geboren am 08.07.1934 in Rabenstein in Passeier/I
Zeitliche Gelübde: 29.09.1957
Ewige Gelübde: 25.12.1960
Priesterweihe: 29.06.1961
verstorben am 07.12.2019 in Bozen/I
beigesetzt in Moos in Passeier


Pater Anton Graf war eine markante Persönlichkeit. Schon wegen seiner kräftigen Stimme war er nicht zu übersehen und zu überhören. Geboren wurde er am 8. Juli 1934 auf dem Seehof in Rabenstein im Passeiertal als Zweites von vierzehn Kindern. Mit zehn Jahren fand er Aufnahme im Missionshaus Milland, gehörte also zur ersten Gruppe von Schülern, mit der nach dem zweiten Weltkrieg das Missionsseminar Xaverianum neu eröffnet wurde. Täglich machte sich die Gruppe auf den halbstündigen Weg ins Vinzentinum, das Schülerheim der Diözese Brixen, um die dortige Schule zu besuchen. Seine Studienzeit verlief normal. Nach dem Abitur 1955 begann er in Bamberg das Noviziat und legte am 29. September 1957 die ersten zeitlichen Gelübde ab.

Zum Studium der Theologie am bischöflichen Priesterseminar von Brixen kehrte er nach Südtirol zurück. Am 25. Dezember 1960 weihte er sich endgültig durch die ewigen Gelübden Gott und der Mission. Am 29. Juni 1961 wurde er vom Bischof Dr. Josef Gargitter in Brixen zum Priester geweiht.

Bereits ein Jahr später reiste Pater Anton in die Mission von Südafrika aus. Damals war die Diözese Witbank das einzige Arbeitsfeld der Comboni-Missionare in Südafrika. Er begann mit dem Studium der englischen Sprache in Middleburg und anschließend der Nord-Sotho-Sprache. Dann arbeitete er in Glen Cowie bis 1967 in der Seelsorge.

Von allem Anfang an zeigte Pater Anton ein großes Interesse an der Kultur und Sprache der Leute. So lernte er auch die Sprache der Bapedi im täglichen Umgang mit den Leuten. 1967 nahm er an einem halbjährigen Kurs am „Lumko Missiological Research and Training Institute“ in der Diözese Queenstown teil. Das war eine gute Vorbereitung für eine inkulturierte missionarische Pastoral. Das Lumko Institute war bereits eine sehr bekannte Einrichtung in Afrika geworden. Ihre Gründer und Leiter waren Fidei-Donum-Priester aus der Diözese Regensburg, von denen vier später zu Bischöfen in Südafrika ernannt wurden. Die Leitung des Instituts hätte es gerne gesehen, wenn Pater Anton seine anthropologischen Studien fortgesetzt hätte.

Doch Pater Anton wurde die ausgedehnte Pfarrei Acornhoek nahe der Grenze zum Krüger National Park übertragen. Dazu musste er gleich auch noch eine neue Sprache lernen: Shangaan. Dort startete er ein „weaving project“ (Weberei). Unterstützt wurde er dabei von der Mariannhiller Schwester Cassiani Theiss, die Erfahrung mit solchen Projekten hatte. Viele Frauen verdienten sich in dieser Weberei den Lebensunterhalt für ihre Familien. Er arbeitete dort auch mit Pater Angelo Matordes von den italienischen Comboni-Missionaren zusammen. So konnte er sich langsam auch auf die Wiedervereinigung vorbereiten. Die Mission von Acornhoek war zu jener Zeit auch von den Auswirkungen des Bürgerkriegs in Mosambik betroffen. Zahlreiche Flüchtlinge kamen von dort und fanden Aufnahme und Hilfe.

1975 wurde in Maria Trost das „Training Pastoral Centre“ gegründet und eröffnet. Pater Anton wurde zum ersten Leiter ernannt. Das Zentrum entwickelte sich rasch und gut. Es wurden auch Kurse und Exerzitien für verschiedene kirchliche Dienste und Gruppen angeboten. Die Schwester von Pater Anton, Sr. Marianne Graf von den österreichischen Franziskanerinnen (Eggenberger Schulschwestern), übernahm später die Leitung des Zentrums. Wegen der dort geübten Gastfreundschaft wurde das Zentrum weit und breit bekannt und geschätzt.

1980 wurde Pater Anton gebeten, in die DSP zurückzukehren. Er wurde der Hausgemeinschaft Mellatz zugeteilt und arbeitete vornehmlich in der Missionarischen Bewusstseinsbildung und einige Jahre auch als Hausoberer. 1987 kehrte er nach Südafrika zurück und übernahm die Pfarrei Schoonoord. Hier baute Pater Anton eine neue Pfarrkirche, ein Zentrum für die Ausbildung von christlichen Laien, ein Kerzenprojekt für Blinde und eine Schreinerei. In diesen Abteilungen waren für mehrere Jahre deutsche Missionare auf Zeit (MaZ) in der Ausbildung einheimischer Kräfte im Einsatz.

2001 kam Pater Graf nach Silverton für eine Art Sabbatjahr. In dieser Zeit suchte er Kontakte mit Leuten und Lehrkräften der Universität und setzte sich durch Lektüre, Kurse und Seminare vor allem mit südafrikanischer Kultur auseinander. Seine Erfahrung suchte er als Sekretär des Sekretariats für Evangelisierung weiterzugeben in Form von Workshops und anderen Initiativen, nicht nur für die Comboni-Missionare, sondern auch für ein breiteres Publikum. Dabei hatte er mehr Zuspruch und Anklang von Seiten der Mitbrüder erwartet. Deshalb übernahm er im Jahr darauf die Seelsorge in der deutschsprachigen katholischen Gemeinde von Pretoria und die Kaplanstelle am Technikon in Pretoria West.

Ende Juli 2003 stellte er sich Bischof Paul Mogale Nkhumishe, ehemals Bischof von Witbank, inzwischen Bischof von Pietersburg/Polokwane, zur Verfügung. Der hatte ihn eingeladen, in seiner Diözese das „Mater Dei Pastoral Centre“ in der Art von Maria Trost aufzubauen. Nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Projektes, übernahm er 2008 die Pfarrei Sovenga und wirkte gleichzeitig als Kaplan an der Universität von Turflopp (jetzt University of Limpopo). Dort konnte er 2011 sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. Genau ein Jahr später starb Bischof Nkhumishe, und Pater Anton kehrte in die Diözese Witbank zurück.

Nach ein paar Jahren in der Einsamkeit auf der Missionsstation Apél in Sekhukhune zog er als Kaplan nach Gugulethu, Elukwatini, nicht weit von der Grenze zu Swasiland. Dort hatte Pater Karl Kuppelwieser ein Altenheim gebaut, das von St. Alban-Benediktinerinnen geleitet wird. Pater Anton diente den Schwestern und den Bewohnern des Altenheims als Seelsorger.

Allmählich zeigten sich Altersbeschwerden und ernste gesundheitliche Probleme. 2018 kehrte er in die Heimatprovinz zurück, zuerst nach Ellwangen, zunächst immer noch mit der Hoffnung, wieder nach Südafrika zurückkehren zu können. Doch das war nicht mehr möglich. Während eines vorübergehenden Aufenthaltes in seiner Heimat Südtirol erlitt er einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Am 7. Dezember 2019 verschied er in der Marienklinik von Bozen im Alter von 85 Jahren. Er wurde in seiner Heimat Moos in Passeier beigesetzt. Er ruhe in Gottes Frieden!

R.I.P.


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