geboren am 01.05.1914 in Bachenau/D
Zeitliche Gelübde: 09.09.1933
Ewige Gelübde: 25.12.1937
Priesterweihe: 29.06.1938
Bischofsweihe: 08.11.1964
verstorben am 22.01.1991 in La Oroya/PE
beigesetzt in Huánuco (Dom)/PE
Bachenau ist ein malerisches Dorf im Süden Deutschlands, das von fleißigen und treuen Menschen bewohnt wird. Hier lebten Eugen und Bertha Kühner. Anton war das neunte von elf Kindern und wurde am Sonntag nach der Geburt getauft. Antons Kindheit ist trotz der Gräuel des Ersten Weltkriegs und der harten Nachkriegszeit ruhig verlaufen. Nach Abschluss der Grundschule in seinem Heimatdorf wurde er im Alter von elf Jahren als Student im Seminar der Comboni-Missionare von Ellwangen aufgenommen. Sein Wunsch, Missionar zu werden, wurde durch Pater Stadtmüller geweckt, der Pfarreien besuchte und mehrere Male Gast der Familie Kühner war. Nach dem Gymnasium begann Anton 1931 das Noviziat. Am 9. September 1933 machte er seinen erste Gelübde, in Anwesenheit seiner Mutter und von zwei Brüdern. Sein Vater war zwei Jahre vorher gestorben. Am 25. Dezember 1937 legte er die ewigen Gelübde ab, und am 29. Juni 1938 wurde er in Brixen zum Priester geweiht.
Im Jahr 1938 eröffneten die Comboni-Missionare eine neue Mission in Peru. Nach der Priesterweihe wurde Pater Anton nach Ellwangen versetzt und mit der Pfarrei Eggenrot betraut. Er blieb dort bis 1947. Seine Freunde erinnern sich noch mit Nostalgie an den jungen Priester, der seine Berufung mit Begeisterung lebte und voll Eifer seiner Arbeit nachging. Dann wurde er zum Rektor des Missionshauses Josefstal ernannt, das an die achtzig Studenten beherbergte. Schließlich erhielt er 1950 Sendung nach Peru.
Am 12. Juni 1950 kam er im Hafen von Callao an. Pater Anton erinnerte sich immer mit Wehmut an das erste Essen in Peru: Krabbensuppe mit Avocado-Salat. Er reiste gleich nach Huánuco weiter, wo er am 23. Juni ankam. Nach einigen Tagen begab er sich nach Llata zum Patroziniumsfest. Am 2. August wurde er zum Pfarrer der neuen Pfarrei Cristo Rey in Huánuco ernannt, zu der auch der Bezirk San Pedro gehörte. Eine anspruchsvolle Arbeit erwartete ihn sowohl in materieller als auch in pastoraler Hinsicht. Er baute unter anderem das Pfarrbüro, besserte das Dach der Pfarrkirche aus, begann den Kirchenbau von San Pedro und errichtete das Haus, in dem sich derzeit das Noviziat der Comboni-Missionare befindet. Am 22. Dezember 1952 erreichte ihn die Nachricht vom Tode seiner Mutter.
Prälat von Tarma y Pasco
1958 wurden aus Teilen der Diözese Huánuco die Prälaturen Huamachuco und Tarma errichtet. Pater Anton wurde zum Prälaten von Tarma und Pasco ernannt. Am 26. Juli 1958, dem Fest der heiligen Anna und Patronin der Pfarrei Tarma, ergriff Mons. Kühner von seiner Prälatur Besitz. Er wurde von Mons. Carlos Arce Macías, Bischof von Huánuco, in sein Amt eingeführt. Mit demselben Enthusiasmus, mit dem er sich den bisherigen Aufgaben gewidmet hatte, begann er nun seine neue Aufgabe. Am 2. Oktober 1964 wurde er von Papst Paul VI. zum Titularbischof von Avioccala ernannt und am 8. November in Rom während des Zweiten Vatikanischen Konzils von Kardinal Juan Landázuri Ricketts, Primas von Peru, zum Bischof geweiht. Mitkonsekratoren waren der Bischof von Rottenburg und Bischof A. Reiterer von Witbank/Südafrika. Die Diözese Tarma und Pasco wird die zweiundzwanzig Jahre seiner unermüdlichen Tätigkeit nicht vergessen. Er war nicht nur um das geistliche Wohl, sondern auch um den sozialen, kulturellen und materiellen Fortschritt der Bevölkerung bemüht. Ihm ist die Gründung der fünf „Clubs de Madres“ in der Stadt Tarma zu verdanken. Diese begannen als einfache Mitarbeiter der Caritas, entwickelten sich aber ständig und breiteten sich in allen Pfarreien aus. Mons. Anton hatte dadurch die Möglichkeit, seine Diözese besser kennenzulernen.
