Pater Yohannes Asfaha aus Äthiopien war zum Studium in Innsbruck. Er verbindet damit viele schöne Erinnerungen und nutzte die Ferien zu einem Besuch in der DSP.

Missionarischer Einsatz im moslemischen Sudan

 Nach dem Studium in Innsbruck und der Priesterweihe studierte Pater Asfaha zwei Jahre in Kairo Islamwissenschaften und Arabisch. 2006 wurde er in den Sudan versetzt. Die ersten Monate lebte er  in Khartum, um die Situation, Kultur und Sprache kennenzulernen. Ab 2007 war er mit einer Gemeinde in Nyala in Darfur beauftragt, wo er mit einem portugiesischen Comboni-Missionar zusammenarbeitete.  In dem riesigen Territorium, in dem  200-250 Katechisten tätig sind, leben kaum Christen, der Anteil an Moslems beträgt fast  100 % Moslems. Im Umfeld der Stadt gibt es vier Flüchtlingslager, das größte mit 100.000 Menschen.

In den 1980er Jahren waren einige christliche Südsudanesen in den Sudan gekommen, um für die Araber in der Landwirtschaft zu arbeiten. Doch seit 2003 herrschte Krieg in Darfur gegen die Regierung in Khartum, so gingen die meisten von ihnen nach der Unabhängigkeit des Südsudan zurück in ihre Heimat. Für die wenigen, die bleiben, darunter auch einige orthodoxe Familien, gab es viele Zweifel: Was würde nun geschehen?

Pastorale Arbeit

Pastoral war praktisch nicht mehr möglich, da die Regierung die Kirchen als Gefahr betrachtet und Evangelisierung verboten hat. Für die Priester war die Arbeit sehr schwierig. Oft konnten oder durften sie die Stadt nicht verlassen. Der Flug von Khartum nach Nyala dauert etwa eine Stunde, doch dazu brauchte man eine Erlaubnis. Selbst damit konnte man wieder zurückgeschickt werden, da beispielsweise ein Stempel fehlte. Dennoch versuchten die Priester den Kontakt mit den wenigen verbliebenen Katechisten zu halten.

Ein Ort des Gebets und des Friedens

Hauptaufgabenbereich der Comboni-Missionar sind die Schulen. Es gibt drei Grundschulen mit Kindergarten und eine Schule für Erwachsene, wo Englisch und Computertechnik unterrichtet werden. Insgesamt werden 4000 Schüler unterrichtet.

Die Schulen sind offen für alle Konfessionen. Als die  Menschen erkannten, dass Religion und Ausbildung getrennt wurden und dass die Absolventen gut verdienten, nahmen sie das Angebot gerne an. Pater Asfaha  betont, dass es im Sudan nicht einfach ist, das Gleichgewicht zwischen Christen und Moslems zu halten. Ihm war es wichtig,  die Gemeinsamkeiten von Christentum und Islam herauszustellen, und gelegentlich kamen sogar muslimische Lehrer kamen zu Messe.

Voraussetzung bei der Anmeldung ist, dass die Eltern ihr Einverständnis zur Bildung ihrer Kinder geben. In allen Schulen trifft die Elternvertretung sich regelmäßig alle zwei Monate. Die Kinder bekommen Schuluniform, Frühstück und Bücher, die sehr teuer sind. Damit nicht alle Kosten von den Comboni-Missionaren getragen werden müssen, werden die Eltern um Beiträge gebeten.

Die Angebote der Comboni-Missionare

Die christlichen Kinder treffen sich zusätzlich in Gruppen, die 4- bis 12jährigen werden betreut, die älteren von 13-17 Jahre organisieren sich selber. In den Ferien wird für die Kinder darüber hinaus von Jugendlichen und  Katechisten ein Programm mit  Übernachtung in der Gemeinde angeboten.

Außerdem betreiben die Comboni-Missionare ein Krankenhaus, in dem sich auch Bedürftige behandeln lassen können, da nur geringe Gebühren verrechnet werden. Auch Arme und Alte werden unterstützt – oft haben sie nicht einmal ein Dach über dem Kopf, sie leben unter Plastikplanen.

Die alltäglichen Schwierigkeiten

 In der Halbwüste ist es sehr heiß, man schläft außer in der Regenzeit im Freien. Wind und Sand machen den Menschen zu schaffen, und es gibt keine Elektrizitätsversorgung. Afrikanische Stämme und Araber liefern sich Auseinandersetzungen. Die Kriminalität ist sehr hoch, es geschehen Überfälle und Autos werden geraubt. Immer wieder wurden auch Pater Asfaha und sein Mitbruder bedroht, mussten mit  Angst und Zweifel leben. Drei Personen – ein Amerikaner, ein Italiener und ein sudanesischer koptische Priester – wurden entführt und nach drei Monaten gegen Lösegeld freigelassen, obwohl offiziell nichts gezahlt wurde.

Rückkehr nach Äthiopien

 Trotz aller Widrigkeiten wollte Pater Asfaha gerne seine Arbeit im Sudan fortsetzen, doch von der Generalleitung wurde er gebeten, die Ausbildung im Postulat in Äthiopien zu übernehmen. Als Voraussetzung hat er das vergangene Jahr in Rom studiert,  ein weiteres Jahr folgt.

Auch in seiner Heimat ist die politische Situation heikel. Nach dem Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea gab es seit 1998 keine Kommunikation  zwischen den beiden Ländern, die Grenzen waren zu.  200.000 Menschen  waren aus Eritrea in Lager nach Äthiopien geflohen, sie sind dort akzeptiert. In den letzten Jahren gab es in Äthiopien viel Gewalt, zwei Millionen Inlandsflüchtlinge benötigen Hilfe.

„Die Menschen wollen Frieden“

Seit vier Monaten gibt es eine neue Regierung in Äthiopien, der Premierminister ließ die Telefonleitungen freischalten  und gestattete älteren Menschen Flüge. Die Staatsoberhäupter  haben das jeweils andere Land besucht, doch über eine Vereinbarung ist nicht bekannt, es gibt keine Transparenz. Dennoch haben die Menschen Hoffnung. Die Bevölkerung von Äthiopien und Eritrea hat die gleiche Sprache, Religion, Kultur. Pater Asfaha sagt: „Die Menschen wollen Frieden.“

Andrea Fuchs