Pater Paweł Opioła ist Comboni-Missionar aus Polen. Er arbeitet als Gemeindepriester in der Pfarrei Kanyanga beim Volk der Tumbuka in Sambia.
Das Leben in der Pfarrei Kanyanga ist immer lebendig, nie langweilig. Die Besuche bei den Menschen in den 13 Außenstationen sind sehr anspruchsvoll und anstrengend, besonders in der Regenzeit, wenn die Straßen schwer zu passieren sind, aber ihnen zu begegnen und bei ihnen zu sein ist die Mühe mehr als wert. Sie haben immer den großen Wunsch, das Wort Gottes zu hören und die Eucharistie zu feiern.
Auch wenn ich im Missionszentrum bin, ist das Leben nie Routine. Die Leute kommen oft mit ihren Problemen zu mir. Ich lese in ihren Gesichtern die Hoffnung, dass ich ihnen vielleicht helfen kann. Oft fühle ich mich ohnmächtig gegenüber den vielen Anliegen, aber ich höre ihnen immer zu: Ich lege beiseite, was ich tue, lehne mich zurück und schenke ihnen meine volle Aufmerksamkeit. Nichts ist wichtiger als das, was sie zu sagen haben. Sie öffnen ihre Herzen, teilen ihre Schmerzen … und es geschieht Heilung. Sie gehen mit Freude und neuer Energie nach Hause zurück.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass mein Missionsdienst zuallererst darin besteht, zuzuhören. Zuhören bedeutet natürlich, dass man versteht, und das Verstehen wird gefördert, indem man andere Kulturen und Sprachen lernt. Als Pole erlebte ich bei meiner ersten Ankunft in Sambia gleich mehrere Kulturschocks. Doch statt mich zu entmutigen, haben sie bewirkt, dass ich immer mehr über die Menschen erfahren wollte. Heute kann ich sagen, dass ich fließend Chitumbuka spreche und mich in der lokalen Kultur wohlfühle. Die Leute sagen, dass ich einer von ihnen geworden bin. Ein übertriebenes Kompliment, kein Zweifel, aber keine unaufrichtige Schmeichelei.
Ich liebe die Menschen, mit denen ich lebe, aufrichtig, und ich gehe davon aus, dass sie sich von mir geliebt fühlen. Ohne Liebe ist das Werk der Evangelisierung nicht möglich. Wenn ich ein greifbares Zeichen der Gegenwart Christi unter ihnen sein will, muss ich versuchen, das zu sein, was Christus war: Die Fleisch gewordene Liebe. Es versteht sich von selbst, dass die Kunst des Liebens nicht automatisch kommt. Das muss man täglich im Gebet lernen.
Die Verkündigung des Wortes Gottes und die Feier der Sakramente begeistern mich buchstäblich. Die Menschen sehnen sich danach, Christus zu begegnen. Sie hungern nach der Eucharistie, und sie sind enttäuscht, wenn ich nicht in die Außenstationen komme. Oft ist das Sakrament der Versöhnung für viele von ihnen eine echte Begegnung mit der Barmherzigkeit Gottes, und ich bin tief bewegt, wenn ich das Ergebnis sehe. Vor einigen Wochen bat mich eine Frau, ihr die Beichte abzunehmen. Sie lag weinend auf dem Boden und war von ihrem schlechten Gewissen fast gelähmt. Die Absolution war in der Tat das, was sie wirklich bedeutet: „freistellen, loslassen, entbinden“: Mit strahlenden Augen stand sie auf und ging unbeschwert und aufrecht weg. Sie wirkte völlig verändert.
Mit Menschen zusammen zu sein, ist meine liebste Beschäftigung. Ich besuche Familien, lese einen Absatz aus dem Evangelium und segne die Anwesenden. Sie halten dies für ein „Geschenk von oben“, das Beste, was sie bekommen können. Ich stimme Papst Franziskus voll und ganz zu: Getreu dem Vorbild unseres Herrn ist es für die Kirche heute von entscheidender Bedeutung, hinauszugehen und allen Menschen das Evangelium zu verkünden: An allen Orten, bei jedem Anlass, ohne Zögern, Widerwille oder Furcht. Die Freude des Evangeliums gilt für alle Menschen: Niemand kann ausgeschlossen werden. Ich möchte ein Amtsträger einer dynamischen Kirche sein, die sich der Welt öffnet und sich nicht in sich selbst und ihre inneren Probleme zurückzieht; eine Kirche, die ihre Augen auf die vielen geographischen und existenziellen „Randgebiete“ der Welt richtet, in der Gott mit seiner Liebe gegenwärtig sein will. Dass ich der Evangelisierung den Vorrang gebe, bedeutet aber nicht, dass ich die menschliche Entwicklung vergesse. So haben wir vor drei Jahren in Mwira, dem ärmsten Gebiet unserer Pfarrei, ein Gesundheitszentrum gebaut.
Pater Paweł Opioła