geboren am 03.08.1947
Zeitliche Gelübde: 01.05.1970
Ewige Gelübde: 11.04.1977
verstorben am 26.06.2023
Mit Bruder Erich Stöferle starb am 30. November 2023 der letzte in Südafrika arbeitende deutschsprachige Mitbruder. Diese waren es, die das Missionswerk dort vor fast genau hundert Jahren begonnen hatten. Bei der Hundertjahrfeier am 14. Oktober 2023 war Bruder Erich noch mit den anderen Mitbrüdern auf dem Friedhof in Maria Trost bei Lydenburg, wo er nun mit 36 verstorbenen Landsleuten ruht.
Bruder Erich ist am 3. August 1947 in Ringingen bei Ulm in einer von Landwirtschaft und Handwerk geprägten Familie geboren und aufgewachsen. Mit 20 Jahren trat er am 4. November 1967 mit einer Ausbildung als Elektriker ins damals noch alte Missionshaus Josefstal ein. Die Landwirtschaft war gerade in die neuen Gebäude umgezogen, die Mitbrüder wohnten aber noch im alten Missionshaus. Wenige Monate später begann er am 1. Mai 1968 in Mellatz das Noviziat, zum ersten Mal zusammen mit den Priesternovizen. Nach der ersten Profess zwei Jahre später absolvierte er zunächst in Saarbrücken die Meisterschule und schloss sie mit der Meisterprüfung ab. Bei dieser Ausbildung geht es nicht nur um die fachliche Qualifikation, sondern auch um die Fähigkeit, ein Unternehmen zu führen und Lehrlinge auszubilden. Von 1971 bis 73 konnte man ihn mit seinen Fachkenntnissen in Josefstal beim Neubau des dortigen Missionshauses gut brauchen. Außerdem war er der verantwortliche Präfekt der meist noch sehr jungen Brüderkandidaten. Es war nach dem Konzil, eine Zeit großer Umbrüche. Große Hoffnung machte die beginnende KIM-Bewegung (Kreis junger Missionare). Das traditionelle Bild des Brudermissionars als wenig ausgebildetem Helfer der Patres wurde in Frage gestellt. Ziel war der beruflich qualifizierte Mitarbeiter auf Augenhöhe mit den Patres.
Aus dieser Zeit stammt eine Bemerkung von Pater Anton Baumgart. In seiner Empfehlung für die Zulassung zu den Ewigen Gelübden schreibt er über Bruder Erich: „In seinem Ausbildungsjahr auf der Meisterschule in Saarbrücken, wo Erich ganz auf sich selber gestellt war, hat er deutlich erkennen lassen, dass er weiß, wohin er gehört und was sein Berufsziel ist. Eine Berufskrise hab ich an ihm nie beobachten können; ich schreib dies seinem fortgeschrittenen Alter zu. Er musste sich schon vor seinem Eintritt klar überlegt haben, was er will.“ Weiter schreibt er: „Bei seiner Begabung hätte er zweifellos das Zeug dazu gehabt, in einem weltlichen Beruf Karriere zu machen. Er hätte (wie bezeichnenderweise vom andern Geschlecht mir gegenüber hervorgehoben wurde) längst eine Lebensgefährtin an sich binden können.“ Die Ewigen Gelübde legte er 1977 in Kenia ab, wo er seit 1976 arbeitete.
Vier Jahre vor der Wiedervereinigung (1979) war er unter den ersten drei Brüdern aus Deutschland, die ab 1975 die Polytechnische Schule in Gilgil in Kenia aufbauten und in Betrieb nahmen. Dort leitete er zunächst die Ausbildung in Elektrotechnik, bevor er bald darauf zum Direktor der ganzen Schule wurde.
