Mehr als vierzig Comboni-Missionare, zwei Comboni-Missionsschwestern und zwei Comboni-Laienmissionarinnen fanden sich in Verona ein, um vom 1.  bis 6. Juli 2019 am Workshop über Interkulturalität – eine europäische Fortbildung zur interkulturellen Kompetenz – teilzunehmen. Sie kamen aus allen europäischen Ordensprovinzen der Comboni-Missionare: Italien, Spanien, Portugal, Polen, Deutschland, Großbritannien und aus dem Generalat in Rom. Von der deutschsprachigen Provinz nahmen Pater Karl Peinhopf, Pater Franz Weber, Pater Günther Hofmann und Bruder Bruno Haspinger teil. Die allermeisten waren im Haus der Comboni-Schwestern untergebracht. Es ist das Haus, das Daniel Comboni bei der Gründung seines Institutes für Afrika gekauft hat. Als echtes Kleinod hüten die Schwestern noch eine schöne, kleine Madonna, ca. 60 cm groß.

Erfreut waren alle von der Einführung durch die Schwester Oberin: „Bitte beachten sie, dass wir kein Plastik verwenden, auch im Kaffeeautomaten sind keine Plastiktassen, normale Tassen stehen nebenan. Auch arbeiten wir mit der Armen-Tafel zusammen und bieten Lebensmittel um das Verfallsdatum an. Sie können jedoch versichert sein, dass wir uns gut informieren, welche Lebensmittel trotzdem wie lange essbar sind.“

„Unsere Ordensgemeinschaft“, sagte P. Günther Hofmann, „ist von Anfang an ein interkulturelles Projekt gewesen, das die Mitglieder befähigen sollte, über ihren eigenen Horizont hinaus zu wachsen. Für ein Mitglied der Comboni-Familie ist es damals wie heute grundlegend, seine oder ihre eigene kulturelle Identität gut zu kennen und sich damit auseinander zu setzen. Offenheit und Respekt gegenüber Menschen aus anderen Kulturen, Religionen und Ländern sind dabei unbedingt notwendig.“

In der Arbeitsgruppe: Bruder Bruno Haspinger (5. v. li) und P. Franz Weber (1. v. re).

„Der Workshop selber, mit dem großen Thema Interkulturalität“, schreibt Bruder Bruno Haspinger, „ betraf und berührte alle Teilnehmer. Bereits in der Vorbereitung hatte jeder Teilnehmer einen Bericht über ein Erlebnis, das ihn besonders beschäftigte, schriftlich eingereicht. Diese Berichte wurden zu Beginn wieder aufgegriffen. Es wurden Gruppen nach Sprachen eingerichtet, und jeder Teilnehmer sollte in der Gruppe seine Geschichte frei erzählen. In vier Gruppenarbeiten wurde die gesamte Problematik aufgerollt, so dass es bis zum Schluss, begleitet von Fachleuten, Arbeit und Nachdenkliches gab. So ergab sich ein breites Spektrum von Erfahrungen, die praktisch ganz wesentlich viele Probleme im interkulturellen Zusammenleben innerhalb der Comboni-Provinzen behandelte. Es ging also um ganz konkrete, persönliche Erfahrungen und wie wir als Comboni-Gemeinschaft damit umgehen.“

Lesen Sie hier die persönlichen Erfahrungsberichte von Bruno Haspinger und Günther Hofmann.

Die Anthropologin Devisri Nambiar führte die Gruppen durch Rollenspiele in konkrete Situationen, die interkulturelle Kompetenz erfordern. Aufgrund ihres indischen Vaters und ihrer italienischen Mutter hat sie eine ausgezeichnete Befähigung und ein Gespür für interkulturelle Aspekte des Lebens.

Die Botschaft von Don Paolo Boschini, der als Gemeindepfarrer und Professor für Philosophie zu uns gesprochen hat, lautet: Die Glaubwürdigkeit unseres Zeugnisses rührt daher, wie authentisch wir auf das Leiden der Menschen (Notleidende und Flüchtlinge, Pflegebedürftige und Sterbende) eingehen können, die uns jeweils anvertraut sind. Don Paolo hat uns auch lebendig von seinem Einsatz für Flüchtlinge berichtet, die aufgrund ihrer muslimischen Kultur, ganz anders ticken als er.

Jessica Cugini von der Zeitschrift Nigrizia.

Am Mittwochabend haben wir an einer Kundgebung verschiedener NGOs in Verona teilgenommen. Im Mittelpunkt stand der Aufruf von Jessica Cugini, einer Mitarbeiterin von „Nigrizia“, die sich deutlich gegen die aktuelle Haltung der italienischen Regierung um Außenminister Matteo Salvini bezüglich der Aufnahme von Flüchtlingen aussprach. Dann kam der gebürtige Kongolese John Mpaliza zu Wort, der seit Tagen einen Protestmarsch nach Rom macht. Er lebt seit 27 Jahren gerne in Italien, aber seit einiger Zeit fühlt er selbst mit großer Sorge die wachsende Gewalt und Feindlichkeit gegenüber Ausländern. Das hat ihn zu diesem Marsch unter dem Motto „Bleiben wir Menschen“ (Restiamo umani) gegen Rassismus und Gewalt gegen Flüchtlinge veranlasst. Wir machten ihm Mut und bezeugten ihm unsere Unterstützung.

Pater Günther Hofmann, Bruder Bruno Haspinger; comboni.org