Doch bevor am Sonntag der Primiz-Gottesdienst gefeiert wurde, war am Vorabend zum Abendgebet in die Kirche und daneben in ein großes Zelt geladen worden. Es war eine sehr schöne, ruhige Feier. Der Jugendchor der Pfarrgemeinde umrahmte den Gottesdienst mit seinem frischen Gesang. Das letzte Lied war aus Kenia in Ostafrika und wurde in der Kiswahili-Sprache gesungen: „Baba yetu“ – also eine Vertonung des Vater Unser. Offensichtlich war das Lied deshalb ausgewählt worden, weil P. Stefano als „Missionar auf Zeit“ im Südsudan, einem Nachbarland von Kenia, gearbeitet hatte. Übrigens hat er bereits seine Bestimmung für den Südsudan erhalten.

Alte Bräuche

Nach dem Gottesdienst konnte man durch das Dorf gehen und die erleuchteten Fensterbilder bestaunen. Parallel dazu hatten viele junge Menschen hoch in den Bergen ums Dorf herum Feuer entzündet und Kreuze, Herzen und andere Symbole damit dargestellt. Diese alpenländische Gepflogenheit gibt es in Südtirol wie auch in Nordtirol vor allem am Herz-Jesu-Fest, acht Tage nach Fronleichnam.

Die Primiz

Es schien, als ob die Bewohner des halben Ennebergtals an diesem heißen Tag zur Primiz nach St. Vigil gekommen waren. Zum Glück gab es das Zelt neben der Kirche, da die Feiernden bei weitem keinen Platz in der Kirche gehabt hätten. Aber auch das Zelt fasste längst nicht alle Mitfeiernden. Durch Streaming waren die Menschen in der Kirche und im Zelt miteinander verbunden.

Wie es sich in Tirol gehört, wurden der Primiziant und die konzelebrierenden Priester vom Pfarrhaus neben der Kirche von den Ministranten*innen, Abordnungen der Polizei, der Feuerwehr und der Schützen abgeholt. Schließlich verhalf der Musikverein dem ganzen Zug zu einem frohen und bunten Gepräge. Vor dem Einzug in die Kirche sagten einige Jugendliche ihre Verse zu Ehren des Primizianten auf. Auch das scheint internationaler Brauch zu sein. Dann konnte der Primiz-Gottesdienst beginnen, der schließlich zwei Stunden dauern sollte. Dieses Mal umrahmten acht großartige Sängerinnen und Sänger vom Kirchenchor die Feier. Viel Musik von Haydn stand auf ihrem Plan.

Der Heimatpfarrer hält die Predigt

Der Ortspfarrer Klaus Sottsas hielt die Primiz-Predigt in drei Sprachen und wandte sich an den früheren Skilehrer Stefano Trevisan: „Stefano, Deine Entscheidung zum Priesterberuf war ein langer, nicht immer leichter Weg. Du hast gerungen und gesucht. Baue jetzt erst recht auf die so große Liebe Gottes. Nicht zuletzt ist es Deine Aufgabe als Priester, diese Liebe zu vermitteln und weiter zu schenken. Die Menschen wollen es spüren können, dass ihr Priester sie gernhat und sie wertschätzt. Du musst den Menschen bei dem, was Du sagst und tust, glaubwürdig erscheinen. Das ist mehr, als nur schnell die Messe zu lesen. Fördere das Gute, das in jedem Menschen vorhanden ist. Umso mehr möge Dein Leben, Dein Handeln von Heiligem Geist erfüllt sein. Hab also keine Angst, fürchte Dich nicht, denn der Herr, der Dich gerufen hat, ist treu. Er ist mit Dir – gerade auch in schwierigen Zeiten. Er segne Dich. Amen.“

P. Anton Schneider