„Vom ersten Generalkapitel (1975), an dem ich teilgenommen habe, bis heute wiederholen wir stets den gleichen Refrain: mit armen Mitteln evangelisieren, einen einfachen Lebensstil pflegen, zu große und zu kostspielige Strukturen vereinfachen, dem Individualismus zu Leibe rücken, gemeinsam und auf Provinzebene Überlegungen über den Gebrauch der Güter anstellen usw. Bedeuten diese so oft wiederholten Feststellungen nicht vielleicht doch, dass den guten Vorsätzen keine entsprechenden Entscheidungen und Haltungen gefolgt sind?“, fragt sich Pater Manuel Ferreira Horta, Ökonom der Comboni-Zeitschriften von Portugal.
1. Die Vorsehung Gottes in der Heiligen Schrift
Das Antlitz Gottes in der Bibel ist das Antlitz eines Vaters, der über seine Geschöpfe wacht und für ihre Bedürfnisse sorgt. Wenn in der Bibel von der Vorsehung Gottes die Rede ist, dann geht es hauptsächlich um zwei Wahrheiten.
Die erste ist die Existenz eines Gottes, der Schöpfer und Herr der Welt ist und alles mit unendlicher Weisheit erhält, leitet und ordnet, damit das endgültige Ziel der Schöpfung erreicht wird: die Offenbarung und Verherrlichung seiner Ehre. Die zweite ist Gottes Fürsorge, der sich der Bedürfnisse eines jeden Geschöpfes annimmt.
1.1 Die Psalmen sind in ihrer Schönheit und großen Vielfalt wohl der schönste Lobpreis auf die göttliche Vorsehung.
“Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände. Ohne Rede und Worte, ungehört bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in alle Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde” (Ps 19, 2,4-5). “Aller Augen warten auf dich und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen“ (Ps 145, 15,16). Der Herr “schafft Recht den Unterdrückten, gibt Brot den Hungernden, befreit die Gefangenen, öffnet die Augen der Blinden, richtet die Gebeugten auf, liebt die Gerechten, er beschützt die Fremden und hört auf die Waisen und Witwen” (Ps 146,7-9).
1.2 Die Fürsorge Gottes wird in der Heilsgeschichte ständig hervorgehoben: „Gott hört den Schrei seines Volkes, ist von Mitleid gerührt und beschließt, es zu befreien (Ex 3,7-8); er befreit es aus der Sklaverei Ägyptens und lässt es trockenen Fußes das Rote Meer durchschreiten (Ex 14,22); er reicht ihm Brot, Wasser und Fleisch, um sein Überleben zu gewährleisten, schreitet vor ihm her und führt es ins Gelobte Land, das er Abraham und seinen Nachkommen verheißen hat“ (Ex 16,17).
1.3 Jesus, die Offenbarung des väterlichen Antlitzes Gottes, hat seine Jünger gelehrt, den Vater um das “tägliche Brot” (Mt 6,11) zu bitten. Er sagte zu ihnen: Sorgt euch nicht zu sehr um euer Leben, denn der Vater weiß, was ihr braucht: er sorgt für die Vögel des Himmels, die nicht säen, nicht ernten und keine Vorräte in Scheuen sammeln, euer himmlischer Vater ernährt sie. Er sorgt für die Lilien des Feldes, die weder arbeiten noch spinnen, jedoch der Vater kleidet sie mit einem Kleid, das den Neid des Salomon hervorrufen würde (vgl. Mt 6,25-34).
1.4 Für die erste Missionsreise gibt Jesus seinen Jüngern ganz präzise Anordnungen, die auch für unser evangelisches Leben und für unsere apostolische und missionarische Tätigkeit Geltung haben: “Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel! Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab, denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Verkündet: das Himmelreich ist nahe… Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben” (vgl. Mt 10,5-10).
