geboren am 01.08.1916 in St. Radegund/A
Zeitliche Gelübde: 09.09.1936
Ewige Gelübde: 02.02.1952
verstorben am 14.04.1984
beigesetzt in Graz/A


Mit Bruder Leopold Kohlbacher hat uns ein redlicher und liebenswürdiger Mitbruder verlassen. Er gehörte zur Gruppe von jenen großartigen Mitbrüdern, von denen es viele in der Kongregation gegeben hat, und hoffentlich auch in Zukunft viele geben wird. Er ist ein tiefgläubiger Missionsbruder gewesen, der froh, treu und ohne Aufsehen der Kongregation gedient hat. Weder im „annuario comboniano“ noch im Provinzarchiv finden sich erwähnenswerte Aufzeichnungen.

Er kam in St. Radegund (Österreich) am 1. August 1916 zur Welt. Im Alter von 17 Jahren schloss er sich unserer Kongregation an. Von 1934 bis 1936 machte er in Milland das Noviziat, legte am 9. September 1936 die zeitlichen Gelübde ab. Bis zum Krieg arbeitete er als Landwirt und Mechaniker in Unterpremstätten. Ende 1938 wurde er einberufen. Er machte die Feldzüge in Polen, Norwegen und Russland mit. Durch eine Verwundung verlor er das rechte Auge. 1946 konnte er endlich wieder nach Messendorf zurückkehren und am 2. Februar 1952 die ewigen Gelübde ablegen, die wegen des Krieges ständig verschoben werden mussten.

Bruder Leopold hat sein ganzes Leben in der Heimatprovinz verbracht, und zwar in den Hausgemeinschaften von Unterpremstätten, Messendorf und Milland. Was heute für jedes Mitglied der Kongregation eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich eine Zeitlang in der Mission arbeiten zu können, ist bei ihm nicht eingetroffen: Er hat nie Missionssendung erhalten. Von seinen zwölf Geschwistern wählte eine Schwester den Ordensberuf, ein Bruder wurde Steyler Missionar. Wenn wir unsere Publikationen „Werk des Erlösers“ und „Stern der Neger“ durchblättern, finden wir keine einzige Zeile, die von ihm berichtet. Es überrascht geradezu, dass im „Chronist“ von 1948 sein Name aufscheint im Zusammenhang mit der Restaurierung des Seminars von Unterpremstätten, das während des zweiten Weltkrieges stark beschädigt worden war. Dort wurde berichtet, dass Bruder Leopold eine Rahmensäge gebaut hatte. Das passte zu ihm, denn er war ein sehr „erfinderischer“ Mensch, wie der Hausobere Pater Alfred Putz beim Sterbegottesdienst betonte. Bruder Leopold war sehr begabt und stellte seine Fähigkeiten in den Dienst der Mitbrüder und der Kongregation. Er hatte eine geschickte Hand und war ein gewissenhafter Arbeiter. Er war aber nicht nur ein guter Arbeiter, sondern auch ein treuer, humorvoller und geselliger Mitbruder. Die Mitbrüder von Milland bezeichneten ihn als einen wahren Freund und als eine loyale Person. Aber das ist nicht alles. Er war auch ein großer Verehrer des Herzens Jesu und der Gottesmutter.

Bruder Leopold hatte im Verlauf seines Lebens mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er musste sein Studium bei den Herz-Jesu-Missionaren nach zwei Jahren abbrechen. Da er aber unbedingt sich einer Gemeinschaft mit Gelübden anschließen wollte, bat er um Aufnahme bei den Comboni-Missionaren. Seine Schwerhörigkeit, der Verlust eines Fingers, mehrere Verletzungen und Krankheiten erschwerten sein Arbeiten. Jedoch hörte man ihn nie klagen.

Er war sehr weltoffen. Beim Fernsehen bediente er sich eines Kopfhörers, so dass er wie ein Astronaut aussah. Er zeigte immer großes Interesse an den kirchlichen und politischen Ereignissen. Wir verdanken ihm eine kurze Chronik von Messendorf. Er setzte sich mit aller Kraft für den Erhalt dieser Niederlassung ein. Es war die zweite Gründung der Kongregation im deutschsprachigen Raum (1908). Später wurde das Haus erweitert, um Bruderkandidaten aufzunehmen. Dieser talentierte und erfinderische Bruder musste sich jahrelang um das Haus kümmern, das nie einem klaren Zweck zugeführt wurde, so dass man öfters nahe daran war, es zu verkaufen. Er litt natürlich darunter.

So lebte er mehr im Hintergrund und bekam nie eine Chance, in die Mission auszureisen. Pater Alfred Putz sagte beim Beerdigungsgottesdienst: Bruder Leopold ist „im vollen Sinn des Wortes ein Missionar gewesen“. Das veranlasste mich nachzudenken, denn ich glaube, es war keine Übertreibung. Bruder Leopold trat in die Kongregation ein, um in der Heimat oder in der Mission zu arbeiten, wo er eben gebraucht wurde. Es war ihm klar, dass nicht die Anzahl von Einsatzorten einen Missionar ausmacht, sondern der gewissenhafte, ausdauernde und großherzige Dienst an den Mitbrüdern und der Kongregation. Er war wie Comboni überzeugt, dass die jungen Kirchen Afrikas die Unterstützung und Hilfe der alten Kirchen brauchten. Comboni verbrachte viel Zeit in Europa, um die Kirche zu mobilisieren. Er suchte Leute, die bereit waren, sich ganz der Missionsarbeit zu weihen. Ich glaube, Comboni schätzte jene, die sich für ihn und für die Mission in Europa einsetzten, nicht weniger als jene, die in Afrika arbeiteten. Ich glaube, dass das Missionswerk früher als Ganzes gesehen wurde, und dass die Mitbrüder, die nie in die Mission ausreisen konnten, sich dennoch als vollwertige Missionare betrachteten. Bruder Leopold hat sich immer voll und ganz eingesetzt. Für ihn war nicht so sehr das „Wo“ sondern das „Wie“ wichtig.

Mit welchen Gedanken mag er sich wohl während der letzten vier Wochen beschäftigt haben, als er nicht mehr sprechen konnte! Ohne Zweifel empfand er eine tiefe Freude darüber, dass 1983 in Messendorf ein neues Seminar und ein Missionszentrum gegründet wurden. Auf diese Weise begann für die Niederlassung eine neue Ära. Dafür hatte er sich viele Jahre lang eingesetzt. Er wird für das Missionshaus Messendorf und für seine Hausgemeinschaft ein großer und erfolgreicher Fürsprecher bei Gott sein. Bruder Leopold verschied am 14. April 1984 in Messendorf. Er war schon länger kränklich und herzleidend. Sein Tod kam aber trotzdem unerwartet.

R.I.P.

Bruder Bruno Haspinger