Der seit vier Jahren andauernde Konflikt in Südsudan hat bereits mehr als 2,3 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Diese vom Krieg gezeichneten Menschen brauchen sowohl psycho-soziale als auch spirituelle Hilfe, um ihre Kriegstraumata zu lindern und weiterleben zu können.
Pater Yacob Solomon ist ein Comboni-Missionar, der seit langem zusammen mit anderen Missionaren in einer abgelegenden Gegend im Südsudan missionarisch tätig ist. Jeden Tag kommen dutzende vertriebene Menschen aus anderen Regionen des Landes in die Pfarrei. Es sind Männer, Frauen und Kinder, die ihre Familienmitglieder, ihr Vieh und ihren Besitz verloren haben, und die sich nur durch eine Flucht vor der Gewalt retten konnten. Dabei konnten die meisten nur die Kleidung, die sie am Leibe trugen, mitnehmen. Verzweifelt suchen sie nach Sicherheit, Nahrung und Unterkunft – mittlerweile ist ein großer Teil der Bevölkerung traumatisiert. Ihnen in dieser Lage Unterstützung anzubieten ist von immenser Bedeutung, denn nur so können sie wieder Hoffnung schöpfen und nach vorn blicken.
Die psycho-soziale und spirituelle Unterstützung kriegsgeschädigter Gemeinschaften ist Teil der kirchlichen Arbeit und Pater Yacob Solomon engagiert sich bereits seit Jahren in der Traumaarbeit zur Heilung von Traumata, besonders bei jungen Menschen. Pater Solomon meint, dass „einige der Jugendlichen, die immer sozial und freundlich waren, ziehen es nun vor, für sich zu sein. Sie reagieren schlecht auf jeden, der ihren Zustand der Einsamkeit stören möchte. Einige von ihnen haben sich zu einer Heirat entschieden, nur um sich einige Monate später wieder scheiden zu lassen. Es scheint, dass sie jede Orientierung verloren haben.“ All dies deutet auf eine schwere Traumatisierung der Menschen hin. Die Arbeit als junger Missionar mit einer vom Krieg traumatisierten Gemeinschaft, zu der sehr viele junge Menschen gehören, inspirierte Pater Solomon dazu, ihnen durch das Angebot psycho-sozialer und spiritueller zu helfen. Er organisierte einige Aktivitäten, die der Traumaheilung dienen sollen. Zu diesen Aktivitäten gehörte auch die Ausbildung von Kirchenführern an der Basis, um ihren eigenen Gemeinschaften helfen zu können.
Neulich hat Pater Soloman ein dreitägiges Training zur Traumaheilung durchgeführt, an dem über 200 Menschen direkt beteiligt waren. Ziel der Veranstaltung war es, dass die Kirchenführer an der Basis durch einen einfachen und ganzheitlichen Ansatz ihren Gemeinschaften bei der Bewältigung der Auswirkungen der Traumata helfen können.
Die traumaheilenden Sitzungen umfassten Übungen zur Lösung vom Trauma, verbunden mit Momenten des Gebets und Unterricht von Werten der Frohen Botschaft wie Mitgefühl und Mitleid, Vergebung, Versöhnung, Frieden, Einheit und Heilung.
„Diese Übungen helfen den Menschen, mit ihren Traumata umzugehen und ihre traumatischen Erlebnisse zu bewältigen. Außerdem ist dies eine einzigartige Möglichkeit dazu zu lernen, die schmerzvolle Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu anzufangen“, fügt der Missionar hinzu.
Das dreitägige Programm für die Traumaheilung begann mit der Einteilung von Teams, die aus jeweils zehn Mitgliedern bestanden. Sie entwickelten gemeinsam Pläne, wie sie mehr Menschen in anderen Gemeinschaften erreichen und auch Aktivitäten zu Traumaheilung bei Kindern anbieten können. „Wir haben 124 Kinder zusammen bekommen und haben ein eintägiges Traumaheilungsprogramm mit ihnen durchgeführt. Dazu haben wir Übungen aus dem Theater benutzt und auch Lehrer involviert. Die Übung wurde durch ein Lied abgeschlossen, welches von einem der Vermittler komponiert worden war und das zu Einheit und Vergebung aufruft“, sagte Pater Solomon.
Darüber hinaus wurde ein viertägiges Programm zur Traumaheilung für 68 junge Menschen organisiert. Sie lernten darin, was ein Trauma ist, welche Ursachen, Symptome und Konsequenzen es haben und wie man mit posttraumatischen Belastungsstörungen umgehen kann. Dazu gewannen sie Erkenntnisse aus dem heilenden Dienst Jesu und benutzten einen ganzheitlichen Prozess zur Heilung und Gesundung, der die Integration von Körper, Geist und Gefühlen einschloss. Die Gruppe benutzte auch Zitate aus der Bibel, die eine Nachricht der Hoffnung enthielten, um diejenigen zu unterstützen, die sich hoffnungslos fühlten und nicht im Stande waren, ihre traumatischen Situationen zu bewältigen.
Pater Solomon ist einer von vielen Missionaren, Männern wie Frauen, die in unterschiedlichen Regionen im Südsudan verteilt bei krigesgeschädigten Gemeinschaften tätig sind und trotz der schwierigen und unsicheren Bedingungen bei ihnen bleiben. Solch mutige Missionare werden zum Zeichen der Hoffnung für die zehntausenden vergessenen Opfer des Krieges und der gewalttätigen Konflikte im jüngsten Land der Welt.
Artikel aus dem Newsletter der Comboni-Missionare in Großbritannien, übersetzt aus dem Englischen von Brigitte Rolfes. Hier können Sie den Artikel im Original auf Englisch lesen.