geboren am 13.05.1920 in Taisten/I
Zeitliche Gelübde: 21.06.1940
Ewige Gelübde: 09.09.1946
verstorben am 14.01.2008 in Ellwangen/D
beigesetzt in Brixen/I


Bruder Alois Hintner verschied am 14. Januar 2008 im Pflegeheim der Comboni-Missionare in Ellwangen. Die Mitbrüder und das Pflegepersonal, die im Augenblick des Hinscheidens an seinem Bett standen, waren tief beeindruckt von seinem ruhigen und friedvollen Hinscheiden. Man kann sagen, dass sein Abschied von dieser Erde und seine Heimreise ins himmlische Vaterhaus seinen missionarischen und geistlichen Lebenslauf wiederspiegeln. So wie er gelebt hat, so ist er gestorben: Friedlich, stille und ruhig hat er uns verlassen.

Bruder Alois hat keine großen Werke und auch keine bleibenden Zeichen seiner Anwesenheit unter uns hinterlassen. Er war ein einfacher Missionsbruder, der den größten Teil seines Lebens in der Hausgemeinschaft von Milland verbracht hat. Er hatte das Schneiderhandwerk erlernt und es sein ganzes Leben ausgeübt. Dennoch war er ein wichtiges Mitglied in der Gemeinschaft, denn alle schätzen ihn, hatten an ihm ihre Freude. Viele Besucher haben sich später oft nach seinem Befinden erkundigt, aber kaum nach anderen Mitgliedern der Hausgemeinschaft gefragt. Er war offen für jedermann, interessierte sich für jeden Gast und fragte jeden bei oder nach der Begrüßung um den Taufnamen. „Wie heißt der Heilige?“ lautete seine Frage. Er verschwand dann in seinem Zimmer und kam bald mit dem entsprechenden Heiligenbildchen zurück und überreichte es dem Besucher. Auf dem doppelseitigen Bildchen standen der Name, eine kurze Lebensbeschreibung und eine Abbildung des Heiligen. Die meisten Besucher freuten sich über die Überraschung und staunten über die Spontaneität des Bruders und bedankten sich. Für Bruder Alois war das eine Art Apostolat.

Bruder Alois wurde in Taisten/Südtirol am 13. Mai 1920 geboren. Er stammte aus einer tief religiösen Bauernfamilie. Ein Onkel väterlicherseits, der Jesuit Johann Schwingshackl, wurde von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt und starb vor der Hinrichtung im Gefängnis; ein anderer Onkel, Bruder Andreas Schwingshackl, war Comboni-Missionsbruder und starb sehr jung in Südafrika; vier Tanten wurden Ordensfrauen. Alle sechs waren Geschwister.

Im Alter von siebzehn Jahren bat Alois im November 1937 um Aufnahme als Missionsbruder im Missionshaus Milland. Am 21. Juni 1938 begann er das Noviziat und schloss es am 21. Juni 1940 mit den ersten zeitlichen Gelübden ab. Er blieb weiterhin in Milland in der Schneiderei. Im Juni 1944 musste auch er in den Krieg ziehen und wurde in Bozen bei der Flak eingesetzt. Nach Kriegsende machte er sich auf sicheren Wegen zu Fuß auf den Heimweg, bat einen Pfarrer um einen Talar und erreichte froh und zufrieden das Missionshaus. „Im Talar bin ich eingerückt und im Talar bin ich zurückgekommen“, sagte er öfters mit sichtlicher Befriedigung und strahlendem Gesicht. Am 9. September 1946 konnte er endlich die ewigen Gelübde ablegen.

Bruder Alois setzte sich nun wieder in die Schneiderei von Milland. 1956 wurde er gebeten, in der Schneiderei von Josefstal auszuhelfen, er kehrte aber nach vier Jahren wieder nach Milland zurück. Viele Jahre versorgte er die kranken, bettllägerigen und alten Mitbrüder, brachte ihnen das Essen ins Zimmer und verabreichte ihnen die Medizin. Kamen bekannte Besucher oder Mitbrüder von anderen Hausgemeinschaften ins Haus, fragten sie bald nach Bruder Alois. Er freute sich über jeden Besuch und bot allen einen guten Tiroler Tropfen an.

Bruder Alois war sehr fromm, nahm pünktlich am Gebetsleben der Gemeinschaft teil, las gerne aus einem alten, abgegriffenen Buch ausführliche Heiligenlegenden. Oft erzählte er dann bei Tisch Begebenheiten von Heiligen, die er gelesen hatte. Äußerte jemand Zweifel an der Wahrheit von solchen Berichten, sagte er lautstark und mit großem Ernst: „Es steht geschrieben!“ Damit war für ihn die Sache erledigt.

Langsam ließen seine Kräfte nach. Mehrere Male stürzte er und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Es ging aber jedes Mal ohne größere Verletzungen ab. Schließlich musste er die liebgewordene Schneiderwerkstätte verlassen und sich in den Rollstuhl setzen. Nachdem das Haus damals über keinen Aufzug verfügte und der Bruder immer mehr zu einem Pflegefall wurde, machte man sich Gedanken um einen alternativen Aufenthaltsort. Zudem rückte der Beginn des Umbaus des Ordenshauses immer näher und der Umzug der Gemeinschaft in das gegenüberliegende ehemalige Seminar. So wurde beschlossen, ihn 2007 in das Pflegeheim der Provinz in Ellwangen zu bringen, um ihm die entsprechende Pflege anbieten zu können. Seinen Verwandten wurde versprochen, ihren Bruder und Onkel nach Milland zu überführen, sollte er fern seiner Heimat sterben. Es war für ihn sicher nicht leicht, gegen Ende seines Lebens nochmals ins Ausland zu gehen. Er hat sich aber kaum etwas anmerken lassen und auch nicht widersprochen. Willig hat er den Umzug auf sich genommen. Bruder Alois verschied am 14. Januar morgens 2008. Sein Leichnam wurde nach Milland überführt und im Friedhof neben seinen Mitbrüdern beigesetzt. Der Herr wird seinem treuen und frommen Diener einen großen Empfang bereitet und seinen selbstlosen und demütigen Dienst entsprechend belohnt haben. Die Mitbrüder behalten ihn in dankbarer Erinnerung.

R.I.P.

Pater Alois Eder