Es schien, als ob alles verkehrt wäre; Autos, die auf der rechten Seite fahren, Bücher, die von rechts geöffnet wurden, sogar das Schreiben ging von rechts nach links, und Wochenenden am Samstag und Sonntag gab es nicht. Das war mein Eindruck, als ich 2014 zu meinem ersten Missionseinsatz nach Ägypten kam.
Mein Name ist Betty Onzizuyo, ich bin Comboni-Missionsschwester und stamme ursprünglich aus der Diözese Arua (Uganda). 2008 kam ich mit den Comboni-Missionsschwestern in Kontakt. Damals erkannte ich den Grund meines Daseins. 2010 trat ich den Comboni-Schwestern bei und gewann neue Einsichten in den Ausbildungshäusern in Kenia und Uganda.
2014 legte ich die ersten Gelübde ab und wurde in die ägyptische Provinz versetzt, um Arabisch zu lernen. Obwohl es schwierig war, habe ich mein Bestes gegeben, wohl wissend, dass die Sprache der Schlüssel ist, mit dem man die Tür zu einer Kultur öffnet. Derzeit lebe ich in Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Khartum liegt am Zusammenfluss des Weißen und des Blauen Nils. Obwohl der Islam die vorherrschende Religion ist, gibt es im Land eine Vielzahl christlicher Konfessionen und Sekten. Arabisch ist die Amtssprache.
Ich arbeite an der Comboni-Mädchenschule Omdurman. Comboni-Schulen sind nicht wie jede andere Schule: Es handelt sich um katholische Schulen, in denen eine qualitativ hochwertige Bildung geboten wird. Khartum ist sehr kosmopolitisch, mit Menschen aus aller Welt. Die Folge ist, dass unsere Schule Schülerinnen von unterschiedlicher Herkunft hat: reich und arm, aus dem Sudan und dem Ausland, christlich und muslimisch. Alle zusammen ergeben ein Mosaik der Kulturen.
Diese Vielfalt entmutigt uns nicht, stattdessen ist sie die Kraft, die uns einzigartig macht und uns als Familie, die Familie der Comboni-Schule, zusammenbringt. Wir alle sind miteinander unterwegs, tauschen uns aus und arbeiten für eine gemeinsame Sache zusammen, Combonis Plan „Afrika durch Afrikaner zu retten“. In Ägypten und im Sudan habe ich eine wichtige Lektion gelernt: „Die Auswirkungen des Da-Seins.“ An einem Ort zu sein, bezieht den ganzen Menschen mit ein: körperlich, emotional, psychisch und spirituell. Ich habe nur sehr wenige Gelegenheiten, meinen Glauben so offen zu teilen, wie wir es in Uganda tun. Meistens bin ich Missionarin mit meinem Zeugnis.
Ich bin Missionarin für alle, nicht nur für Katholiken. Mein Leben in der Mission in diesem Teil Afrikas hat meine Wahrnehmung, meine Gedanken und mein Handeln geprägt. Ich habe mich von einer Missionarin mit Worten und Taten zu einer Missionarin gewandelt, die durch ihr Leben Zeugnis gibt. Als Lehrerin stehe ich in ständigem Kontakt mit Jugendlichen. Meine Interaktion mit den Mädchen in der Schule hat mich gelehrt, dass ich eine wichtige Rolle bei ihrer Lebensplanung spiele.
Diese Kleinen erinnern mich immer wieder daran, dass ich nicht nur Lehrerin bin, sondern eine Schwester und oft auch eine Mutter. Es geschieht nicht selten, dass auch muslimische Kinder wegen geistlicher Führung und Begleitung zu uns kommen. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, bei der eine Schülerin weinte, weil sie den Deckel ihrer Wasserflasche verloren hatte. Sie hatte Angst, dass ihre Betreuerin aufgebracht sein würde, weil sie den Deckel verloren hatte. Obwohl ich ihr nicht helfen konnte, den Deckel der Flasche zu finden, ermutigte ich sie, sich der Situation zu stellen.
Gemeinsam haben wir überlegt, wie sehr Gott uns liebt und wie barmherzig er ist, auch wenn wir Fehler machen. Wir sind wertvoll, und nichts gleicht der Liebe, die Er uns entgegenbringt. Dann bat ich sie, so zu beten, wie sie es am besten konnte, bevor sie der Betreuerin vom Deckel erzählte, ruhig, demütig und ehrlich zu sein, wenn die Zeit zum Reden kam. Am nächsten Tag kam das Mädchen zurück. Sie wollte mir gerne Rückmeldung geben, wie sie die ganze Angelegenheit dargestellt hat. Ihre Betreuerin verstand sie so gut wie nie zuvor. Ich habe von diesem kleinen Mädchen gelernt, auf Gott zu vertrauen, denn dieses Vertrauen kann Menschen und Situationen zum Guten verändern.
Das Leben in einer überwiegend muslimisch geprägten Gesellschaft, mit Katholiken und Christen anderer Konfessionen in der Minderheit, hat mich einiges gelehrt. Erstens die Bereitschaft da zu sein. Bevor ich an meinem Bestimmungsort landete, musste ich meinen Geist und mein Herz darauf einstellen, dass ich gänzlich da war. Dann musste ich sehen, annehmen, lernen, verstehen, leben, lieben und schätzen, was mir das Leben in all seiner Vielfalt bietet. Persönlich haben mir der Islam und seine Praktiken geholfen, meinen eigenen katholischen Glauben zu vertiefen, ihn zu lieben und auf eine lebendigere Art und Weise zu bezeugen. Ich bin mit gemischten Gefühlen in den Sudan gekommen, und doch stellte sich heraus, dass dies meine „erste Liebe“ ist. Ich kann nicht annähernd beschreiben, welche Liebe mir die Menschen in diesem gesegneten Land entgegenbringen. Ich bin dem Herrn dankbar für einen solchen Segen.
Sr. Betty Onzizuyo