2. Gottes Vorsehung im Leben unseres Gründers
Im Leben des heiligen Daniel Comboni zeigt sich das Vertrauen auf die Vorsehung bereits am Anfang seiner Berufung und in der Art und Weise, wie er Gottes Gegenwart in den Ereignissen seines Lebens sieht. Die Vorsehung ist sein Trost in den Schwierigkeiten. Sie hilft ihm, seinen Plan auszuarbeiten und das “Postulatum” den Konzilsvätern des I. Vatikanischen Konzils vorzustellen.
Er erwähnt die Vorsehung in den meisten Briefen und in den Berichten an die Propaganda Fide, in seiner Missionarischen Bewusstseinsbildung und apostolischen Tätigkeit. Oft identifiziert er sie mit dem Plan, dem Willen Gottes.
In einem Brief an Kardinal Simeoni (27.8.1880) schreibt Comboni: “Aber da man ausschließlich nur auf Gott und seine Gnade vertrauen soll, da die Werke Gottes immer am Fuße des Kalvarienbergs entstehen und mit dem Siegel seines anbetungswürdigen Kreuzes gekennzeichnet sein müssen, habe ich beschlossen, mich ganz der göttlichen Vorsehung zu übergeben, der Quelle der Liebe zu den Armen und Beschützerin der Unschuld und Gerechtigkeit…” (S 6085).
Im Brief an Kanonikus Johannes Chrysostomus Mitterrutzner (18.9.1865) schreibt er: “Die Werke Gottes müssen mit Schwierigkeiten rechnen. Auf diese Weise tragen sie das Siegel der Vorsehung. Es freut mich, für Afrika zu leiden. Der Plan wird trotz der vielen Hindernisse realisiert werden. Ich setze mein Vertrauen in Euch. Wir sind nicht allein in diesem großen Unternehmen: da ist Gott, die Jungfrau Maria und viele einflussreiche Menschen, die es wollen. Wenn Gott mit uns ist, wer ist dann gegen uns?“ (S 1185).
3. Vorsehung und Vorsorge
Das Vertrauen in die göttliche Vorsehung hat nichts mit Untätigkeit zu tun und noch viel weniger mit Müßiggang.
Jesus spricht in mehreren Gleichnissen ganz klar aus, dass die Vorsehung proportional zu unserer Verantwortung und Fähigkeit ist, die uns anvertrauten Gaben und Güter zu verwalten.
Im Gleichnis von den Talenten lobt Jesus die Diener, die entsprechend ihrer Fähigkeiten die ihnen anvertrauten Talente gewinnbringend angelegt hatten, tadelt aber den Diener, der sein Talent in der Erde versteckt hatte, um es dem Herrn unversehrt zurückzugeben. Er wollte nicht Gefahr laufen, es zu verlieren oder dass es ihm gestohlen wird (Mt 25,14-27).
Jesus vermehrt die Brote, um die Menschenmenge zu sättigen und bittet die Jünger um ihre Mitarbeit: „Gebt ihr ihnen zu essen“. Aber wie? “Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische”. Das Wenige, das vorhanden war, ist die Mitarbeit der Menschen. Das Wunder wird das Weitere tun und alle aßen und wurden satt. Und sie sammelten die übriggebliebenen Stücke ein, sieben Körbe voll (Mt 14,16-21; Mt 15,32-38).
4. Vorsehung und Vorsorge beim hl. Daniel Comboni
Daniel Comboni hatte ein unbegrenztes Vertrauen auf Gottes Vorsehung, erwartete aber nicht, dass die materiellen Mittel für die Mission vom Himmel fallen. Er vertraute in die Vorsehung und in die besondere Fürsprache des hl. Josef, aber gleichzeitig arbeitete er unermüdlich, um die nötigen Hilfsmittel aufzutreiben. Er schrieb sehr viele Briefe an Freunde und Wohltäter, an einfache Leute, an Reiche und Mächtige, gründete die Annalen des Guten Hirten, um den Kontakt zwischen der Mission und den Wohltätern aufrechtzuhalten. Er gründete das Werk des Erlösers mit dem Ziel, die Unterstützung der Mission zu garantieren.
