Im September besuchte Erzbischof und Comboni-Missionar Menghesteab Tesfamariam Woldu aus Eritrea die deutschsprachige Provinz (DSP). Es war für ihn der erste offizielle Besuch der DSP. Neben Nürnberg besuchte der Erzbischof auch Ellwangen, wo er einige bekannte Gesichter wiedertraf. Die nächste Station seiner Reise ist Rom, danach geht es für ihn wieder zurück nach Eritrea.
Kurzbiografie von Erzbischof Menghesteab
Erzbischof Menghesteab aus Eritrea lebte zehn Jahre lang in Uganda, wo er zunächst Theologie studierte und dann sechs Jahre selbst als Missionar tätig war. Danach ging er nach Addis Abeba in Äthiopien, wo er von 1985 bis 1990 in der Ausbildung tätig war und Theologie unterrichtete. Es schlossen sich für ihn sieben Jahre (bis 1997) in Chicago (USA) an, wo er ebenso unterrichtete und zugleich Formador im Scholastikat war. Im Jahr 1998 kehrte er nach Ostafrika zurück, wo sich die Situation seit seines Aufbruchs stark verändert hatte: nach einem 30 Jahre andauernden Unabhängigkeitskampf erlangte Eritrea 1993 offiziell die Unabhängigkeit von Äthiopien. Erzbischof Menghesteab kehrte nun also in ein Land zurück, das es bei seiner Ausreise noch gar nicht gab. Drei Jahre lang war er als pastoraler Koordinator im Bistum Asmara tätig. Im Jahr 2001 wurde er Bischof von Asmara, bis Asmara 2015 zum Erzbistum erhoben wurde und er dadurch Erzbischof wurde.
Die katholische Kirche in Eritrea
Der Großteil der Christen in Äthiopien und Eritrea gehört der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche an, welche aus dem Patriarchat von Alexandria hervorging. Sie ist daher stark koptisch geprägt. Die Titels- und Strukturbezeichnungen leiten sich von griechischen, nicht lateinischen Begriffen ab: so sagt man zum Bistum „Eparchie“ und zum Bischof „Eparch“. Der liturgische Kalender richtet sich in Eritrea nach dem julianischen Kalender. Zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender besteht eine Differenz von 13 Tagen. Deshalb feiern die Christen in Eritrea Weihnachten am 7. Januar des gregorianischen Kalenders, nach dem sich die Liturgie der römisch-katholischen Kirche richtet.
Bereits im ersten Jahrhundert setzte die Evangelisierung der Menschen am „Horn von Afrika“ ein und auch die Heilige Schrift verweist bereits auf den ersten äthiopischen Christen („Philippus und der äthiopische Hofbeamte“ Apg 8: 26-39). Im Jahre 1450 war es zu einer ersten Union mit Rom gekommen. Grund dafür waren die muslimischen Eroberungsversuche der Region. Unter Kaiser Asnaf Sagad II. folgte 1603 eine weitere Union, die 1632 jedoch mit dem Sturz des Kaisers endete. Erst im 19. Jahrhundert konnten dauerhafte Unionen im kleinen Stil erreicht werden. Diese wurden unter der italienischen Kolonialherrschaft ab 1894 in Eritrea und ab 1936 auch in Äthiopien gefördert. Zur Errichtung des ersten äthiopisch-katholischen Ordinariats kam es 1930.
Bis Ende 1995 wurde die Kirche in Eritrea unter einem Bistum verwaltet: Bistum Asmara. Seitdem sind drei neue Bistümer entstanden: 1995 Barentu und Keren, 2012 Segheneity. Am 19. Januar 2015 schuf Papst Franziskus eine eigene Metropolitankirche für Eritrea und herhob Asmara zum Erzbistum. Grund dafür war der andauernde Streit innerhalb der mit Rom unierten Äthiopisch-Katholischen Kirche. Durch die Errichtung des neuen Erzbistums von Asmara werden die Gebiete der Staaten Äthiopien und Eritrea auch kirchlich getrennt und seit Jahren bestehende Differenzen so überwunden. Menghesteab Tesfamariam wurde zum ersten Erzbischof ernannt.
