geboren am 23.05.1914 in Mannholz/D
Zeitliche Gelübde: 06.05.1934
Ewige Gelübde: 03.05.1940
verstorben am 08.06.2007
beigesetzt in Ellwangen/D


Bruder Ludwig Kästel wurde am 23. Mai 1914 in Mannholz, Diözese Eichstätt, Bayern, geboren. Mit sechzehn Jahren schloss er sich als Bruderkandidat den Comboni-Missionaren von Josefstal/Ellwangen an. Am 1. Mai 1932 begann er das Noviziat. Am 6. Mai 1934 legte er seine ersten zeitlichen Gelübde ab. Mit den ewigen Gelübden am 3. Mai 1940 weihte er sein Leben endgültig dem Herrn und der Mission als Missionsbruder. Im selben Jahr wurde er als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen. Im Sommer 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und konnte seinen Platz in Josefstal wieder einnehmen, den er vor fünf Jahren verlassen musste.

In seiner einfachen und bescheidenen Art arbeitete er zuerst in unseren Hausgemeinschaften von Josefstal (1945-1947), Bad Mergentheim (1947-52) und Milland-Brixen (1952-1954) als Koch, verrichtete aber auch viele andere Dienste im Haus und in der Landwirtschaft. Als Koch tat er sein Bestes, um die vielen hungrigen Studenten zu sättigen, was in den Nachkriegsjahren gar nicht so einfach war.

1955 erhielt er Sendung nach Peru. Zweiundzwanzig Jahre verbrachte er dort und verrichtete seine Dienste wie immer schon in bescheidener und unauffälliger Weise. In Huánuco war er Hausmeister und Sakristan von 1955 bis 1969 und dann in Lima von 1969 bis 1977. Obwohl er sich mit der spanischen Sprache schwer tat – er hatte nie die Möglichkeit bekommen, einen Sprachkurs zu besuchen – kam er doch bei seinen vielen Arbeiten zurecht, sogar bei der Überwachung des Neubaus der Pfarrkirche von San Pedro in Huánuco.

1977 kehrte Bruder Ludwig in die DSP zurück und war von 1977 bis 1999 als zuverlässiger und vertrauenswürdiger Hausmeister der Hausgemeinschaft Mellatz tätig. Als seine Kräfte nachzulassen begannen, zog er sich 1999 nach Ellwangen ins Pflegeheim der Provinz zurück. 1994 hatte er das Diamantene Professjubiläum gefeiert. Der damalige Provinzial Pater Josef Gerner drückte in einem Brief seinen und der Mitbrüder Dank für das viele Gute aus, das er in der Heimatprovinz und in der Mission getan hatte. „Lieber Ludwig, danke für das, was du für uns alle bist; für alles, was du in Peru und unter uns getan hast; und für das, was du immer noch tust. Du weißt, dass dich die Mitbrüder sehr schätzen. Sie mögen dich und ich weiß, dass du sie auch magst.“

Im Januar 1980 wurde Bruder Ludwig gebeten, nach Mellatz zu ziehen, um als Mitglied des Noviziat-Teams die Arbeit der Novizen zu koordinieren und sie mit seiner Missionserfahrung zu begleiten. Der damalige Novizenmeister Pater Franz Weber war sehr glücklich über die Hilfe des Bruders. Soweit er konnte, versuchte Bruder Ludwig, sich überall nützlich zu machen und zu helfen. Wir werden uns immer an ihn erinnern als einen einfachen, ruhigen, bescheidenen und zuverlässigen Mitbruder, der aus tiefster Überzeugung seine Berufung als Missionsbruder gelebt hat.

Bruder Ludwig war sehr ehrlich mit sich selbst. Er spürte, wenn die Zeit gekommen war, einen Ort zu verlassen oder sich von etwas zu trennen. Deswegen bat er 1999, ins Pflegeheim nach Ellwangen umziehen zu können, da er merkte, dass er in Mellatz seine Arbeit zum Wohl der Novizen nicht mehr so erfüllen konnte, wie es erwartet wurde. Er wartete nicht, bis er wirklich nicht mehr weitermachen konnte. Man hatte den Eindruck, dass Bruder Ludwig zum richtigen Zeitpunkt den Mut hatte zu sagen: „Herr, es ist Zeit“.

Einige Wochen vor seinem Tod musste er auch gefühlt haben, dass sich seine Abreise von dieser Welt näherte. Er bat um eine Generalbeichte und die Krankensalbung. Auf seinen Wunsch hin wurde ihm die Krankensalbung in Anwesenheit der ganzen Hausgemeinschaft gespendet. Es war ein klarer Abschied von seinen Mitbrüdern, als er sich auf den Tod vorbereitete. So ging ein langes Leben zu Ende, und er wusste und glaubte, dass nur Gott die letzte Vollkommenheit schenken könne.

Bruder Ludwig war durch und durch Comboni-Missionar. Er unterhielt aber enge Kontakte mit seinen Geschwistern und Verwandten. Für sie war er „unser“ Bruder Ludwig. Er strahlte eine wohltuende Freundlichkeit aus. Er beklagte sich nie, auch wenn manchmal Dinge von ihm erwartet wurden, die seine Kräfte übertrafen. Er war sehr praktisch veranlagt, erfinderisch und kreativ, ein echter Tüftler. In Huánuco zum Beispiel stellte er eine Maschine zusammen, um Kaffee zu rösten. Mit besonderer Hingabe und Freude arbeitete er im Garten, sowohl in Lima als auch in Mellatz. Diese Arbeit erforderte oft körperliche Anstrengung. Gemüse und Blumen waren sein Stolz.

Bruder Ludwig wird immer als ein bescheidener, zufriedener und vertrauenswürdiger Mitbruder in unserer Erinnerung bleiben. Er lebte seine Berufung als Missionsbruder aus tiefer Überzeugung. Seine Verwandten, Freunde und Mitbrüder haben sein tiefes menschliches Mitgefühl und seine Freundlichkeit erfahren.

Möge der Herr diesem guten und treuen Diener die ewige Belohnung in der Herrlichkeit des Vaters geben.

R.I.P.

Pater Georg Klose