Er schrieb an Kardinal Simeoni (24. April 1878): “Ich muss mich jetzt sehr anstrengen, um das geistliche Wohl zu fördern. Ich muss viele Briefe an meine persönlichen Wohltäter in Europa schreiben, um aus dem Bart des hl. Josef die für die Mission notwendigen Geldmittel herauszuholen”.
Das unbegrenzte Vertrauen Combonis auf die Vorsehung und die besondere Fürsprache des hl. Josef ist sprichwörtlich geblieben und gehört bis heute zur combonianischen Spiritualität.
5. Vorsehung und Lebensform
Die Lebensform hat die wesentlichen Eigenschaften des Charismas und der Spiritualität, wie sie der Gründer und die Mitglieder des von ihm gegründeten Instituts gelebt haben, kodifiziert: Charisma und Spiritualität, Weihe für die Mission, missionarischer Dienst, Ausbildung, missionarische Bewusstseinsbildung und Evangelisierung wie auch interne Organisation und Verwaltung der finanziellen Mittel.
Das Leben nach der evangelischen Armut ist eine Wahl auf Lebenszeit: “Der Missionar wählt freiwillig die Armut Christi und gibt alles auf. Er unterwirft sich dem allgemeinen Gesetz der Arbeit, teilt die materiellen Mittel mit den anderen, akzeptiert die Einschränkung und Abhängigkeit von seinen Oberen im Gebrauch von Gütern und über ihre Verfügung und bemüht sich um einen einfachen Lebensstil. Dadurch wird er frei für die Verkündigung der Frohbotschaft an die Ärmsten und am meisten Vernachlässigten und für ein Leben in Solidarität mit ihnen“ (LF 27; 1 Kor 9,17-23).
Um sich vom Beherrschtsein durch materielle Dinge freizumachen, lebt der Comboni Missionar seine Armut im Vertrauen auf die Vorsehung des Vaters, der weiß, was er braucht. Er trägt mit Gelassenheit die Knappheit oder den Mangel an notwendigen Güter (LF 27,1).
Die Augen der Welt richten sich heute auf die Kirche und die religiösen Institutionen und stellen “den Überfluss von Gütern” in Frage, die die Kirche und die Institutionen besitzen oder zu besitzen scheinen. Zurschaustellung, Bequemlichkeit, bürgerliche Gewohnheiten und leider auch Fälle von schlechter Verwaltung und Finanzskandale haben dazu geführt, dass die Scheinwerfer auf die Kirche und ihre Institutionen gerichtet werden, um die Glaubwürdigkeit unseres Lebens und die Übereinstimmung mit den Werten, die wir proklamieren, eingehend zu prüfen.
Angesichts der vielen Flüchtlinge und Migranten, die an unsere Türen klopfen, und der Zunahme der um sich greifenden Armut, die mehr als zwei Drittel der Menschheit im Griff hat, dürfen wir uns nicht einer strengen Analyse und einer ernsthaften Überprüfung entziehen, wie wir die evangelische Armut in unserem Institut leben.
5.1 Vom ersten Generalkapitel (1975), an dem ich teilgenommen habe, bis heute wiederholen wir stets den gleichen Refrain: mit armen Mitteln evangelisieren, einen einfachen Lebensstil pflegen, zu große und zu kostspielige Strukturen vereinfachen, dem Individualismus zu Leibe rücken, gemeinsam und auf Provinzebene Überlegungen über den Gebrauch der Güter anstellen usw.
Bedeuten diese so oft wiederholten Feststellungen nicht vielleicht doch, dass den guten Vorsätzen keine entsprechenden Entscheidungen und Haltungen gefolgt sind?
5.2 Die Lebensform sagt, dass “der Comboni-Missionar die Armut auch durch eine gewissenhafte und pflichtbewusste tägliche Arbeit lebt” (LF 27,2). Das Beispiel des hl. Paulus und sein Vorwurf an die Gemeinschaft von Tessalonich sollten uns zu einer ernsten Gewissenserforschung anregen. “Wir haben uns bemüht und geplagt, um keinem von euch zur Last zu fallen”; “Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen… Denen, die ein unordentliches Leben führen, gebieten wir und ermahnen sie in Jesus Christus, dem Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr eigenes Brot zu essen” (2 Thess 3,8-13).