Nach dem Generalkapitel und der Wiedervereinigung der beiden bisher selbstständigen Kongregationen 1979 wurde für die gesamte Kongregation eine Verbesserung der Ausbildung der Brudermissionare angestrebt. Dazu wurde, vergleichbar mit dem Scholastikat für angehende Priestermissionare, ein internationales Zentrum für die jungen Brudermissionare vorgeschlagen. Als erstes wurde ein solches Zentrum 1982 in Gilgil eröffnet. Bruder Erich wurde als erster Bruder zum Hausoberen dieser Gemeinschaft ernannt.
Doch Gilgil erwies sich als nicht ideal für das Brüderzentrum. Der Generalrat suchte deshalb nach einem Ort in Nairobi. Bruder Erich wurde gebeten, nach einer entsprechenden Weiterbildung dieses Zentrum zu leiten. Dazu jedoch fühlte er sich nicht in der Lage und bat, davon abzusehen. Die Generalleitung entsprach seiner Bitte und schlug ihm dann vor, in Rom und in Israel den Erneuerungskurs von mehreren Monaten, der jedem Comboni-Missionar um die Mitte seiner aktiven Zeit zusteht, zu machen.
Nach Abschluss dieses Kurses kam er 1986 nach Deutschland und wurde Hausverwalter in Josefstal und Mitarbeiter in der beruflichen Ausbildung der Brüderpostulanten. Nebenher war er auch verantwortlich für das „Werk des Erlösers“ von Josefstal.
1993 kehrte er für fünf Jahre nach Kenia zurück, um die Leitung der Schule in Gilgil wieder zu übernehmen. Die Schule und das daran angeschlossene Bauunternehmen waren inzwischen in einer sehr schwierigen personellen und finanziellen Situation. Es war auch die Zeit, in der die Auswirkungen der Immunkrankheit Aids unter den Afrikanern immer schlimmer wurden. Dazu kamen politische und soziale Unruhen mit Streiks und Klagen vor Gericht. 1995 kam noch ein schwerer Unfall mit einem Lastwagen der Schule ohne seine Beteiligung dazu, bei dem einige Mitarbeiter schwer verletzt wurden.
Erschöpft von all dem kam er 1998 auf Heimaturlaub. Im Sommer dieses Jahres, während eines Aufenthalts in Messendorf, erlitt er einen Blutsturz, der eine sofortige Operation in Graz notwendig machte: Diagnose Lungenkrebs mit Metastasen. Die Hälfte seiner Lunge musste entfernt werden.
Nachdem er sich wieder halbwegs erholt hatte, kehrte er 1999 nicht mehr nach Kenia zurück, sondern ging nach Südafrika. Die folgenden fast 25 Jahre glichen einer gesundheitlichen Achterbahn mit verschiedenen Chemotherapien. Er war Haus- und Provinzverwalter, kümmerte sich um die technischen Einrichtungen in den Häusern, um die Verbreitung der südafrikanischen Comboni-Zeitschrift Worldwide usw. Wer nicht von seiner Krankheit wusste, merkte sie ihm nicht an. Ein portugiesischer Mitbruder und früherer Provinzoberer in Südafrika charakterisierte ihn in seinem Nachruf als „einen Menschen, der immer entschlossen und überzeugend war in seiner Art, die Dinge zu erledigen, geradlinig im Umgang mit anderen, ein sorgfältiger Arbeiter, kompetent, diszipliniert, niemals untätig, kreativ und vorausschauend, ein typischer Deutscher: direkt, organisiert, pünktlich, ein harter Arbeiter und streng mit sich selbst.“ Sein Tod kam nicht unerwartet, aber doch ganz plötzlich durch eine Lungenembolie am 30. November 2023 in Silverton bei Pretoria. Am 5. Dezember wurde er auf dem Friedhof in Maria Trost beigesetzt.
In Ringingen, der Heimatpfarrei von Bruder Erich, fand am 14. Dezember ein Gedenkgottesdienst mit Freunden und Familienangehörigen Bruder Erichs und einigen Comboni-Missionaren statt.
R.I.P.
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