Vor einigen Tagen gab es eine freudige Überraschung für mich. Der Bischof von Floriano im brasilianischen Bundesstaat Piaui, Dom Edivalter Andrade, besuchte mich in Nürnberg. Mit ihm verbindet mich eine lange und schöne Geschichte. Er war noch im Theologiestudium, als ich im Jahr 1986 zum Ausbildungsleiter des Seminars der Diözese Sâo Mateus ernannt wurde. Später arbeiteten wir gut zusammen im gleichen Seminar, er war für die Philosophiestudenten zuständig und ich für die Studenten der Theologie. Damals gab es in dieser Diözese gerade mal zwei Kapuziner, drei Diözesanpriester aus Italien, und 18 Comboni-Missionare, unter ihnen auch der Bischof, Aldo Gerna, der heute noch mit seinen fast 90 Jahren die geistige Autorität in der Diözese darstellt.
Jahre bevor die Comboni-Missionare an Kandidaten für die eigenen Reihen dachten, haben sie an der Peripherie von Vitória ein kleines Diözesanseminar gebaut und angefangen, mit einfachsten Mitteln, aber mit viel Einsatz, einen Ortsklerus heranzubilden. Heute gibt es in dieser Diözese einen stabilen Ortsklerus mit bereits 30 Priestern und weiteren 20 Kandidaten im Priesterseminar.
Vor genau 67 Jahren kamen die ersten Comboni-Missionare nach Sâo Mateus, und mit Ende dieses Jahres 2019 werden die letzten beiden die Diözese verlassen. Das zeigt etwas vom Gang der Missionsarbeit. Sie ist von der Vorläufigkeit geprägt. Missionare sind immer bereit, getane Arbeit anderen zu übergeben und weiterzuziehen. Aber sie hinterlassen auch Spuren, oder besser gesagt, Früchte. Im Rückblick sehe ich ihr Wirken dort als eine Erfolgsgeschichte. Vielleicht hat dazu die Tatsache beigetragen, dass sie in der Pastoral sehr volksnah waren und sich als eine der ersten in ganz Brasilien flächendeckend um den Aufbau von Basisgemeinden bemüht haben. Dazu kommt, dass mit Dom Aldo Gerna ein sehr glaubwürdiger und für die Armen engagierter Hirte die Geschicke der Ortskirche über 30 Jahre lang geleitet hat. Gott schenke dieser Ortskirche weiterhin gute Früchte!
Pater Karl Peinhopf, Provinzial