Schwester Natingar Liée kommt ursprünglich aus dem Tschad. Sie erzählt uns von ihrem Berufungssweg und ihrem Engagement als Lehrerin.

Ich wurde in eine christliche Familie hineingeboren. Sie lehrten mich, im Glauben zu wachsen, und gaben mir die Freiheit, das Leben zu wählen, das ich für mich wollte. In meiner Familie lernte ich Werte wie Aufopferung bei der Arbeit, Großzügigkeit und Respekt für andere, die mich seit meiner Kindheit begleiten und die ich als kostbares Erbe in mir trage.

Ich denke, dass deshalb in gewissem Sinne die Berufung zu einem Ordens- und Missionsleben seit meiner Kindheit in mir gewachsen ist. Die Messe, die Begegnungen, das Gebet zu Hause oder die Betrachtung der Natur erzählten mir von Gott und weckten in mir Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Todes und nach dem Wunsch Gottes, zu lieben und geliebt zu werden.

Ich war 12 Jahre alt, als mich eine Botschaft bewegte, die die Bischöfe des Tschad an die jungen Menschen des Landes gerichtet hatten. In diesem Brief stand der Text des Evangeliums, in dem Jesus sagt: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der ErnteArbeiter für seine Ernte auszusenden!“. Diese Passage aus dem Lukasevangelium zog mich an, und ich beschloss, mich der Berufungsgruppe die Comboni-Missionsschwestern anzuschließen. Zunächst dachte ich nicht daran, Missionarin zu werden, sondern eher daran, mich einer örtlichen Kongregation anzuschließen und in meinem Land zu arbeiten, in dem es einen großen Bedarf an Ordensfrauen gibt.

Doch eines Tages gab mir eine Comboni-Schwester ein Buch mit dem Titel „Ein Prophet für Afrika“, in dem von der Liebe des heiligen Daniel Comboni zu Afrika die Rede war. Es gefiel mir, und so entschied ich mich für ein Ordensleben als Comboni-Missionsschwester. Sobald ich die Schule beendet hatte, begann ich mit meiner religiösen Ausbildung.

Mein Postulat absolvierte ich in der nahe gelegenen Zentralafrikanischen Republik und mein Noviziat in der Demokratischen Republik Kongo. In den Jahren der Ausbildung konnte ich meine bewusste Entscheidung, Christus durch die missionarische Kongregation und ihr evangelisierendes Charisma zu folgen, bestätigen. Ich verdanke den Comboni-Missionsschwestern, die mich seit meiner Kindheit bei meiner Berufungsentscheidung begleitet haben, viel.

Nach meiner Ordensprofess wurde ich nach Togo geschickt, wo ich als Katechetin in Schulen arbeitete und die Kinder in Zusammenarbeit mit den Gläubigen unserer Pfarrei begleitete. Dann wurde ich nach Benin entsandt, wo ich ebenfalls in Schulen arbeitete, diesmal jedoch als Lehrerin. Dort reifte meine Berufung, und meine Wahl wurde gefestigt. Auch wenn nicht alles einfach war, habe ich die Arbeit und das Gemeinschaftsleben genossen.

Mein „Ja“ zu Gott wurde Tag für Tag Wirklichkeit. Ich hatte die Möglichkeit, mein Studium am Institut für Philosophie und Erziehungswissenschaften der Salesianer von Lomé (Togo) fortzusetzen, wo ich einen Abschluss in Philosophie und einen Master in Erziehungswissenschaften mit Spezialisierung auf Planung, Management und Evaluierung von Bildungsprojekten und -politiken erwarb.

Nach Togo wurde ich in die Demokratische Republik Kongo entsandt, um in Butembo in der Region Nord-Kivu, etwa 2.000 Kilometer von Kinshasa entfernt, zu arbeiten. Ich bin Schulleiterin der Grundschule San Daniele Comboni und Leiterin des gleichnamigen Schulrehabilitationszentrums. In meinem Apostolat stelle ich fest, dass es bei der pädagogischen Begleitung vielleicht nicht so wichtig ist, richtig sprechen zu lernen, sondern genau zuzuhören.

Wenn ich spreche, stehe ich im Mittelpunkt meines Diskurses, aber wenn ich zuhöre, lerne ich, nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen, sondern mich in den Jugendlichen oder das Kind vor mir zu versetzen. Es geht nicht darum, das, was sie sagen, im Lichte dessen zu interpretieren, was ich fühle, sondern darum, zu entschlüsseln, was sie mir sagen wollen, und ihnen zu helfen, die richtigen Worte zu finden, um das auszudrücken, was sie tief im Inneren fühlen.

In meiner Arbeit als Lehrerin lerne ich viel von Kindern und Jugendlichen, die mir helfen, auch meinen Glauben zu vertiefen, denn wenn man mit ihnen zusammen ist, muss man authentisch sein, man muss man selbst sein; man kann sich nicht verstellen. Es ist nicht leicht, einen jungen Menschen zu korrigieren oder zu sagen, dass man mit einigen seiner Haltungen nicht einverstanden ist, aber die Erfahrung lehrt, dass dies ihnen hilft, nachzudenken und weiterzugehen. Der Geist Gottes wirkt in den Herzen derjenigen, die bereit sind, die Tür zu öffnen. Wir sind nur Diener, und das ist unsere Freude. Gottes Liebe zu bezeugen ist eine wahre Quelle des Lebens.

Die Mission formt mich. Ich habe das Gefühl, dass unsere Einfachheit in den Beziehungen und unsere Diskretion sehr geschätzt werden. Das Gleiche gilt für unsere gemeinschaftliche Lebensweise. Das gemeinsame Leben und Arbeiten im Namen des Herrn ist ein wesentliches Element unserer Berufung. Wir sind ein „Obergemach der Apostel“, wie es unser Gründervater wollte.

Ich habe erkannt, dass das Leben in der Gemeinschaft einer der größten Reichtümer ist, die mir die Mission geschenkt hat. Die Gemeinschaft ist ein Geschenk Gottes, das ich annehmen und lieben muss. In der Gemeinschaft nimmt man sich selbst zurück und verzichtet auf sich selbst, und ich habe gelernt, dies zu tun, um mich für Gott und meine Schwestern zu öffnen. In der Gemeinschaft leben wir das Charisma Combonis und wir wachsen. Für mich ist es ein privilegierter Ort des Gebets und des Lobes.