Auf seine Initiative hin wurden in der Prälatur Tarma folgende Bauten aufgeführt: die Wallfahrtskirche Señor de Muruhuay; das Haus San Martín de Porres für Priester; ein Sozialzentrum in Huanuquillo und ein anderes in Cerro de Pasco; die Pfarrkirche Señor de Burgos; das St. Paulus Knabenseminar in Tarma. Er ließ viele Kirchen und Kapellen restaurieren. „Jeder Anfang ist schwer“, schrieb Mons. Kühner über seine Tätigkeit in der Diözese, „aber der großartige, religiöse und pastorale Eifer meiner Mitarbeiter, der Comboni-Missionare und vor allem die Gnade Gottes haben den Aufbau einer Ortskirche ermöglicht, trotz der geografischen Schwierigkeiten.“
Bischof von Huánuco
Am 20. September 1980 machte er sich wieder auf den Weg nach Huánuco, dem Ort seiner ersten Tätigkeit als Missionar. Nun zieht er dort als Diözesanbischof ein. Innerhalb von acht Jahren besucht er die ganze Diözese, um die Gläubigen mit dem Wort Gottes zu beleben. Er spendet das Sakrament der Firmung und macht sich ein Bild von der Vorbereitung der Kandidaten. Vieles hat er in dieser kurzen Zeit realisiert. Wir erwähnen nur Einiges: Er stellte den Bau des Domes fertig; baute die Bischofswohnung und die Büros für die verschiedenen Diözesanämter; eröffnete das Priesterseminar wieder. Er selbst schreibt: „Die neuen Bezirke rund um die Stadt, in denen mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt, beginnen sich nach ihren religiösen Bedürfnissen zu organisieren. Das Gleiche gilt für die Pfarreien der Sierra. Besonderer Dank gebührt hier den Montfort-Missionaren von Paucarbamba, den Comboni-Missionaren von San Pedro und der Pfarrei Patrocinio. Die Diözese Huánuco betreut auch die Provinz Tocache und Uchiza, Zentrum des Kokaanbaus und des Drogenkartells. Nachdem der ‚Sendero Luminoso‘ dem Marxismus huldigte und die Weltrevolution zum Ziel hatte, kann man sich seinen unheilvollen Einfluss auf die gesamte Diözese vorstellen“.
Mons. Anton hatte die Freude, sieben Diözesanpriester zu weihen, die in den Seminaren in Arequipa und Cañete studiert hatten. Er bemühte sich gleichzeitig auch um das geistliche und intellektuelle Wohl seiner Diözesanen. Er förderte die Verehrung der Eucharistie, auch durch seine tägliche Feier der heiligen Messe. Viele Reisen hat er unternommen, um die 120 Dörfer rundum Tarma und die fast 500 der gesamten Prälatur zu besuchen, Beichten der Leute entgegenzunehmen und sie zu unterrichten. Dank seiner gesunden Natur konnte er bis vier Uhr nachmittags nüchtern bleiben. Die Gläubigen hörten ihm gerne zu, auch wenn sie ihn „nicht immer verstanden“, wie sie manchmal sagten, denn sein Spanisch war nicht gerade perfekt.
Er sorgte sich um das Wesentliche und überließ anderen die administrativen Angelegenheiten und Büroarbeiten. Er war sehr pünktlich. Als er die Prälatur verließ, konnte er sagen: „In 22 Jahren bin ich nur zweimal zu spät gekommen“. Er hatte keine festen Termine für Besucher, empfing aber alle mit Herzlichkeit und Ruhe. Kurz gesagt, er war ein unkomplizierter Mensch. Wie oft habe ich ihn sagen hören: „Man ist einfach da“ (= was zählt, ist da zu sein). Große Pastoralpläne, Planungen, bei Versammlungen ausgearbeitete Projekte? „Der Pastoralplan – sagte er – ist der anwesende Hirte“. Während er in den 1950er Jahren die Teilnahme an Kursen und Versammlungen empfahl, war er in den 60er Jahren dem gegenüber eher skeptisch eingestellt, da er sich einerseits nicht von neuen Ideen anstecken lassen und nicht abwesend sein wollte: „Der Hirte – wiederholte er oft – muss bei seinen Schafen sein“.
Mons. Anton war intelligent, und auch als Bischof studierte er und bereitete für seine Seminaristen Vorlesungen in Philosophie und Theologie vor. „Wo findet er die Zeit?“ fragte sich so mancher. „Er steht um vier Uhr morgens auf, um die Vorlesungen vorzubereiten“. Für die Bischofskonferenz war er „der Philosoph“. Jedes Problem von einiger Bedeutung beleuchtete er mit einigen grundlegenden Überlegungen. Ab und zu schickte er seinen Mitbrüdern im Bischofsamt tiefe Abhandlungen mit Einwänden und entsprechenden Antworten zu bestimmten Themen, wie Befreiungstheologie usw. Dasselbe tat er für seine Priester in Form von Hirtenbriefen. Einmal sagte ich zu ihm: „Bischof, ich habe versucht, ihren Hirtenbrief dreimal zu lesen, aber ich habe wirklich nichts verstanden“. Er antwortete mir: „Pedro, du musst mehr Philosophie studieren“.
Seine letzte Reise
Mons. Anton hatte seinen Neffen Matthias Tangel, einen ehemaligen Studenten der Comboni-Missionare, nach Peru eingeladen. Er hoffte, dass durch einen Besuch in der Mission dessen Berufung neu aufleben könnte. Der Bischof reiste nach Lima, um ihn auf dem Flughafen abzuholen und dann im Auto nach Huánuco zu bringen. Der Bischof fuhr gerne selber und auch schnell, aber an jenem Tag vertraute er einem Diakon seiner Diözese das Lenkrad an. Auf dem Rückweg, kurz nach Morococha, vor Oroya, geriet das Fahrzeug in einer Kurve ins Schleudern. Der Fahrer versuchte zu bremsen. Das Auto kippte um, nachdem es heftig gegen den Felsen geprallt war. Die beiden jungen Männer kamen mit viel Angst und einigen Kratzern davon. Der Bischof jedoch wurde schwer am Kopf verletzt und verlor eine Menge Blut. Schnell war Hilfe zur Stelle. Innerhalb einer halben Stunde war er im Krankenhaus von La Oroya: die Ärzte konnten aber nur mehr einen doppelten Herzinfarkt und den Tod bestätigen. Es war der 22. Januar 1991. Sr. René von La Oroya spendete ihm die Krankensalbung.
R.I.P.
Pater Peter Taschler / Pater Alois Eder
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