Quelle: Katholisches.info
Die katholische Kirche in Eritrea befindet sich im Wachstum. Seit der Unabhängigkeit Eritreas wurden drei neue Bistümer geschaffen, die sich alle in der pastoralen Arbeit engagieren. Die Kirche in Eritrea versucht, ein Zeichen der Hoffnung für die Bevölkerung des kleinen Landes zu sein. Leider sind die Beziehungen der Katholischen Kirche zur Regierung schwierig, was die Arbeit der Kirche stark beeinträchtigt.
Neben der Evangelisierung stehen liturgische Feiern an oberster Stelle. Viele christliche Veröffentlichungen wie liturgische Bücher, Dokumente des Vatikans und der Katechismus der Katholischen Kirche wurden in eine der Landessprachen, Tigrinya, übersetzt und somit den Menschen zum eigenen Lesen zugänglich gemacht. Die komplette Bibel wurde auch noch in andere Sprachen wie Kunama und Bilin übersetzt. Insgesamt erfreut sich die Katholische Kirche eines großen Andranges von Männern und Frauen, die im Dienste der Kirche arbeiten möchten.
Überblick über die Katholische Kirche in Eritrea – in Zahlen
Erzeparchie/Eparchie | Asmara | Barentu | Keren | Segheneity | Insgesamt |
---|---|---|---|---|---|
Katholiken | 32.000 | 41.920 | 55.000 | 35.560 | 164.480 |
Diözesanpriester | 24 | 8 | 61 | 31 | 121 |
Priester | 304 | 24 | - | 30 | 358 |
Pfarreien | 25 | 13 | 42 | 34 | 101 |
Kapellen | 42 | 72 | 49 | 16 | 107 |
Eritrea – ein Überblick
Allgemein
Eritrea ist ein kleines Land im Osten Afrikas, das an das Rote Meer grenzt. Seine einzigartige strategische Lage führte zu einem regen Austausch arabischer sowie afrikanischer Kulturen, sowie Christen und Muslimen, die das Land prägten. Bis zur offiziell anerkannten Unabhängigkeit 1993 regierten unterschiedliche Reiche bzw. Herrscher das Gebiet vom heutigen Eritrea: das Osmanische Reich, die Ägypter, die Italiener und die Äthiopier.
Die Bevölkerung Eritreas beträgt geschätzte vier Millionen Einwohner, wobei die circa eine Million emigrierten Eritreer im Nahen Osten, den USA, Kanada, Europa, Australien und den benachbarten Staaten nicht mitgezählt sind. Viele dieser Eritreer in der Diaspora unterstützen ihre Familien und Freunde finanziell und fühlen sich nach wie vor mit Eritrea verbunden. Einige würden gerne zurückkehren, wenn sich die politische Situation verbessert.
Im Zentrum des Landes befindet sich das Hochland, die Küstenlinie beträgt 1000km. Das tiefer gelegene Land am Roten Meer besteht vornehmlich aus Wüste, im Westen des Landes hingegen befinden sich die fruchtbaren Böden. Das Erzbistum Asmara erstreckt sich überwiegend über das zentrale Hochland, bis hin zum Tiefland am Roten Meer mit dem Hafen Massawa.
Geschichte
Auch wenn Eritrea sehr klein ist (Deutschland ist circa drei Mal größer als Eritrea) und nur eine geringe Bevölkerungszahl aufweist, besitzt es eine große kulturelle Diversität. Neun Volksgruppen mit unterschiedlichen kulturellen Traditionen leben in Eritrea: Tigrinya, Tigre, Saho, Bilen, Kunama, Nara, Rashaida, Afar und Hidareb. Die meisten Katholiken gehören zu den Volksgruppen Tigrinya, Bilen oder Kunama.
Bis 8000 vor Christi kann man die Geschichte Eritreas zurückverfolgen, wobei sie seit 5000 vor Christi aufgezeichnet wurde. Die Geschichte von Eritrea ist gekennzeichnet durch unterschiedliche Perioden von Herrschern, beginnend mit der südarabischen Periode, gefolgt von der axumitischen, salomonischen und türkischen Periode, die sich bis ins 16. Jahrhundert erstrecken. Während dieser langen Zeit gab es immer wieder Migrationsbewegungen, Konflikte und Kriege in der Region.
