geboren am 09.01.1905 in St. Nicolaus in Ulten (BZ)/I
Zeitliche Gelübde: 01.11.1924
Ewige Gelübde: 25.12.1931
verstorben am 01.01.1990 in Bongani/RSA
beigesetzt in Lydenburg/RSA


Bruder Josef Gruber wurde am 9. Januar 1905 in St. Nicolaus in Ulten geboren. Einen Monat nach seiner Geburt erlitt Vater Martl, ein Saisonarbeiter, einen Herzinfarkt, so dass er für den Rest seines Lebens vollständig gelähmt blieb. Somit fehlte der Familie der Brotverdiener. Mutter Moidl musste nun für ihre Kinder allein sorgen, zwei Mädchen und vier Buben. Damals gab es im Ultental weder Straßen noch Industrie, und viele hatten noch nie eine Eisenbahn oder ein Auto gesehen. Auf 1500 m Meereshöhe waren die Erträgnisse der Landwirtschaft sehr bescheiden: Kartoffeln, etwas Getreide, Milch, die aber entrahmt wurde, um Butter für den Verkauf herzustellen, und Eier, von denen auch die meisten verkauft wurden, um notwendigere Dinge zu kaufen.

Moidl und Martl lebten in einem kleinen Holzhaus, das sie von einem Postboten des Ortes gemietet hatten. Gezwungen durch die Krankheit ihres Mannes, begann die Mutter von Haus zu Haus zu gehen, um Almosen zu bitten, und zwar jeden Tag, bis Josef vierzehn Jahre alt wurde. Wenn die Mutter zurückkehrte, schaute ihr Mann in den Bettelkorb hinein, und wenn er Geld darin fand, legte er es beiseite mit der Bemerkung: „Das ist für die Missionen. Wir können mit Milch, Brot und Kartoffeln auskommen“. Er betete ständig den Rosenkranz für die Bekehrung Afrikas.

Josef, den man Seppi nannte, war der lebendigste nicht nur der Geschwister, sondern auch in der Volksschule von St. Helena, fünf Kilometer vom Dorf entfernt, wo eine Ordensschwester, seine Tante, Unterricht erteilte. Wenn sie versuchte, ihn zu bestrafen, bewarf er sie mit Dornen und Brennnesseln. Der alte Priester Zangherle, der für die neun Familien des kleinen Weilers St. Moritz verantwortlich war und sein Leben damit verbrachte, Brunnen zu graben, warf ihn aus dem Katechismus-Unterricht hinaus und weigerte sich, ihn wieder hereinzulassen. Der Kurat von St. Nikolaus hatte Mitleid mit Josef und erlaubte ihm, die erste heilige Kommunion im Alter von zwölf Jahren zu empfangen, während die anderen Kinder bereits mit acht Jahren zugelassen wurden.

Ich habe nichts vergessen

Er überraschte alle, als er in Milland um Aufnahme als Missionsbruder bat. Am 1. November 1922 begann er das Noviziat, und zwei Jahre später legte er die ersten zeitlichen Gelübde ab. Am 28. April 1928 ging er zum Militärdienst nach Caserta, wo er bis zum 29. September 1929 für die Maultiere verantwortlich war. Seine Freunde von St. Nikolaus und St. Moritz schrieben seine missionarische Berufung den Leiden seiner Eltern zu. Bis heute sprechen die Alten des Tales vom großen Wunder des Missionsbruders. Am Weihnachtstag 1931 legte er in Milland die ewigen Gelübde ab. Bis 1935 gehörte er zur Hausgemeinschaft Milland und war als Schuhmacher tätig. Er hatte sich entschlossen, Missionar zu werden, weil er nach Afrika gehen wollte. Mit großer Freude nahm er die Bestimmung für das Apostolische Vikariat Lydenburg in Südafrika an. Am 8. Oktober 1935 verließ er mit anderen Missionaren den Hamburger Hafen.

Überall, wo er gebraucht wurde, erfüllte er gewissenhaft seine Aufgaben: in Maria Trost, Belfast, Jagdlust, Carolina, Steelport, Burgersfort und Bongani. In Maria Trost, wo er zuerst als Schuhmacher gearbeitet hatte, kümmerte er sich später auch um die Landwirtschaft und zeigte großes Interesse für die Natur. Bruder Josef lebte die Armut mit all ihren Folgen. Nachdem er alles verlassen hatte, schaute er nie mehr zurück und ging froh und bescheiden seiner täglichen Arbeit nach. Nie ist er nach Europa zurückgekehrt, um Ferien zu machen und seine Verwandten zu besuchen. „Ich habe zu Hause nichts vergessen“, gab er dem Oberen zur Antwort auf die Frage, warum er nicht seinen Geschwistern einen Besuch abstatten wolle.

Arm kam er zur Welt, und arm ist er gestorben, aber sein Glaube ist gewachsen, und das ständige Gebet ist immer mehr Teil seines Alltags geworden. Während seiner letzten Lebensjahre, die er in Bongani verbrachte, interessierte ihn immer weniger, was um ihn herum geschah, er war aber immer bereit, die Mitbrüder bei ihren Gebeten zu begleiten. Er klagte oft: „Ich bin alt, die heutige Welt ist schlecht, ich würde gerne bald sterben“.

Wie sein Vater verbrachte er viel Zeit mit dem Rosenkranzgebet. Er dankte Gott für das lange Leben und betonte, dass er bereit sei zu sterben. Er war seinem Heimatdialekt und der Speisekarte seiner Kindheit treu geblieben. Sein Lieblingsessen war Brot und Milch. Am letzten Tag des Jahres ging er schlafen wie immer. Das neue Jahr hat er im Paradies begonnen. Er verschied in Bongani am 1. Januar 1990. Er wurde in Maria Trost begraben.

R.I.P.

Pater Karl Kuppelwieser