Vielleicht weiß auch so mancher Christ,
was in ein’m Nonnenkloster Brauchtum ist.
Was ich Euch gerne möcht‘ berichten
in kurzen Worten und sehr schlichten,
geschah bei frommen lieben Nonnen,
der Tatbestand ist nicht ersonnen.
Wie ich da neulich hab‘ erfahren,
regierte schon seit vielen Jahren,
Äbtissin Schwester Kunigunde
in ihrer frommen Nonnenrunde.
Erlaubt war ihr vom Kirchenrecht,
was ihr gefiel so gar nicht schlecht,
zu tragen Ring und Abtes-Stab,
mit vollem Recht bis an das Grab.
Den Ring, weil’s Brauch ist, darum müssen,
die frommen Nonnen täglich küssen,
wenn die Äbtissin einlädt‘ zum Gebet
bevor sie in die Kirche geht.
In alten Klöstern ist es Brauch,
drum ich erwähne es hier auch,
dass im Konvent ein Priester weilt,
vom Bischof ihnen zugeteilt.
Für die Äbtissin ärgerlich,
weil der Hochwürden weigert sich,
entschieden und verbissen,
den Ring der Schwester auch zu küssen.
Sie denkt bei sich, es muss gelingen,
den klerikalen Mann zu zwingen,
der Äbtin Ring, wenn auch verbissen,
in aller Demut auch zu küssen.
Darauf schickt sie zum Vatikan
ein Mann, dem sie vertrauen kann,
dass nun der Papst bei seiner Seele
dem Gottesmann recht streng befehle,
dass durch den Kuss des Rings er zeige,
wie tief er sich vor ihr verneige.
Die Antwort bald erstaunlich prompt
zur Äbtin in ihr Kloster kommt.
Sie lautet kurz, doch ziemlich klar,
von nun an noch für viele Jahr‘:
„Die Küsse sind, wer kann es fassen,
von nun an schlicht zu unterlassen.
Und als „Reliquie“ ihr antik
eine Verneigung schon genügt.“
Der kleine Poet