Liebe Freunde unserer Mission in Peru,
wie die meisten von Ihnen schon erfahren haben, bin ich seit Oktober 2020 an der Küste Perus im Einsatz. Trujillo liegt im Norden von Peru mit gutem Klima. Da gibt es nicht die großen Temperaturschwankungen, die so manchen in Deutschland zu schaffen machen. Mit meinen nun achtzig Jahren habe mich gut auf die neue Situation eingestellt, auch wenn die Anden mit den herrlichen Landschaften nicht vergessen sind. Hier sitzen wir mitten in der Wüste, und nur ein Fluss, der in den Anden entspringt, kann das Land fruchtbar machen. Dann wächst fast alles: Frisches Obst das ganze Jahr über, Spargel, Süßkartoffeln, Zuckerrohr, Oliven, Trauben etc. Ja, Peru hat alles mit mehr als 200 Mikroklimas in den drei großen Landstrichen: der Küste, den Anden (bis 6.768 m.ü.M. Huascaran, der höchste Berg) und dem Regenwald im Amazonasbecken, das über 60 % von Peru ausmacht (mehr als doppelt so groß wie Deutschland mit nun 32 Millionen Einwohnern, 10.000.000 allein in Lima).
Trujillo ist, nach Arequipa mit über einer Million, mit über 800.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Perus. Als ich 1981 nach Peru kam, hatte Lima vier Millionen. Die Landflucht ist ein großes Übel; nun in Zeiten der Pandemie zeigt sich, wie prekär die Situation vieler in diesen Städten ist. Sie leben vielfach von der Hand in den Mund, und da sie mit ihrem kleinen Geschäft oder Verkauf von Essen oder sonst etwas nicht mehr auf die Straße gehen können, sind sie buchstäblich dem Hunger ausgesetzt; zu Beginn der Pandemie im letzten Jahr haben sie fluchtartig das Land verlassen. 200.000 lagen auf den Ausfahrtsstraßen von Lima und warteten auf eine Transportgelegenheit hinauf in die Anden oder auch in den Regenwald, wo es wenigstens nicht am nötigen Essen fehlt. Das kennt unsereiner ja von den Zeiten unmittelbar nach dem Weltkrieg, wo die Leute zu uns auf das Land kamen.
Es ist uns schon eine große Sorge, wie wir hier helfen können. Es sind auch in unserer Pfarrei viele in den Vierteln, die in den letzten Jahren entstanden sind, die sich mit einer Suppe am Tag begnügen müssen, wenn überhaupt eine „olla común“ d.h. jemand einen Eintopf organisiert für eine einmalige Mahlzeit am Tag. Die Regierung, die Verantwortlichen, sind meist kaum vorbereitet oder auch nicht willig, Abhilfe zu schaffen. Auch ich fühle mich hilflos. Am Montag werde ich, in Begleitung von Katechisten, eine kleine Erkundigungsreise in die Außenviertel versuchen, nicht zuletzt auch um mit einem Brief einzuladen, dass unsere Katholiken die Möglichkeit nützen, an der täglichen hl Messe teilzunehmen. Wir haben eine www-Seite eingerichtet, und so kann via Internet die Verbindung zustande kommen. Und das mit aller Vorsicht, dass einer nicht das Virus einfängt.
So wollte ich Ihnen einen Einblick geben, was mich hier erwartet hat, und da steht mir fast der Schweiß auf der Stirn, denn hier sind die Temperaturen wie in Deutschland im Hochsommer, zum Glück bei nur so 60 % Luftfeuchtigkeit und nicht wie in Lima fast 100 %, so dass dort die Hitze unerträglicher ist. Dank dessen ist es am Morgen und am Abend ziemlich frisch. Und bei Nacht kann man ohne Probleme schlafen.
Über die deutsche Welle bin ich gut informiert, wie es in Deutschland, in Europa und in der Welt steht angesichts dieses universellen Problems. Mein Heimaturlaub – am 16. Oktober hatte ich schon das Ticket für den Flug mit KLM in der Tasche, als er kurzfristig gestrichen wurde – kann hoffentlich im Juli realisierbar werden. Vielleicht kann es dann auch da und dort zu einer persönlichen Begegnung kommen.
Mit lieben Grüßen stets dankbar für Ihre Verbindung zu unserer Mission mit ihrem finanziellen Beisteuern und sicher auch viele mit dem Gebet, das ich gern mit der Feier der hl. Messe und meinem priesterlichen Segen in alle Himmelsrichtungen beantworten will.
Ihr Peru-Missionar
Pater Alois Weiß
P.S.
Solaranlage!? Ein Thema, das hier von den Leuten nicht als realisierbar angesehen wird bzw. überhaupt nicht bekannt ist. Bei strahlendem Sonnenschein fast das ganze Jahr über. Mein Mitbruder, P. Vincenzo, hat es angesprochen, als ich hier ankam. Er meinte 10.000 wären da nötig. Viel Geld für peruanische Verhältnisse.