Pater Phillip Andruga Kenyi aus dem Südsudan sagt: „Das Lustige an der Entwicklung meiner Berufung zum Ordensleben war, dass Gott mir nicht ausdrücklich mitteilte, dass dies meine Berufung war. Aber etwas geschah…“

Der große Schritt in Richtung meiner Berufung war, als ich zu einer Fortbildung für Leiter in der christlichen Jugendarbeit eingeladen wurde, das unsere Gemeinde organisierte. Während des Treffens lernte ich viele wichtige Fertigkeiten, die ein christlicher Leiter vor allem im Umgang mit Jugendlichen haben sollte. Ich wurde von einem der Priester gefragt, ob ich in das Seminar eintreten wollte, um wie er Priester zu werden. Interessanterweise war in meiner Kleingruppe ein diözesaner Seminarist, dessen Verhaltensweise meine Aufmerksamkeit erregte und die ich bewunderte.

Im Ausbildungslager gab es einige Comboni-Priester und Comboni-Schwestern, die über ihre Erfahrungen als Missionare berichteten. Was ich an ihnen bewunderte war die Freude in ihren Gesichtern, wenn sie erzählten. Sie luden auch alle Interessenten ein, sich ihnen anzuschließen, und am Ende des Treffens war ich völlig verwirrt, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich überlegte, ob ich in das Seminar eintreten sollte oder mein Studium fortsetzen, um meinen Traum Anwalt zu werden zu verwirklichen.

Erst nach der Abreise der Jugendgruppen erzählte ich unserem Gemeindepfarrer von meiner Absicht, Priester zu werden, aber Ordenspriester. Der Gedanke gefiel ihm, und er riet mir, meinem Herzenswunsch zu folgen. Nach der Begegnung mit dem Pfarrer informierte ich die Mitglieder meiner Familie über meine Entscheidung, und sie unterstützten mich, obwohl einige von ihnen dagegen waren.

Das Lustige an der Entwicklung meiner Berufung zum Ordensleben war, dass Gott mir nicht ausdrücklich mitteilte, dass dies meine Berufung war. Es gab kein offensichtliches Anzeichen. Gottes Stimme kommt durch die Ereignisse des Lebens, durch die ich allmählich die Anforderungen der Liebe entdecke. Gott bleibt unsichtbar und zurückgezogen. Der erste Ruf, den ich verspürte, war eine Eingebung, und das war eine Überraschung für mich. Langsam entdeckte ich die versteckten Ecken und Winkel, wo Gott mir in einer spezielleren Art als üblich zugetan ist und mir seine Gegenwart und Liebe offenbart. Ich fühlte auch, dass es ein Ruf ist, der auf den Glauben an Gott gründet, der mich liebt und alles aus Liebe für mich tun kann. Es ist nichts, das bei einer Befragung oder einem Gespräch hervortritt, sondern nur durch einen langsamen und tiefgehenden Kommunikationsprozess zwischen dem spirituellen Leiter und mir.

Ich denke oft, der Ruf Gottes nimmt in uns Gestalt an, wenn Menschen sich aus ihrer Erstarrung lösen, wenn sie sich mit Ereignissen konfrontiert sehen, die sie aus ihrer Gleichgültigkeit herausreißen. Alltägliche Erfahrungen, die im Gedächtnis bleiben, reichern sich allmählich zu einer Sammlung von Informationen an, auf die wir bei der Berufswahl zurückgreifen. Durchlebte Gefühle prägen ein Individuum. Eine Reihe von Erfahrungen ist erforderlich, um eine vernünftige Entscheidung treffen, ob man Anwalt, Lehrer, Ordensmann oder Priester werden will.

Es ist ein Vorgang der Nachahmung, das elterliche Modell. Ordensleben ist dasselbe. Es ist wichtig, dass Ordensleute ein vertrauter Anblick für Kinder sind. Wie soll jemand etwas Unbekanntes annehmen? Wie kann man wie Ordensleute oder Priester sein wollen, ohne die Möglichkeit ihnen zu begegnen? Manchmal heißt es, was zählt, ist unser „Da-Sein“ in der Welt. Einige fügen hinzu, dass es keinen Unterschied zwischen Ordens- und Diözesanpriestern geben sollte. Das stimmt in bestimmten Situationen, es reicht aber nicht aus, um die Berufung zum Ordensleben zu fördern. Dieses „Da-Sein“ muss im Hier und Jetzt sichtbar werden, herbeigeführt durch deutliche Gesten und Worte, die eine persönliche und gemeinschaftliche Identität vermitteln. Vertraulichkeit allein reicht also nicht aus. Man muss die Ordensleute und ihre Gemeinschaft im Einsatz erleben.

Quelle: comboni.uk