5.3 Das letzte Generalkapitel hat den Gemeinsamen Fonds (FCT) zuallererst als eine wertvolle Initiative bezeichnet, die gefördert werden soll, und als einen Weg, den alle Provinzen einschlagen sollen, um die finanziellen Mittel im Geist des Evangeliums zu verwalten.
Ein gutes Stück Wegstrecke ist bereits hinter uns, aber es bleibt noch viel zu tun, um die Widerstände abzubauen, die Mitbrüder zur Suche von finanziellen Mitteln zu motivieren und die Untätigkeit jener zu überwinden, die viel verlangen, aber wenig tun, es zu verdienen. Es ist gut daran zu erinnern, dass es gegen das Armutsgelübde verstößt, ohne Absprache mit der Gemeinschaft, der Provinz, der Kongregation über erworbene Güter zu verfügen. Paulus sagt, dass wir das Recht haben, nur das Brot zu essen, das uns gehört, da es die Frucht unserer Arbeit ist (2 Thess 3,13).
6. Lebensform und Selbsteinschränkung
Die Lebensform gibt in unmissverständlicher Weise und dem Lebensstil des Gründers entsprechend die grundlegenden Richtlinien für den Gebrauch der Güter an und setzt der Versuchung, Güter anzuhäufen, genaue Grenzen.
“Als Gemeinschaft von Brüdern, die durch ihre Armut die Hingabe an Gott bezeugt, lebt die Kongregation in Gütergemeinschaft. Sie nutzt die Güter, um ihre missionarische Zielsetzung zu verwirklichen. Sie vermeidet ungeordnetes Gewinnstreben und Güteranhäufung, vertraut der Vorsehung, weiß sich dem allgemeinen Gesetzt der Arbeit verpflichtet und teilt bereitwillig ihre Güter mit der Ortskirche und den Armen“ (LF 162). „Sie folgt dem Bespiel des Gründers und vertraut durch die besondere Fürsprache des hl. Josef auf die Vorsehung” (LF 162.2).
“Die Einkünfte der Kongregation ergeben sich aus den Spenden des Volkes Gottes und aus der Arbeit der Missionare und Hausgemeinschaften. Außerdem können sie von Investitionen kommen; dabei darf das Zeugnis der im Evangelium grundgelegten Haltung der Armut keinen Schaden leiden” (LF 167); “Investitionen sind als zusätzlicher Weg anzusehen und sollen den Erfordernissen der Kongregation und nicht der Dynamisierung des Kapitals dienen“ (LF 167.1).
6.1 Angesichts der weit verbreiteten Armut in der Welt von heute, hinterfragen nicht wenige Comboni-Missionare das enorme Patrimonio Stabile und die Immobilien der Generalleitung und einiger Provinzen. Worüber man diskutieren kann sind nicht so sehr die abstrakten Zahlen, als vielmehr die Güteranhäufung und die Transparenz ihres Zweckes und Gebrauchs.
Fonds anzulegen, um allen Situationen, Eventualitäten und möglichen und imaginären Notlagen vorzubeugen, können eine Ausflucht sein, das Kapital oder das Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung zu verringern oder verschwinden zu lassen; auch Fonds, die nur selten gebraucht werden, sind eine Form von Kapitalanhäufung.
Die Regeln unserer Direktorien sind ziemlich klar und genau, was das Anlegen, die Grenzen und die Verwendung von Fonds und die Normen betrifft, die Grenze des Nettovermögens zu bestimmen. Der Verantwortliche muss dafür sorgen, dass die Vorschriften eingehalten und umgesetzt werden.
