Stefano Trevisan war 25 Jahre alt, als er sich entschloss, für ein dreimonatiges Praktikum in den heutigen Südsudan zu gehen. Dort kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, Comboni-Missionar zu werden. Das war im Jahr 2009, heute hat er bereits das Noviziat hinter sich und studiert in Neapel Theologie. Wie aber kam es so weit? Was hat ihn dazu bewegt, Comboni-Missionar zu werden? Eine kleine Geschichte darüber, wie Stefano zu den Comboni-Missionaren fand.
Von Südtirol in den Südsudan – und zu Gott
Stefano kommt gebürtig aus St. Vigil in Enneberg, Südtirol, wo er mit seinen Eltern und einer jüngeren Schwester lebte. Seine Muttersprache ist Ladinisch (hier ein kleiner Eindruck, wie Ladinisch klingt); Italienisch und Deutsch hat er in der Schule gelernt. Er wuchs also bereits in einer „multikulturellen Umgebung“ auf.
Nach dem Abitur 2004 probierte er einige Dinge aus: er arbeitete im Büro, als Maurer, machte eine Ausbildung zum Skilehrer und Bademeister; im Sommer arbeitete er an einer Hotelrezeption und hatte Kontakt zu Menschen aus verschiedenen Ländern und konnte seine Sprachkenntnisse verbessern.
Im Sommer 2009 wollte er dann gewissermaßen in die Fußstapfen seiner Eltern treten, die vor vielen Jahren in Indien waren und sich dort für die Menschen eingesetzt haben. „Ich wollte mehr mit meinem Leben anfangen als nur zu arbeiten und Geld zu verdienen – ich wollte benachteiligten Menschen helfen und mich für sie einsetzen“, erklärt Stefano. So nahm er Kontakt mit dem Missionsbüro in Bozen auf, welches ihn an den Comboni-Missionar Bruder Erich Fischnaller weiterleitete, der im Sudan (heute Südsudan) tätig war. Drei Monate durfte er in Lomin an der Grenze zu Uganda im Comboni-Projekt mithelfen: Stefano half bei Arbeiten mit dem Computer, schrieb Briefe an die Wohltäter und nahm an den Gottesdiensten in den unterschiedlichen Pfarreien teil. In den drei Monaten lernte er viele Menschen und ihren Alltag kennen. Obwohl Stefano in seiner Heimat nicht mehr viel mit der Kirche zu tun hatte, merkte er, dass ihn diese Arbeit glücklich machte und der Gedanke, diese Arbeit als Comboni-Missionar zu machen, kam ihm immer öfter in den Sinn, bis sich dieser Gedanke zu einem Wunsch entwickelte, den er mit nach Hause nahm.
Zurück in Südtirol war er immer noch begeistert von dem Gedanken und wollte am liebsten sofort eintreten und sich voller Tatendrang an die Arbeit machen. So schnell geht das jedoch nicht: die Comboni-Missionare bremsten seinen Enthusiasmus zunächst ein wenig und legten ihm nahe, seine Berufung zu hinterfragen: handelt es sich um eine wirkliche Berufung oder wirken die neuen Erlebnisse und Erfahrungen einfach noch nach und stimmen ihn so euphorisch? Rund ein Jahr lang nahm Stefano regelmäßig an monatlichen Treffen in Padua teil, die sich mit Glaubensfragen auseinandersetzten und bei denen er die Comboni-Missionare und die Missionare ihn besser kennen lernen konnten. 13 junge Leute nahmen an diesen Treffen teil, wobei Stefano der einzige war, der ernsthaft mit dem Gedanken spielte, Comboni-Missionar zu werden.
Davon, wie man Comboni-Missionar wird
Als seine Begeisterung für die Comboni-Missionare auch nach diesem Jahr ungebrochen war, trat er ins Postulat ein. Von 2010 bis 2012 lebte er in Padua und studierte dort Philosophie und bekam eine Einführung in die Theologie. Das Noviziat schloss sich von 2012 bis 2014 an: Stefano verbrachte zwei Jahre in Portugal im Noviziat, wo er Novizen aus ganz Europa kennen lernte und Portugiesisch lernte.
Seit 2014 ist er nun im Scholastikat (Ausbildungszentrum für angehende Comboni-Missionare) in Neapel, was bedeutet, dass er vier Jahre an der Universität Theologie studiert um später Priester werden zu können. Insgesamt sind sie 15 Scholastiker aus der ganzen Welt: zwei kommen aus Italien, einer aus Polen, einer aus Peru, einer aus Brasilien, drei aus der Demokratischen Republik Kongo, zwei aus Uganda, einer aus Kenia, einer aus Malawi, einer aus Äthiopien, einer aus Benin und einer aus Togo. Umgangssprache ist Italienisch – was für Stefano kein Problem ist, für die anderen teilweise schon: sie mussten zunächst in einem Sommerkurs Italienisch lernen, um an der Universität den Vorlesungen folgen zu können.
Anschließend wird er ein Jahr in die Mission gehen, worauf er sich schon sehr freut, und er hofft sehr, dass es dann für ihn zurück nach Afrika geht. Die ewigen Gelübde und die Weihe zum Diakon schließen sich an. Erst wenn er sechs Monate Diakon war, kann er zum Priester geweiht werden. Er hat also noch einige Etappen auf dem Weg zur Erfüllung seiner Berufung vor sich, aber er schaut ihnen mit Spannung entgegen und im Gespräch mit ihm spürt man nach wie vor die Begeisterung für den Weg, den er eingeschlagen hat.
Von Ende Juli bis Anfang August war er zu Besuch in der Deutschsprachigen Provinz, wo er Neumarkt und Ellwangen besucht hat und einige Tage in Nürnberg verbrachte. Pater Karl Peinhopf hatte ihn eingeladen, mit anderen Comboni-Missionaren zum Weltjugendtag nach Krakau zu fahren. Das hat Stefano auch gemacht und somit nicht nur die deutschen und polnischen Comboni-Missionare kennen gelernt, sondern hatte auch Zeit, sich mit vielen jungen Erwachsenen, die sich zum Weltjugendtag nach Krakau aufgemacht hatten, auszutauschen. Insgesamt hat ihn der Weltjugendtag noch mehr in seinem Glauben gestärkt.
Brigitte Rolfes