geboren am 18.03.1932 in Stuttgart-Bad Cannstatt/D
Zeitliche Gelübde: 01.11.1953
Ewige Gelübde: 08.02.1959
Priesterweihe: 26.07.1959
verstorben am 25.03.2015 in Winnenden/D
beigesetzt in Ellwangen/D
Pater Josef Heer wurde am 18.3.1932 in Neuhausen/Fildern geboren. Im Januar 1944 kam er als Schüler in das Internat der Comboni-Missionare nach Josefstal. Pater Georg Klose, Studienkollege von Pater Heer, schreibt: Mit Pater Josef Heer bin ich in meinem Leben immer wieder über gewisse Zeitabschnitte in der gleichen Hausgemeinschaft eng verbunden gewesen. Als ich im Jahr 1946 nach Schleifhäusle (Josefstal) zu den Comboni-Missionaren kam – damals hießen wir ja noch Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu (MFSC) – war Pater Heer schon als Schüler dort. Wir gingen gemeinsam ins Gymnasium nach Ellwangen und machten auch 1951 zusammen das Abitur. Wir begannen auch zusammen in Bamberg am 28. Oktober 1951 das Noviziat und machten dort dann auch gemeinsam einen Teil unserer philosophisch-theologischen Studien. Anschließend waren wir auch vier Jahre lang in Rom (1955-1959) an der Urbaniana beim Studium zusammen.
In Rom weihten wir uns gemeinsam 8. Februar 1959 durch die ewigen Gelübde Gott und der Mission. In Brixen empfingen wir am 15. März 1959 die Diakonatsweihe. Schließlich wurden wir am 26. Juli 1959 im Kaiserdom zu Bamberg zu Priestern geweiht. Danach trennten sich unsere Wege. Ich ging noch im selben Jahr nach Peru, und Pater Heer studierte weiter in Rom und promovierte 1963 zum Doktor in Bibelwissenschaft. Gleichzeitig war er dort Hausoberer und Scholastikatsleiter.
Daraufhin kam er zunächst nach Josefstal, wurde aber kurz darauf 1964 zum Rektor in unserem Scholastikat in Bamberg ernannt. In dieser Zeit knüpfte er als Studentenseelsorger der Hochschule Bamberg viele Kontakte zu Studentenvereinigungen, zu Professoren, zu den Schlaraffen und Rotariern und vielen Persönlichkeiten in Bamberg. Im November 1970 wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter ins Bibelwerk in Stuttgart berufen. Die Kongregation hatte ihn auf Anfrage des Bibelwerkes dafür freigestellt, da er in Bibelwissenschaft promoviert hatte.
Bis ins Jahr 1997 war er im Bibelwerk tätig. 27 Jahre lang hatte er in mehrfacher Hinsicht segensreich gewirkt. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem die zeitweilige Redaktion der Bibelzeitschrift „Bibel heute“, Vorträge, Workshops und Seminare zur Fortbildung von Klerus, Ordensleuten und Laien und Geistliche Exerzitien. In dieser Zeit hielt er auch Exerzitien für deutsche Missionare im Ausland. So war einmal in Taiwan und einmal in Tansania. Bei seiner Tätigkeit beim Bibelwerk fühlte er sich so richtig in seinem Element. Er verstand es, Menschen zu helfen, einen Zugang zum Wort Gottes in der Hl. Schrift zu finden. Sein Spezialgebiet in der Exegese war das Johannes-Evangelium. Als Comboni-Missionar schrieb er im Hinblick auf die Herz-Jesu-Verehrung ein Buch mit dem Titel „Der Durchbohrte“. Dieses Buch diente vielen Mitbrüdern als Hilfe zur Vertiefung der Herz-Jesu-Verehrung.
Nach 27 Jahren intensiver Tätigkeit schied er dann altersbedingt aus dem Bibelwerk aus und kam 1997 nach Bamberg. Hier führten uns unsere getrennten Wege wieder in der Hausgemeinschaft der Comboni-Missionare zusammen. Da er in fast allen Exerzitien-Häusern in Deutschland, zum Teil auch in Österreich, bekannt war, wurde er auch nach dem Ausscheiden aus dem Bibelwerk immer wieder für Vorträge und Exerzitien angefordert. An dieser Tätigkeit, die ihm zusagte und die er gern verrichtete, hielt er solange fest, als es seine Gesundheit erlaubte. Und das waren doch etliche Jahre.