6.2 Was hingegen nicht ganz selbstverständlich und zulässig zu sein scheint, obwohl die Lebensform das kollektive Vermögen (RV 163) festschreibt, ist die Tatsache, dass es zwischen dem Patrimonium der einzelnen Provinzen so große Unterschiede gibt. Das heißt, dass die Mechanismen, die Solidarität zu fördern, noch nicht genügen, eine gerechtere Verteilung des Patrimoniums in der Kongregation zu garantieren. Wahrscheinlich sollte es zusätzlich zur Solidarität des guten Willens eine “institutionalisierte Solidarität” geben, eine Art festgesetzter Steuer auf den bestehenden Reichtum (PIB) in einer Provinz oder auf ihr Patrimonium.
In erster Linie wird immer die Kongregation der angemessenste Kanal sein, der Solidarität durch die Generalleitung eine dauernde Form zu geben.
7. Vorsehung und Vorsorge in der Kongregation
Wenn unsere Haupteinnahmsquelle das Volk Gottes und die Arbeit der Gemeinschaften und der Missionare sein soll, dann “sind die Missionare nach dem Beispiel des Gründers zur Bewusstseinsbildung im Volk Gottes aufgerufen, damit es seine missionarische Verantwortung erkennt und sich für die Verkündigung des Evangeliums an die ganze Welt einsetzt (vgl. LF 72). Deshalb sind die Gemeinschaften in allen Provinzen durch verschiedene Initiativen Zentren missionarischer Bewusstseinsbildung” (vgl. LF 75, 75.1).
Im Verlauf unserer Geschichte haben viele Mitbrüder in der Missionarischen Bewusstseinsbildung hervorragende Arbeit geleistet, die uns auch heute noch als Vorbilder dienen können. Das Zeugnis der Missionare ist für die missionarische Sensibilisierung des Volkes Gottes von grundlegender Bedeutung. Missionswochen, Triduen, Missions – und Besinnungstage, Treffen und die zahlreichen Wohltäter und Mitarbeiter im Umfeld unserer Hausgemeinschaften sind für gewöhnlich die häufigsten Mittel gewesen, um unter dem Volkes Gottes flächendeckend missionarisch präsent zu sein.
Es stimmt, dass sich heute manche Pfarreien den Initiativen der Missionare eher widersetzen, besonders wenn sie als Sammlung von Geldmitteln gesehen werden. Auch wenn sich manche Tore schließen, so öffnen sich doch immer wieder andere, wenn Treue und mutige Ausdauer vorhanden sind. Es stimmt natürlich auch, dass gewisse Initiativen von früher heute nicht mehr gangbar zu sein scheinen. Neue Wege und Kreativität werden uns helfen, andere Formen zu finden, um den unentbehrlichen Kontakt mit dem Volk Gottes aufrechtzuerhalten.
Es stimmt auch, dass viele unserer Wohltäter alt geworden sind und langsam abtreten. Es ist deshalb sehr wichtig, die Kontinuität sicherzustellen und, wie unsere Vorfahren, durch Gebet und kleine Aufmerksamkeiten unsere Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen.
Es stimmt, dass die jüngeren Jahrgänge auf Distanz von der offiziellen Kirche bleiben, aber doch weiterhin für Solidarität und Einsätze für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung offen sind.
Die Areopage, in denen wir das Evangelium verkünden und zum christlichen und missionarischen Einsatz aufrufen können, sind heute sehr zahlreich und auch erreichbar. Auf der Liste der neuen Möglichkeiten dürfen die neuen darstellenden, digitalen und schriftlichen Kommunikationsmittel nicht fehlen. Die letzteren haben eine lange Tradition und haben im Bereich der Sensibilisierung und der missionarischen Schulung des Volkes Gottes reiche Früchte getragen.
8. Vorsehung und Eigenversorgung
Das Vertrauen auf die Göttliche Vorsehung und die verschiedenen Formen, durch die sie sich uns kundtut, entbindet uns nicht vom Bemühen, für uns selbst und unsere missionarische Tätigkeit Sorge zu tragen (wenigstens teilweise).
