„Das ist eine alarmierende Situation für uns“, erklärte Shibu Thomas, der 2015 die ökumenische Organisation Persecution Relief gegründet hat. Die Einrichtung bietet Opfern von Übergriffen in Indien Unterstützung an und dokumentiert diese. Für das laufende Jahr 2017 legte sie bereits Zahlen vor. Demnach kam es bereits bis Mitte Mai zu 260 Vorfällen, die bekannt wurden. Im gesamten letzten Jahr waren dies 348 Übergriffe. Die Organisation zählt dazu körperliche Gewalt, Zerstörung von Kirchen, Nachstellungen, Bedrohungen, gesellschaftlichen Boykott, Hasskampagnen und sogar Entführungen sowie Mordversuche. Indische Medien berichteten Anfang der Woche, dass zweimal, jeweils am Samstag sowie am Montag, evangelische Christen in Vororten von Bangalore, der Hauptstadt des südwestlichen Bundesstaats Karnataka, zur Zielscheibe gewalttätiger Hindunationalisten wurden. Zuvor hatten die Angreifer sie beschuldigt, Menschen zur Konversion gedrängt zu haben. Daraufhin steckten die Täter Kisten mit christlichem Informationsmaterial in Brand, das die Christen an öffentlichen Plätzen Passanten angeboten hatten. Das Recht auf Mission wird von den Vereinten Nationen anerkannt und dessen Schutz wird unter den Bedingungen einer umfänglichen Religionsfreiheit gewährleistet. Jedoch ist in einigen indischen Bundesstaaten Mission unter Hindus verboten, Karnataka, wo viele Christen leben, gehört noch nicht dazu. Der Vorwurf, gegen die Anti-Konversionsgesetze verstoßen zu haben, führte mehrfach in Vergangenheit zu Spannungen und zu Gewalt zwischen den Religionsgruppen. (Zenit)