Erstmals hat Papst Franziskus per Videobotschaft an einer „TED-Konferenz“ teilgenommen und jeden einzelnen Menschen dazu aufgefordert, zu einer solidarischen und menschenfreundlichen Gemeinschaft im gemeinsamen Haus beizutragen. Durch eine „Revolution der Zärtlichkeit“ könne ein gutes Miteinander gelingen. Was er damit genau meint und warum diese „Revolution“ so wichtig ist, erläuert er in drei Punkten:

1. Wir alle brauchen einander
Alle Menschen, jeder einzelne, ist wertvoll und Teil der Gemeinschaft. Genau so sollte er auch behandelt werden: mit Respekt, Wertschätzung und Anerkennung. Denn wir alle sind voneinander abhängig und brauchen einander und genau dieser Kontakt und diese Begegnungen sind das, was Leben ausmachen:

„Die Zukunft besteht aus „Dus“, aus Begegnungen, denn das Leben fließt durch die Beziehungen mit anderen […] die Präsenz eines jeden einzelnen [ist] eng mit der von anderen verbunden: Das Leben zieht nicht nur vorbei, im Leben geht es um Beziehungen […] wir können nur eine Zukunft gestalten wenn ausnahmslos alle zusammenstehen. Wir denken selten darüber nach, aber alles ist miteinander verbunden und wir müssen unsere gesunden Verbindungen wiederherstellen.“

2. Solidarität
Wenn wir uns als „wir“ verstehen und unser Handeln in den Dienst der Gemeinschaft stellen und solidarisch miteinander sind, kann das Zusammenleben gelingen. Dabei kann man Solidarität nur freiwillig geben, sie entsteht im Herzen jedes einzelnen. Papst Franziskus plädiert dafür, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht Produkte oder Materielles und im Sinne der „Brüderlichkeit“ zu handeln:

„Wie wunderbar wäre es, wenn das Wachstum der Wissenschaft und technologischen Innovation mit mehr Gleichheit und sozialer Integration einhergehen würden. Wie wunderbar wäre es, während wir weit entfernte Planeten entdecken, die Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern um uns herum wiederzuentdecken. Wie wunderbar wäre es, wenn Brüderlichkeit […] zur Standardhaltung in Politik, Wirtschaft und bei wissenschaftlichen Entscheidungen, genau so wie in Beziehungen zwischen Menschen und Ländern werden würde.“

3. Revolution der Zärtlichkeit
Im dritten Teil seiner Ansprache fordert Papst Franziskus, um die vorangegangenen Ideen zu verwirklichen, eine Revolution der Zärtlichkeit, die im Herzen beginnt und unser ganzes Handeln und Denken bestimmt:

„Zärtlichkeit ist konkrete und greifbare Liebe. Es ist eine Bewegung, die im Herzen beginnt und die Augen, die Ohren und die Hände erreicht. Zärtlichkeit meint, die Augen zu benutzen, um den anderen zu sehen, unsere Ohren, um den anderen zu hören […] Zärtlichkeit meint, unsere Hände und unser Herz zu nutzen, um den Anderen zu trösten, um uns um die Bedürftigen zu kümmern.“

Und dann richtet er das Wort konkret an jeden einzelnen, denn wir alle sind durch unsere Worte und Taten verantwortlich und sollten diese Verantwortung bewusst wahrnehmen:

„Die Zukunft der Menschheit liegt nicht allein in der Hand von Politikern, großen Anführern, großer Unternehmen. Ja, sie haben enorme Verantwortung. Aber die Zunkunft liegt vor allem in den Händen der Menschen, die den anderen als „Du“ und sich selbst als Teil eines „Wir“ erkennen.“

Hier können Sie sich das Video mit der kompletten Botschaft anschauen:
Hinweis: das Video ist auf Italienisch, aber deutsche Untertitel können eingeblendet werden (unten rechts im Video einstellbar).

 

Hintergrund: „TED-Konferenzen“
TED steht für „Technology, Entertainment, Design“ und ist ursprünglich eine jährliche Innovations-Konferenz in Kalifornien, USA, auf der Fachleute unterschiedlicher Gebiete ihre Ideen austauschen. Jeder Vortragende hat dabei maximal 18 Minuten Zeit, seine Idee persönlich und ansprechend zu präsentieren. Mit den Jahren hat sich die Ausrichtung der Konferenz erweitert: nicht nur Themen aus Technologie, Entertainment und Design werden behandelt, sondern auch globale Themen, Kultur, Kunst und verschiedene Bereiche aus der Wissenschaft werden besprochen. Bekannt wurde TED durch die TED-Talks-Website, auf der die besten Vortäge als Videos kostenlos ins Netz gestellt werden. Seit 2009 werden diese Videos in verschiedene Sprachen untertitelt, auch in Deutsch. Die Videos wurden weltweit mehr als drei Milliarden Mal abgerufen. Besonders für junge Menschen ist das Format ansprechend.

Seit 2005 werden die Hauptkonferenzen auch außerhalb der USA abgehalten („TEDGlobal“). Die jährliche fünftägige Hauptkonferenz fand in den letzten Jahren in Vancouver, Kanada, statt. Auf dieser Hauptkonferenz, dieses Jahr mit dem Titel „The Future You“, ist auch die Ansprache von Papst Franziskus als Videobotschaft ausgestrahlt worden.

Reaktionen auf das Video
Das Video wurde am 25.04.17 auf der Videoplattform YouTube  veröffentlicht und seit dem fast 170.000 Mal abgerufen (Stand: 27.04.17). Unter dem Video können Zuschauer Kommentare zum Video hinterlassen und haben Raum für Diskussionen. Bei einem flüchtigen Blick auf die Kommentare fällt auf, dass die Botschaft des Papstes bei den meisten Zuschauern gut ankommt, auch wenn sich einige von ihnen selbst als „Agnostiker“ oder „Atheist“ bezeichnen.  So schreibt die Kommentatorin „Maria Loehle“ beispielsweise:

„What a historic moment… I am agnostic and I am left deeply touched by this. What a powerful message.“

(Was für ein historischer Moment … Ich bin Agnostikerin und ich wurde von seinen Worten tief berührt. Was für eine kraftvolle Botschaft).

Oder Kommentator „Ringo Conner“ schreibt:

„A message that anyone, of any religion, can respect and take to heart.“

(Eine Botschaft, die jeder, egal welche Religion er hat, respektieren und sich zu Herzen nehmen kann)

Brigitte Rolfes