Ich lebte bis zum Ende meiner Schulzeit in einer kleinen Stadt im Norden Italiens. Ich nahm an den Aktivitäten des Jugendclubs der Salesianer in meiner Stadt teil, und neben der Sonntagsschule wurde mein Glaube in diesem Umfeld genährt. Die Entscheidung für ein Medizinstudium an der Universität fiel wahrscheinlich, weil ich von der Möglichkeit angetan war, dass ich den Menschen in Momenten des Leids nahe sein konnte, wie Jesus es tat. Es war mir bewusst, wie anspruchsvoll die Aufgabe war, vermutlich jenseits meiner intellektuellen Fähigkeiten. Ich versuche, eine gewisse Vorliebe für wissenschaftliche Themen mit dem Wunsch in Einklang zu bringen, jemand anderem von Nutzen zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt suchte ich nach einer Richtung in meinem Leben, einer Richtung, die mich hoffentlich näher zu Gott führen würde. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass Gott mir schon nahe war, denn ich suchte diese Gegenwart unter dem falschen Blickwinkel… und es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass ich mich irrte. Ja, ich meinte immer, dass ich etwas Außergewöhnliches tun musste, um Gott zu finden, und dass dann Gott in meinem Leben präsenter wäre. Mein Fehler bestand wohl darin, dass ich annahm, ich müsste Gott verdienen! In einer Situation emotionalen und spirituellen Aufruhrs begann ich, die Möglichkeiten eines Lebens in einer religiösen Gemeinschaft zu erkunden.

Als ich die Comboni-Missionare traf, stellte ich fest, dass deren Berufung mich wirklich ansprach. Ich erkannte, wie meine Berufswahl als Arzt endlich eine Richtung finden konnte. In diesem Ausbildungsprozess entfalteten sich in meinem Herzen die Dimensionen dieser Berufung: die Tätigkeit als Laien oder Ordensleute, die greifbare Verbundenheit mit dem Alltag und die Inspiration des Heiligen Geistes für einen konkreten Dienst an der christlichen Gemeinschaft. Nun, ich erkannte bald, dass ich zu viel von mir selbst an den Beginn dieser Berufungsreise gestellt hatte… Es ging meist darum, wie ich kämpfte, etwas Erfreuliches für Gott zu tun. Am notwendigsten war wohl zuallererst, mir meine Grenzen und Unzulänglichkeiten einzugestehen, um Gott den Gott meines Lebens sein zu lassen. In der Tat war es das Einzige und Wahrhaftige, auf Gottes Barmherzigkeit mehr zu vertrauen als auf meine Fähigkeiten. Dann begann die eigentliche Reise. Im Jahr 2007 bekannte ich mich mit den ersten Gelübden zu meiner Weihe.

Die Zeit der zeitlichen Gelübde war eine Phase, um den beruflichen Aspekt in den empfangenen Glauben zu integrieren. Ich wurde beauftragt, meine Berufung als Comboni-Brudermissionar in (bisher) drei afrikanischen Ländern zu leben: Uganda, Kenia und Südsudan. Ich kann sagen, dass die spezifischen Situationen, die ich in diesen drei Ländern vorfand, sowohl meinen Dienst als auch meine Persönlichkeit geprägt haben. Dies war der Garten, in dem der Same religiösen Lebens blühte, und im Dezember 2015 sprach ich mein endgültiges Ja und weihte mich der Mission als Comboni-Missionar: Bruder für immer, mit der Hilfe Gottes!

Während meines ersten Missionseinsatzes bekam ich die Möglichkeit, für etwa drei Jahre in einem ländlichen Krankenhaus in Uganda zu arbeiten, um mich auf die Berufspraxis zu konzentrieren. Während dieses ersten Mals in Uganda erweiterte ich mein Wissen in der Versorgung von Menschen mit HIV/AIDS, einem Bereich, der mich, wie ich zugeben muss, schon immer interessierte. Die zweite Erfahrung in der Mission war zufällig eine gemischte Erfahrung von postgradualen Studien und Apostolat in einer Grenzsituation. Ich hatte die Chance, Menschen mit HIV/AIDS in einem der Slums von Nairobi, Kenia, zu besuchen. Ich übte meinen Beruf nicht in einem Krankenhaus aus, sondern besuchte diese Leute zu Hause, als Teil eines ambulanten Teams in einem häuslichen Pflegeprogramm.

2012 wurde ich zum dritten Missionseinsatz in den Südsudan berufen. Es war Energie in der Atmosphäre! Das Land hatte gerade einen Bürgerkrieg im Kampf um die Unabhängigkeit des Südens von der fundamentalistischen Herrschaft des Nordens hinter sich gebracht. Ich war froh, unter dieser Gegebenheiten in den Südsudan kommen zu können. Ich übernahm zweierlei Aufgaben in zwei aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten. Zum einen wurde ich eingeladen, an einem kongregationsübergreifenden Ausbildungsprojekt teilzunehmen. Ich war Mitglied des Lehrpersonals des Katholischen Gesundheitsausbildungsinstituts in Wau, im Nordwesten des Landes, in einer Schule, die einen Diplomkurs für Krankenschwestern und Hebammen anbot. Für den zweiten Auftrag wurde ich vom Mary Immaculate Hospital in Mapourdit im Südsudan angefordert. Ich kam im Februar 2016 und bin hier derzeit noch im Dienst.

Was mich am Laufen hält, ist der Glaube, dass meine Anwesenheit hier das Zeichen dafür ist, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Ich denke oft, dass Afrika im Allgemeinen und die Gemeinschaft von Mapuordit im Besonderen eine bessere Gesundheitsversorgung verdienen, als ich es bieten kann. Aber hier und jetzt mit diesen Menschen, dem Pflegepersonal und den Patienten dieses Krankenhauses unterwegs zu sein, ist eine einzigartige Möglichkeit, an Mission als sich gegenseitig ergänzende, treuhänderisches Vermächtnis zu glauben: es kann nur erreicht werden kann, indem alle ihre Gaben zusammentun und man daran glaubt. dass der andere etwas erreichen kann, das man selbst nicht schafft.

Leben und Liebe. Ich denke, es geht um diese beiden miteinander verbundenen Aspekte unserer Existenz. Egal zu welchem Dienst wir berufen sind, zwei Fragen sollten unseren Geist täglich umtreiben: Wo ist das Leben in dieser Situation? Und wo ist die Liebe? Die Art der Antwort, die wir auf diese Fragen geben, wird das Tempo vorgeben, wer wir sein sollen und (vielleicht später) wozu wir berufen sind.

Comboni-Brudermissionar zu sein ist eine schöne Berufung. Ich weiß vielleicht nicht viel über andere Kongregationen. Kann sein, dass es anders gekommen wäre, wenn ich an einem bestimmten Scheideweg des Lebens eine andere Wahl getroffen hätte, aber die Beantwortung dieses Rufs gab allen zuvor getroffenen Entscheidungen einen Sinn und eine einheitliche Richtung.

Bruder Paolo Rizzetto