So eine Priesterweihe und Primiz hat es in sich. Für die kleine Gemeinschaft von uns Comboni-Missionaren in Brixen-Milland waren es spannende und aufregende Zeiten. Stefano Trevisan aus St. Vigil im Enneberg ist schon lange Mitglied der italienischen Provinz der Comboni-Missionare und verbrachte die letzten vier, fast fünf Jahre zum Studium in Casavatore bei Neapel, dem Studienhaus für unsere Theologiestudenten. Das Haus wurde 2006 als solches bezogen, d.h. von Rom in die Peripherie, also näher zum einfachen Volk verlegt, mit der Gelegenheit für praktische Einsätze an der Seite von weniger begünstigten Menschen, was grundsätzlich zum Wesen und den Aufgaben der Comboni-Missionare gehört.
Bereits letzten Sommer zeichnete sich ab, dass die Priesterweihe möglicherweise in Brixen stattfinden würde. Unsere Hausgemeinschaft war sehr gerne bereit, was immer notwendig wäre, dafür zu tun und auch die von Stefano Trevisan ausgewählten Gäste aufzunehmen. Nachdem Stefano die ganze Frage mit dem Bischof und seinen Obern geklärt hatte, sah man den Ostermontag als geeigneten Termin für die Weihe. So wollte Stefano am Ende der Studien noch ein paar Wochen mit uns verbringen und sich langsam auf das große Ereignis einstimmen. Allerdings kam nicht nur er, sondern auch das Corona-Virus stellte sich gleichzeitig ein, und es dauerte nicht lange, dann musste der Ostermontag als Weihetag fallen gelassen werden. Stefano saß damit bei uns fest, er durfte sonst nirgends wohin gehen. Es blieb ihm nur mehr übrig, die geladenen Gäste wieder auszuladen und alles abzusagen. Das Priesterseminar von Brixen hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, die Gäste unterzubringen, also fiel auch das alles flach.
Erst gegen Ende Mai konnte der Sonntag vor Peter und Paul als Weihetag festgelegt und die möglichen Besucher informiert werden. Ein Dutzend Kollegen aus Casavatore und eine nette Gruppe von Mitbrüdern aus Padua, Venegono, Trient und Bologna stellten sich rechtzeitig ein und verwandelten unsere kleine Hausgemeinschaft in einen internationalen Großbetrieb. Ein Glück, dass auch der Vintlerhof wegen des Virus alle Betten freihalten konnte, und so waren nur mehr die Fahnen zu hissen um das Großereignis anzukündigen. Für die Gäste wurden Eintrittskarten für den Dom vorbereitet und verteilt, ebenso zum kleinen Festakt nachher im Priesterseminar.
Am Sonntag vor Peter und Paul, kurz vor 15 Uhr, kündeten die Glocken von den Domtürmen den Beginn der Feierlichkeit an. Bischof Ivo Muser, nachdem er den Kandidaten nochmals um die Ernsthaftigkeit seiner Berufung befragt hatte, legte ihm die Hände auf und weihte ihn zum Priester. Damit ging der lang ersehnte Wunsch in Erfüllung und mit einem feierlichen Dankgottesdienst in der Pfarrkirche von Milland ging das große Fest zu Ende. Es folgte noch ein kleiner Ausflug nach St. Vigil und die Fanesalm als besonderes Ereignis für die Kollegen aus den verschiedensten afrikanischen Ländern. Am Dienstag, den 30. Juni reisten die letzten Gäste ab und wir Millander hatten auch wieder unseren gewohnten Alltag.
Br. Bruno Haspinger
Hier können Sie ein Video von der Priesterweihe anschauen oder einen ausführlichen Bericht über die Feierlichkeiten lesen.