Im 18. Jahrhundert gab es von verschiedenen Seiten ein großes internationales und regionales Interesse an dem Land. Eritrea wurde zum Zentrum von Konflikten und widersprüchlichen Interessen. Dabei bestanden die größten Konflikte zwischen Äthiopien und Ägypten sowie Frankreich und Großbritannien. Worum es auch immer in den Konflikten ging, Austragungsort dieser war Eritrea.
Um das Jahr 1885 war die italienische Besetzung Eritreas abgeschlossen. Die Italiener waren die letzte europäische Macht, die sich am sogenannten „Wettlauf um Afrika“ beteiligte. Genauso wie Großbritannien und Frankreich wollte auch Italien Kolonien in Afrika haben und so eigneten sich die Italiener gewaltsam Kolonien an. Dieser Kampf um afrikanische Kolonien wurde besonders durch die Fertigstellung des Suez-Kanals 1869 befeuert. Von der internationalen Gemeinschaft gab es unterschiedliche Reaktionen auf die italienische Besatzung Eritreas. Äthiopien war gegen die italienische Besatzung, die Briten arbeiteten hingegen aus politischen und ökonomischen Gründen mit den Italienern zusammen. Bis 1941 beherrschten die Italiener Eritrea, danach wurde Eritrea zehn Jahre lang, bis 1952, von den Briten verwaltet. Im Jahr 1952 entschieden die Vereinten Nationen (UN), dass sich Eritrea mit Äthiopien zu einer Föderation zusammenschließen sollte. Diese Föderation dauerte bis 1962 an. Während dieser Zeit verfügte Eritrea über eine eigene Regierung, eine eigene Sprache (Tigrinya und Arabisch als offizielle Sprachen), eine eigene Flagge, Siegel und ein eigenes Wappen. Auf der einen Seite kann man sagen, dass die fundamentalen Rechte und Freiheiten der Bevölkerung gewährleistet waren. Auf der anderen Seite fanden systematische Verletzungen der Verfassung statt und es kam zu einem stufenweisen Abbau der Autonomie von Eritrea durch Äthiopien. 1962 erklärte Äthiopien schließlich die Föderation für beendet und annektierte Eritrea formal. Dieser illegale Akt war der Auslöser für den langen und schmerzhaften Unabhängigkeitskampf Eritreas.
Nach 30 Jahren bewaffneten Kampfes wurde Eritrea 1991 befreit. Nachdem eine provisorische Regierung unter Präsident Isaias Afewerki in Eritrea eingerichtet wurde, kündigte die Regierung ein Referendum an, in dem die Menschen abstimmen sollten, ob sie sich offiziell durch die Schaffung eines neuen Staates von Äthiopien lösen wollten. Das Referendum fand 1993 statt, welches nach Meinung großer internationaler Organisationen wie der UN, der Afrikanischen Union (AU) und der Liga arabischer Staaten (LAS) „frei und fair“ verlief. Das Ergebnis war, dass 99,8% der Menschen für die Unabhängigkeit Eritreas stimmten. Daraufhin wurde Eritrea am 24. Mai 1993 als eigenständiger Staat anerkannt und wurde als 183. Staat in die UN aufgenommen.
Nach der Unabhängigkeit blühte das Land für ungefähr sieben Jahre auf und große Hoffnungen auf eine bessere Zukunft erfüllten die Eritreer. Doch dann brach ein unerwarteter Grenzkrieg zwischen Äthiopien und Eritrea aus (1998-2000). Dieser Krieg paralysierte das Land und hat große Auswirkungen auf die heutige Staatslenkung der Regierung. Im Jahr 1997 wurde Eritrea eine Verfassung gegeben, die dann aber praktisch nie umgesetzt wurde. Die Menschen- und Freiheitsrechte der Bürger werden von der Regierung nicht gewährleistet. Für weitere Informationen über die Menschenrechtslage lesen Sie bitte den Länderbericht von Amnesty International: Amnesty International
Mehr Informationen zur politischen Lage des Landes finden Sie auf der Website des Auswärtigen Amtes oder zusammengefasst zum Beispiel im Artikel „Das afrikanische Nordkorea“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (faz) vom 14.04.2014.
Brigitte Rolfes