Es fiel im sichtlich schwer, diese Tätigkeit auf Grund seines Alters und seines Gesundheitszustandes ab einem gewissen Zeitpunkt schrittweise einzuschränken und schließlich ganz darauf zu verzichten. Die ersten Vorboten seiner Krankheit meldeten sich an. Er sprach nicht viel über seine Krankheit – Alzheimer – , setzte sich aber innerlich mit ihr aus einer christlichen Glaubenshaltung heraus auseinander. Im Februar 2013 kam er dann in die Pflegeabteilung der Comboni-Missionare im Josefinum in Ellwangen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, so dass er Mitte März 2015 in die Neurologische Klinik in Winnenden eingeliefert wurde. Und dann ging es überraschend schnell. Am Mittwoch den 25. März, wenige Tage nach seinem 83. Geburtstag, der auf den 18. März fiel, hat er seine irdische Pilgerschaft beendet und ist zum Vater heimgekehrt.
Wer Pater Heer aus den letzten Jahren in Bamberg kannte, der weiß, dass er das Walken-Spazierengehen liebte. Täglich machte er sich mit seinen Walking-Stöcken auf den Weg und eilte in flottem Schritt durch die Gassen und Fluren von Bamberg. Diese Sportart pflegte er auch noch hier in Ellwangen, so lange es seine Kräfte erlaubten.
Für mich ist dieses Walken, sein sportliches Schreiten, wie ein Bild für seinen gelungenen und erfüllten Lebensweg. Pater Josef war auf seinem Lebensweg immer unterwegs auf der Suche nach Gott und dem Sinn des Lebens. Und dabei half ihm ganz sicher seine Vertrautheit mit der hl. Schrift. Gott, der oft Unbegreifliche, war das Ziel seines Lebens, ihn wollte er – soweit es Menschen möglich ist – immer tiefer ergründen und kennen lernen.
Im Tod werden wir Gott nicht nur endgültig und unverlierbar begegnen, sondern wir werden, – wie der Evangelist in seinem 1. Brief (1. Joh 3.1) schreibt – ihn sehen, wie er ist. Wir haben während unseres irdischen Lebens nur schattenhafte Vorstellungen von Gott. Wir können uns nur ganz begrenzt und blass vorstellen, wie Gott in Wirklichkeit ist. Es wird auf alle Fälle großartig sein, wenn wir Gott gegenüber treten.
Pater Josef war ein gläubiger Mensch, ein erfahrener, intelligenter und begabter Theologe. Auch er konnte nicht genau sagen, wie Gott wirklich ist. Auch er war nur angewiesen auf die Aussagen der Heiligen Schrift. Ich bin jedoch überzeugt, dass er in seiner Tätigkeit als Mitarbeiter im Bibelwerk und in der Fortbildung von Priestern und Ordensleuten vielen Menschen durch sein biblisches Wissen eine Ermutigung und Hilfe war auf ihrem Glaubensweg, auf ihrer Suche nach dem eigentlichen Ziel ihres Lebens, auf der Suche nach Gott. Wer anderen auf der Suche nach Gott hilft, den dürfen wir mit Fug und Recht Missionar nennen.
Bei seinen Vorträgen, Fortbildungsveranstaltungen und Exerzitien hat er sich immer als Comboni-Missionar ausgegeben. Durch diese seine umfassende Tätigkeit war er auch ein echter Missionar in der Heimat, die ja längst auch zum Missionsland geworden ist.
Eines möchte ich noch erwähnen. Er hatte Sinn für Humor. Er wollte ja schon vor Jahren ein Buch über christlichen Humor schreiben oder Humor in der Bibel. Obwohl er dazu schon einiges Material gesammelt hatte, ist es ihm dann aus zeitlichen Gründen nicht mehr gelungen, das Buch auch zu schreiben. Sein Humor war keine Theorie. Er hat ihn auch praktiziert. Und alle, die bei ihm einmal Exerzitien gemacht haben, werden mir bestätigen, dass er seine Vorträge immer mit einem geistreichen Witz, der zum Thema passte, begann. Dadurch gewann er das Wohlwollen seiner Zuhörer für das jeweilige Thema.
Wir dürfen überzeugt sein, dass er nun in die göttliche Wirklichkeit eingegangen ist, zu der hin er so vielen Menschen durch sein biblisches Wissen Mut gemacht und Hilfe geleistet hat. Wir dürfen überzeugt sein, dass er nun Gott schauen darf, so wie er in seiner Herrlichkeit wirklich ist, und das für eine Ewigkeit.
R.I.P.
Pater Georg Klose