Ein sehr hektisches und spannendes Leben, in den unterschiedlichsten Gegenden. Engagiert in verschiedenen Bereichen menschlichen Bestrebens. Freude an wechselseitiger Kommunikation mit jungen Menschen. Beschäftigt bei Entwicklungsprojekten und Fortbildungsprogrammen. Und vieles mehr. Immer mit einem einzigen Ziel: Ein Bote der Brüderlichkeit unter den Menschen zu sein. Bruder Friedbert Tremmel erzählt uns seine Geschichte.

Ich wurde im Oktober 1957 in einem Dorf im Südwesten Deutschlands geboren. Im Alter von 11 Jahren schloss ich mich einer Missionsgruppe in unserer Pfarrei an, die regelmäßig von einigen Comboni-Missionsbrüdern besucht und begleitet wurde. Nach meinem Schulabschluss machte ich eine Ausbildung zum Elektriker. Mit dem Gesellenbrief in der Hand klopfte ich an die Tür des Postulats der Comboni-Missionare in Ellwangen. Ich erinnere mich noch an den Tag im Mai 1977, als wäre es gestern. Die Tür öffnete sich, und ich trat entschlossen über die Schwelle. Vor mir lag ein neues Leben: Das Leben eines Comboni-Bruders.

Wir waren eine Gruppe von sieben Postulanten, die Missionsbrüder werden wollten. Im Mai 1980 traten vier von uns in das Noviziat ein, den zwei Jahre langen zweiten Schritt der Grundbildung unserer Kongregation. Am 25. Mai 1980 legte ich die Zeitlichen Gelübde ab. Im September ging ich zurück zur Schule und absolvierte bis Juli 1983 eine weitere Ausbildung. Die Vorgesetzten wollten, dass ich Jugend-und Sozialarbeiter werde. In den 1980er Jahren hatten die Comboni-Missionare noch drei kleinere Seminare in der deutschsprachigen Provinz. Also wurde ich gebeten, als Erzieher zu arbeiten und später die Leitung des Seminars in Neumarkt in der Oberpfalz zu übernehmen. Am 1. Mai 1988 legte ich die Ewigen Gelübde ab. Ich blieb sieben Jahre im Comboni-Haus Neumarkt, dann wurde ich nach Graz in der Steiermark versetzt.

1995 ging ich nach Kenia, wo ich an die Berufsschule „Comboni Polytechnic“ in Gilgil berufen wurde. Dort war ich stellvertretender Leiter der Elektroabteilung und Leiter des Internats, in dem 170 junge Auszubildende untergebracht waren. Im Mai 1998, als die Technische Schule der Diözese Nakuru übergeben wurde, wurde ich der Missionsstation Kacheliba im Nordosten Kenias beim Volk der Pokot zugeteilt. Kacheliba ist ein Gebiet der Erstevangelisierung. Dennoch traf ich dort starke Christen, die sich trotz aller Entbehrungen des täglichen Lebens zu ihrem Glauben bekannten. „Mungu yuko!“ (Gott ist da), war die übliche Antwort, die ich erhielt, wenn ich die Menschen nach ihren Anstrengungen und ihrer Zukunft fragte.

2001 verbrachte ich mein Sabbatjahr mit 13 weiteren Comboni-Missionaren in Johannesburg (Südafrika). Es war eine großartige Zeit der Erholung und der spirituellen Bestärkung, eine gesegnete Zeit mit dem Schwerpunkt der umfassenden Erneuerung, um für den weiteren langfristigen Dienst gerüstet zu sein.

Im September 2002 war ich wieder in Kenia, der Amakuriat-Mission zugeordnet, 120 Kilometer weiter nordwestlich von Kacheliba. Sieben Jahre lang war ich für verschiedene, zuweilen anspruchsvolle Aufgaben und Unternehmungen zuständig. Ich war für die vielen Projekte der Pfarrei verantwortlich: Trägerschaft, Schulspeisung, Bau und Renovierung von Schulen und Kapellen … Obendrein musste ich die Finanzen der Pfarrei und der Projekte verwalten.

Von den vielen Projekten, die ich in diesen Jahren durchgeführt habe, möchte ich zwei hervorheben: Den Bau der neuen Pfarrkirche, die Maria, Mutter des Friedens, gewidmet ist, und den Bau der St. Comboni Amakuriat Secondary School, ein Internat für Jungen. Ich habe mein Bestes gegeben, damit die Menschen stolz auf sich sein konnten.

Das waren schwierige, harte und anstrengende Jahre. Aber sie boten auch Freude und ein Gefühl der Erfüllung. Ich hatte ein gutes Team von Mitarbeitern und spürte das Vertrauen und die Liebe, die die Einheimischen mir entgegenbrachten. Auch heute, zehn Jahre später, stehe ich noch immer in Kontakt mit vielen dieser Christen. Was ich am meisten bewundere, ist ihre Beharrlichkeit und ihr starkes Vertrauen auf die liebevolle Fürsorge und Vorsehung Gottes, trotz der vielen Schikanen, denen sie zum Opfer fallen, und angesichts der Nachlässigkeit der Kommunalpolitiker, unter denen sie enorm leiden.

Im April 2009 kehrte ich zurück nach Deutschland. Mein neues Arbeitsfeld war das der missionarischen Bewusstseinsbildung und der Berufungspastoral. Ich muss gestehen, dass ich in Deutschland trotz aller Herausforderungen, die vom Mangel an Glauben, Säkularismus, Materialismus und verallgemeinerter religiöser und kultureller Unübersichtlichkeit herrührten, immer noch sehr großzügige Menschen mit tiefem Glauben und Vertrauen in Gott getroffen habe.

Anfang 2017 nahm ich an einem sechsmonatigen Kurs an der Päpstlichen Universität St. Thomas Aquin in Rom teil. Im Juli begann ich in Nairobi am Internationalen Comboni-Brüder-Zentrum, wo ich auch heute noch zusammen mit einem Mitbruder aus Togo junge Männer begleite, die Comboni-Missionare werden wollen. Die lebendige Gemeinschaft besteht aus 17 Mitbrüdern aus acht verschiedenen Ländern auf drei Kontinenten. Wirklich eine internationale und interkulturelle Gemeinschaft.

Obwohl ich inzwischen über 60 Jahre alt bin, genieße ich noch heute jede Minute meines Lebens, ich würde sagen, mittlerweile mit größerer Intensität. Weil ich meinen Beitrag zur Verwirklichung des Traums unseres Gründers, des Hl. Daniel Comboni, leiste: „Eines Tages wird Afrika von Afrikanern evangelisiert.“

Bruder Friedbert Tremmel
Quelle: combonimissionaries.co.uk