Wenn auch das Problem in einigen Provinzen noch nicht akut ist, so bereitet es doch vielen anderen bereits große Sorgen.
Wenn wir den Haushalt der Generalleitung von 2016 ins Auge fassen, stellen wir fest, dass die Beiträge der Mitbrüder nur 29% ausmachen, während die restlichen 71% von den immer unsichereren Kapitalerträgen kommen.
Wir stellen auch fest, dass die außerordentlichen Ausgaben, besonders die Finanzierung der verschiedenen Fonds (Aus- und Weiterbildung, Krankenstationen, Solidarität und außerordentliche Beiträge) durch die ordentlichen und außerordentlichen Beiträge der Provinzen (71%) und durch Erb- und Hinterlassenschaften (29%) gedeckt sind.
Ohne die Kapitalerträge und die außerordentlichen Beiträge der Provinzen könnte die Generalleitung weder ihren normalen finanziellen noch den anderen lebensnotwendigen Verpflichtungen nachkommen (Aus- und Weiterbildung, Krankenzentren…). Das ist der Grund, warum das Schlüsselwort, das uns das Überleben sichert, “Solidarität” heißt, was mit der gegenwärtigen Finanz- und Vermögenssituation der Provinzen der „westlichen Welt“ zu tun hat. Sich ernsthaft mit der Eigenversorgung mit Blick auf die Zukunft beschäftigen, beinhaltet Folgendes:
8.1 Eine wesentliche Senkung unseres Lebensstandards (einfache Lebensweise, die uns unsere Lebensform und andere Dokumente immer wieder anmahnen). Papst Franziskus hat in Fatima von “einer Kirche, die arm an Mitteln, aber reich an Liebe ist“ gesprochen (Ansprache am 13.5. 2017).
8.2 Unsere Strukturen – zu große und zu kostspielige – an die Tätigkeiten, die unserem Charisma entsprechen oder an den kirchlichen oder sozialen Diensten anpassen, so dass sie rentabel sind oder sich wenigstens selbst tragen oder sie letzten Endes veräußern, ohne aber leichtfertig zu handeln (KD 2015, 83). Eine systematische Veräußerung, die zudem schwierig wäre und den Wert der Immobilien herabdrücken würde, scheint nicht der Weg zu sein, den uns ähnliche Kongregationen einschlagen.
8.3 Unsere Organisations- und Leitungsform vereinfachen, damit der Kostenaufwand geringer wird, und sie besser der heutigen Lage der Kongregation entspricht (weniger Versammlungen, weniger Reisen…). Heute kann man mit einem einfachen Klick nicht notwendige Treffen vermeiden und praktisch die gleichen Ziele und Ergebnisse erreichen.
8.4 In allen Provinzen eine qualifizierte missionariasche Bewusstseinsbildung anstreben. Für manche bedeutet das, bereits bestehende Initiativen neu zu beleben; für andere, Voraussetzungen für eine missionarische Bewusstseinsbildung zu schaffen, die in absehbarer Zeit Früchte tragen können. Mancherorts bestehen bereits die Vorbedingungen, um mit Hilfe von Newsletters eine systematische Unterstützung zu erreichen, und mit dem Werk des Erlösers zu beginnen, das in vielen Provinzen weiterhin sehr erfolgreich ist.
8.5 In den Provinzen, in denen es bereits eine konsistente Gruppe von einheimischen Comboni-Missionaren gibt, wäre es angebracht, unsere Präsenz zu stabilisieren und einige Schlüsselpfarreien zu behalten, damit sie Zentren Missionarischer Bewusstseinsbildung werden, und wir uns wie andere Kongregationen von der Praxis verabschieden, systematisch alle gut entwickelten Pfarreien zu übergeben.
Es ist auch zu befürworten, dass das Provinzialat und die Ausbildungshäuser auf Grundstücken errichtet werden, die Eigentum der Kongregation und auf ihren Namen registriert sind. Sollte das nicht möglich sein, dann sollten sie auf den Namen der Diözese mit einem Kontrakt auf Lebenszeit registriert werden, der von den kirchlichen Organismen anerkannt ist.
