Im Zuge der Bauarbeiten im Missionshaus der Comboni-Missionare in Graz-Messendorf sollte auch die Kapelle umgestaltet werden. Pater Josef Altenburger schildert die Überlegungen und ihre Umsetzung.

Schönheit hat auch etwas zu tun mit der Liturgie und dem Raum, in dem sie gefeiert wird. Da spielen viele Dinge zusammen: Der Raum, die Bilder, die Musik, der Gesang, die Texte, die gelesen werden und wie sie gelesen werden, die Gewänder, die liturgischen Geräte, die Ministranten usw. All das zusammen möchte uns die Schönheit Gottes zeigen.

In unserer neugestalteten Kapelle haben wir eine Änderung der alten Anordnung gewählt. Wie ich gehört habe macht die neue Anordnung manchen Schwierigkeiten. Da wünscht man sich die alten Kirchenbänke zurück (in denen man ja kaum gescheit knien und sitzen konnte) und eine Gestaltung in der alten Weise!

Gründe für die Neugestaltung

Ich möchte einige Gründe für die Neugestaltung anführen. Mir war es ein besonderes Anliegen, die alte Kapelle nach liturgischen Gesichtspunkten des 2. Vatikanischen Konzils auszurichten. Auch war es mir ein Anliegen, die Weite der Weltkirche als missionarische Gemeinschaft wenigstens etwas spürbar zu machen. Anregungen gaben mir die Liturgiekommission der Diözese und das Denkmalamt. Die Restauratoren haben übermalte Ornamente zu Tage gefördert, die in Beziehung stehen zur Eucharistie und der Leidensgruppe. Es wurden oben in den Lisenen verdeckte Symbole freigelegt, die der Leidensgruppe und der Eucharistie/Hl. Messe zugeordnet sind: da sind die Weintrauben und die Ähren, Symbole für den Wein und das Brot der Eucharistie, da sind die Passionsblumen als Zeichen für die Trauer und das Leiden Christi.

Zwei Kristallisationspunkte

Die Messfeier hat zwei Kristallisationspunkte: Wortgottesdienst und Eucharistie, denen auch zwei Orte entsprechen: Tisch des Wortes und Tisch des Mahles, Ambo und Altar. Beide Orte haben eine gleichrangige Bedeutung, die auch in der Gestaltung zum Ausdruck kommen muss. Ich habe das gerade in meinen Exerzitien in der Kirche im „Haus der Stille“ in wunderbarer Weise verwirklicht erlebt.

Für die, die die vorkonziliare Messfeier nicht mehr kennengelernt haben, möchte ich daran erinnern, dass wenigstens ein Jahrtausend lang die Lesungen wie die ganze Messe lateinisch gelesen und gesungen wurde und der Gemeinde bestensfalls anschließend verdolmetscht wurden. Sie wurden zudem wie die ganze Messe am Altar gelesen, von den Gläubigen abgewandt. Kein Wunder, dass dieser Teil nicht als Wortgottesdienst bezeichnet wurde, sondern sogar nur als Vormesse. Wer daran nicht teilnahm, machte sich lediglich einer lässlichen Sünde schuldig. Der Wortgottesdienst hatte damals seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Auf Grund zunehmender Klerikalisierung entwickelte sich noch das Kommuniongitter, das den Chorraum völlig von den Gläubigen trennte.

Der Vorschlag, den Altar als „Tisch des Brotes“ und den Ambo als „Tisch des Wortes“ in den Brennpunkten einer Ellipse zu positionieren, nimmt die Anregungen des Konzils auf. In der Einführung zum Messbuch heißt es:

Anregungen des Konzils

„Für die Verkündigung des Wortes Gottes muss es im Kirchenraum einen Ort geben, der der Bedeutung des Wortes Gottes angemessen ist und den Gläubigen bewusst machen kann, dass in der Messe der Tisch sowohl des Wortes wie des Leibes Christi bereitet wird“ (Einführung in die Messe 32). „Die Würde des Wortes Gottes erfordert für seine Verkündigung einen besonderen Ort in der Kirche, dem sich im Wortgottesdienst die Aufmerksamkeit der Gläubigen wie von selbst zuwendet“, so die Einführung in das Messbuch (AEM 272). Ambo und Altar sollen einander entsprechen und in richtiger Beziehung zu einander stehen. In der Form, die wir gewählt haben, ist das wunderbar ausgedrückt. Der Tisch des Wortes soll der Gemeinde das aufmerksame Zuhören im Wortgottesdienst leicht machen. Die Gemeinde versammelt sich so um beide Brennpunkte und ist nicht nur auf den Altar orientiert. Angesichts der Zusammenlegung vieler Gemeinden zu Seelsorgeräumen gewinnt auch der Wortgottesdienst bei uns immer mehr an Bedeutung. „Die Kirche hat die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Herrenleib selbst, weil sie, vor allem in der heiligen Liturgie, vom Tisch des Wortes Gottes wie des Leibes Christi ohne Unterlass das Brot des Lebens nimmt und den Gläubigen reicht“ (2. Vat. Konzil, Die Verbum 21).

Ich glaube, dass wir als missionarische Gemeinschaft eine gute Lösung mit der Gestaltung unserer kleinen Kirche gewählt haben. Sie ist Gebetsort unserer Gemeinschaft im kleinen Nebenraum mit der Aufbewahrung der Eucharistie und offen für verschiedenste liturgische Feiern. Ich freue mich, wenn dieser schöne Raum auch für verschiedenste Anlässe wie Taufe, Hochzeit, Gedenk- und Segensfeiern genutzt wird. Zugleich habe ich an der Stirnwand unterhalb der Leidensgruppe die Möglichkeit geschaffen mit einem Bild – z.Zt. ist es Erzbischof Romero – auf Situationen und Menschen aufmerksam zu machen, die uns mit der Weltkirche verbinden. Der Kreuzweg eines afrikanischen Künstlers verbindet uns mit dem Leiden der Menschen in Afrika und andernorts. Mir ist es wichtig, dass die Liturgie, die Bibel und das Leben zusammengehören. Wenn wir an der Eucharistie teilnehmen und nicht erfahren, dass es zwischen unserem normalen Leben, unserer Welt heute, in der wir leben und der biblischen Vision einer neuen Welt (das österliche Bild hinter der Leidensgruppe von Adi Bachler weist ins österliche Geschehen hinein und lässt uns nicht nur beim Leiden verweilen) und eines neuen Bundes eine Verbindung gibt, dann dürfte die Hl. Messe für uns unbedeutend werden und wir könnten auch ohne sie leben.

So ist uns an diesem Ort auch eine Chance der Erneuerung gegeben: In der Eucharistie geht es um die „Wandlung“. Sie ist nicht nur auf die Gaben auf dem Altar beschränkt, sie betrifft auch uns. Die Wandlung der Gaben, unsere Wandlung und die Wandlung der Welt gehören zusammen.

Pater Josef Altenburger