8.6 Den weniger wohlhabenden Provinzen sollten allmählich einige Immobilien (Wohnungen, Grundstücke usw.) übertragen werden, die sie vermieten können und dadurch zu gesicherten Einnahmen kommen. Diese Initiative muss mit viel Verantwortung und Kompetenz angegangen werden. Sie könnte auch helfen, das Kapital zu verringern, das heute ständigen Schwankungen unterliegt und schwer zu verwalten ist. Kapital in Immobilien investieren, ist sicherer und bringt höhere Gewinne ein.
8.7 Fast alle Provinzen haben ein Geldvermögen. Die Schwankungen und Vielschichtigkeit der Finanzmärkte und die starren Normen der nationalen und internationalen Kontrolle erfordern Erfahrung und technische Kompetenz, die man nicht von allen Provinzverwaltern erwarten kann. Bis jetzt haben die Generalverwaltung und einige Provinzen und Prokuren (Italien, DSP, NAP…) als Kanäle gedient, um das Patrimonium von verschiedenen Provinzen zu verwalten.
Die neuen internationalen Standards für Transparenz, sowohl für das Eigentum als auch für die verschiedenen Kapitalbewegungen, haben uns gezwungen, einige Änderungen vorzunehmen, um die Verwaltung an die neue Gesetzgebung anzupassen. Die Wahl von vertrauenswürdigen Instituten, die Diversifizierung der Produkte und auch der Institutionen, die ethische Dimension, die Klarheit und Transparenz der Investitionen, die Klugheit und Beratung sind Kriterien, an die man sich halten muss, um das in diesem Sektor immer vorhandene Risiko so niedrig als möglich zu halten.
Die Notwendigkeit, die Rechnungsprüfung von externen Beratern durchführen zu lassen, zwingt uns, die Güter, die uns die Vorsehung weiterhin mit großer Güte und Großzügigkeit anvertraut, technisch besser, strenger und verantwortungsvoller zu verwalten.
8.8 Es werden schon seit längerer Zeit Überlegungen angestellt, einen Vorsorgefonds innerhalb der Kongregation anzulegen, vor allem für Provinzen, in denen es keinerlei Unterstützung und keine soziale Sicherheit gibt.
Nach erfolgten Untersuchungen scheint eine solche Initiative machbar zu sein. Die zwei Haupthindernisse sind einerseits die Beschaffung des Anfangskapitals, das im Prinzip die Kongregation garantieren kann, und andererseits die monatliche Quote, die die Provinzen entrichten müssen. Diese könnte ziemlich hoch ausfallen wegen der Tendenz, die Zinsen von Investitionen mit einem niedrigen oder moderaten Risiko niedrig zu halten. Das Thema wird weiterhin diskutiert werden, bis es zu einem erfolgversprechenden Vorschlag kommt.
Fragen zum Nachdenken
1. Sind wir ernsthaft davon überzeugt, dass wir unseren Lebensstil ändern, die Strukturen vereinfachen und unsere Organisation und Leitung anpassen müssen, um die evangelische Armut leben und bezeugen zu können?
2. Akzeptieren wir den Fondo Comune Totale als eine bessere Form, den Individualismus zu überwinden, indem wir unsere Bilanzen der Gemeinschaft zur Entscheidungsfindung vorlegen und dem den Vorzug geben, was in unserer Evangelisierung wesentlich ist?
3. Solidarität ist der Schlüssel zur Überwindung von Ungleichheiten in der Kongregation und bei der Begegnung mit den Ärmsten. Geht unser Vertrauen auf die Vorsehung so weit, dass wir nicht nur das „Überflüssige“ zu teilen bereit sind, sondern auch das, was uns eines Tages fehlen könnte?
Autor: Pater Manuel Ferreira Horta
Übersetzung: Pater Eder Alois, mccj, Ellwangen
Zuerst erschienen am 16.10.2017 auf www.comboni.org